Bad Tölz:500 Laptops für Flüchtlinge

Bad Tölz: Waltraud Haase und Thomas von Rüden mit dem Laptop.

Waltraud Haase und Thomas von Rüden mit dem Laptop.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Der Tölzer Verein Asylplus bietet Sprachtrainings über das Internet an - und bekommt dafür Laptops von Google

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Vor gut eineinhalb Jahren hat Waltraud Haase zusammen mit Thomas von Rüden das "Tölzer Modell" entwickelt, einen computergestützten Sprachunterricht für Flüchtlinge. Was damals in Haases Wohnzimmer begann, entwickelte sich zu einer Erfolgsstory. Sie gründeten den Verein Asylplus, der bundesweit inzwischen 470 Computer in 27 Sprachzentren bereitstellt.

"Wir sind praktisch in ganz Deutschland präsent", sagt Haase. Das soll aber nicht das Ende sein. Der Verein hat sich Kooperationspartner gesucht, um Geflüchteten eine weitaus breitere Palette an Hilfen anzubieten - von Notebooks über Sprachpaten bis zum Online-Hochschulstudium. "Wir wollen noch besser werden", sagte Haase am Freitag bei einer Informationsveranstaltung im "Weltraum" am Vichyplatz.

Fünf Millionen Dollar hat das US-Unternehmen Google in 25 000 sogenannte Chromebooks für Geflüchtete gesteckt. Asylplus zählt in Deutschland zu den ersten sechs Vereinen und Organisationen, die davon profitieren. Der Verein bekam 500 Stück dieser internetbasierten Laptops. Flüchtlinge erhalten damit Zugang zu Informationen, Hilfen und Bildungsangeboten.

Am PC können Flüchtlinge Gespräche üben und sogar online studieren

Die humanitäre Organisation "NetHope" aus den USA bündelt diese Online-Offerten und bereitet sie für gemeinnützige Vereine auf. "Wir waren beeindruckt von der Arbeit von Asylplus", sagt Sabine Fleischmann, Leiterin des Projekts "Reconnect" bei NetHope. Vereinsvorsitzender Rüden sieht darin "eine internationale Bestätigung unserer Arbeit".

Der Verein "Volunteer Vision" hat eine Sprachpatenschaft per Videoübertragung à la Skype initiiert. Die Idee: Mitarbeiter von Firmen arbeiten am PC als Mentoren mit Flüchtlingen. Das zehnwöchige Konversationstraining umfasst jede Woche ein anderes Thema wie Einkaufen, Arztbesuche oder Jobsuche. "Asylplus war einer der allerersten, der uns die Chance gab, dieses Projekt zu testen", so Julia Winkler, Mitbegründerin von "Volunteer Vision".

Ein Hochschulstudium will die Kiron-University den Asylsuchenden ermöglichen. Viele Universitäten auf der Welt filmen ihre Vorlesungen filmen und stellen sie ins Netz. Die Kiron-University bündelt diese Kurse und baut sie zu Modulen zusammen. Zwei Jahre können Flüchtlinge online studieren und Zertifikate erwerben, danach für weitere zwei Jahre eine Partneruni besuchen. Derzeit gibt es vier Studiengänge.

Bad Tölz ist eine "Vorbildstadt" für Apps

Die Rolle von Asylplus sei dabei, die Studierenden individuell mit Computern auszustatten, sagte Julia Mehr. Eine App, die Asylbewerber mit aktuellen lokalen Informationen versorgt, haben Studenten der Uni Regensburg und der TU München auf Initiative von Haase entwickelt. Bad Tölz sei "eine der ersten Vorbildstädte, die Pate stehen" für solche Apps, sagte Sven Seeberg von der Uni Regensburg.

Ein anderer Kooperationspartner ist die Agentur für Arbeit, die Flüchtlinge mit dem Projekt "Forward" zügig an den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt heranführen will. Mit dem Tölzer Modell leiste Asylplus eine wesentliche Vorarbeit, sagte Udo Kohnen, Agentur-Leiter für Bad Tölz-Wolfratshausen.

Zu den Verbesserungen, die sich der Verein vorgenommen hat, zählt auch die neue Homepage unter www.asylplus.de. Mit einem reduzierten Design und international verständlichen Symbolen sollen sich auf der Lernplattform auch jene zurechtfinden können, "die noch nicht alphabetisiert sind", sagte Fiona Butscher, die den neuen Auftritt mit einwickelt hat. "Das funktioniert bisher super, wir kriegen ein gutes Feedback aus den Kursen."

Das gab auch Thomas Bigl, Sachgebietsleiter Sozialwesen im Landratsamt, dem Verein. Asylplus biete "eine perfekte und vorbildliche Online-Betreuung". Bürgermeister Josef Janker (CSU) zeigte sich stolz, dass das Tölzer Modell "überregional Aufmerksamkeit" findet.

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