Süddeutsche Zeitung

Bad Heilbrunn:Herausputzen fürs große Fest

2026 wird die farbenfrohe Kirche Sankt Kilian in Bad Heilbrunn 300 Jahre alt. Jetzt hat die Planung für die umfassende Renovierung begonnen

Von Sandra Freudenberg, Bad Heilbrunn

Die Pfarrkirche Sankt Kilian in Bad Heilbrunn steht vor einer umfangreichen Renovierung. Dabei hat die Kirche das seltene Glück, nur ein Drittel der Kosten tragen zu müssen, den Rest übernimmt der Freistaat. Um rechtzeitig zum 300. Kirchenjubiläum im Jahr 2026 fertig zu werden, soll 2023 mit den Arbeiten begonnen werden. Die Kirche wird dann über einen längeren Zeitraum geschlossen sein. Die angrenzenden Gräber erhalten in der Bauphase schützende Überbauten.

Vergangene Woche haben Lokalpolitiker, Kirchenpfleger, der Pfarrer und Behördenvertreter das Projekt schon einmal erläutert. Während der Landtagsabgeordnete Martin Bachhuber (CSU) lässig an einer Kirchenbank lehnend Anekdoten zum Besten gab, erklärten die Bauamtsmitarbeiter aus Weilheim mit angebrachtem Ernst ihr Vorgehen: In den Jahren 1931 und 1932 wurde die Kirche erweitert. Genau das sei der Grund dafür, warum das Staatliche Bauamt nun den Schwarzen Peter habe und den Großteil der Kosten tragen müsse, so Abteilungsleiter Benjamin Kleineberg. Hat der Staat nach der Säkularisierung nämlich einmal gebaut, so stehe er in der Pflicht sich an den Kosten zu beteiligen.

Als Heilbrunner Bürgermeister sieht Thomas Gründl (CSU) die Sache freilich etwas anders: "Es ist nicht der Schwarze Peter, den sie gezogen haben, sondern eine Ehre, unsere Kirche renovieren zu dürfen", scherzte er. Pfarrer Karl Bopp, sichtlich gerührt von der vielen Aufmerksamkeit, wies darauf hin, dass man dennoch auch auf Spenden angewiesen sei. Peter Aumann, Baudirektor im Bauamt Weilheim, schätzt die Kosten auf 2,8 Millionen Euro und beruft sich dabei auf andere Sanierungsprojekte, zum Beispiel bei der Wieskirche. Dieses Beispiel wählte er dabei bewusst. "Denn wie bei der Wieskirche geht es auch bei der Kilianskirche um eine Rückführung zur alten Schönheit."

Ein Blick in die Geschichte zeigt, dass eine solche Kirchensanierung nicht immer leicht ist, auch, wenn alle eigentlich das Beste wollen: Die angesehenen Kunstmaler Josef und Sebastian Schäfer aus München zum Beispiel hatten 1881 die Restaurierung der ganzen Kilianskirche übertragen bekommen. Im Laufe der Arbeiten kam es jedoch zu schweren Zerwürfnissen zwischen den Beteiligten. Die Arbeit wurde bis zur Versöhnung sogar eingestellt.

Vom Sommer 1982 bis zum Patrozinium am 7. Juli 1985 wurde die Kirche zuletzt renoviert. Dabei hatten die Restauratoren festgestellt, dass die Ockertöne in der Laibung der Fenster nicht ursprünglich waren, sie wurden deshalb umgestrichen. Gewölbe und Stuck wiesen damals Verschmutzungen auf, die abgebürstet werden mussten. Heute sind diese aufgrund der Heizung noch erheblich mehr geworden.

Das Gewölbe war bis 1982 in Blautönen gefärbt, was nicht der Originalfassung von 1726 entsprach. Ursprünglich war das Gewölbe wohl in einem lichten Grün gehalten, die Stichkappen waren hellrosa. Daher entschied man sich bei der jüngsten Restaurierung, die Hauptflächen des Gewölbes im Schiff und Chor in ein samtenes Smaragdgrün aus geriebenem Malachit zu tauchen. Das helle Ocker der Stichkappen erzeugten die Fachleute der Firma Wiegerling aus Bad Tölz mittels selbstgebrannten Ockers. Noch heute hebt sich der in gebrochenen Weiß gefasste, üppige Stuckdekor in vornehmer Weise von den zarten Hintergrundfarben ab.

Wo die Gottesdienste stattfinden sollen, wenn die Kirche saniert wird, steht noch nicht fest. Pfarrer Bopp kann sich aber eine Kooperation mit der evangelischen Kirche gut vorstellen.

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Quelle:
SZ vom 28.07.2020
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