Bad Heilbrunn:Flüchtlinge werden offen empfangen

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Ein Unterstützerkreis versucht, den 15 Asylbewerbern in Bad Heilbrunn das Eingewöhnen zu erleichtern. Bürgermeister Gründl will die Bürger ins Boot holen - und übt Kritik am Landratsamt.

Felicitas Amler

Die christliche und die politische Gemeinde Bad Heilbrunn sind darum bemüht, den derzeit 15 Asylbewerbern in ihrem Ort das Leben zu erleichtern. Auf Initiative des katholischen Pfarrers Christian Hartl und seines evangelischen Kollegen Johannes Schultheiß hat sich ein bisher zwölfköpfiger Unterstützerkreis gebildet. Es wurde ein ehrenamtlicher Übersetzer gefunden, ein erstes Treffen der Anlieger mit den Menschen aus Syrien, dem Irak und der Türkei ist terminiert, und es gibt eine Heilbrunnerin, die sie in Deutsch unterrichten will.

Willkommen in Bad Heilbrunn: Der malerische Ort im Süd-Landkreis gibt sich alle Mühe, eine Gruppe von Asylbewerbern zu integrieren. (Foto: Manfred Neubauer)

Die Asylbewerber sind seit einer Woche in Bad Heilbrunn, wo sie im ehemaligen Personalheim eines Kurbetriebs einquartiert wurden. Formal ist das Landratsamt Bad Tölz-Wolfratshausen für sie verantwortlich. Die stellvertretende Leiterin des Sozialamts, Karina Schultz, und ihre Mitarbeiter sind "fast jeden Tag draußen", helfen bei der Verteilung des zweimal die Woche in Paketen angelieferten Essens und beantworten Fragen - "soweit's mit Händen und Füßen geht", wie Schultz lachend sagt. Dass inzwischen der in Tölz ansässige Goldschmied Saba Al-Day als Arabisch-Übersetzer einspringt, ist für sie eine Erleichterung.

Überhaupt zeigt sich Schultz angetan von der Hilfsbereitschaft für die Asylsuchenden: "Ich bin begeistert." Das Amt habe sich anfangs ja nur um das Existenzielle - Unterkunft, Ernährung - kümmern können. Alles Weitere sollte anschließend geklärt werden. Doch was Kontakte, Sprache und ähnliches angehe, so die Sprecherin des Sozialamts, "schaut es fast so aus, als müssten wir uns nicht mehr allzu viel kümmern".

Wichtige Impulse sind von den Pfarrern ausgegangen. So hat Christian Hartl am vergangenen Sonntag im Gottesdienst einen Appell aus christlicher Sicht geäußert, den Asylbewerbern zu helfen. "Wer weiß", sagte er am Ende, "vielleicht aktualisiert Gott in ihnen die Herbergssuche, die sich vor zwei Jahrtausenden ereignet hat."

Sehr viele riefen an, berichtet Hartl, und böten Unterstützung an, viele fragten, was sie tun könnten. So habe er etwa dem Burschenverein geantwortet, er solle doch den jungen Männern unter den Asylbewerbern die Wanderwege um Bad Heilbrunn zeigen. Man könne sich auch vorstellen, mit ihnen Fußball zu spielen. Wichtig sei es jedenfalls, dafür zu sorgen, dass die Flüchtlinge auch aus der Unterkunft herauskommen: "Wir stecken alle in unserem Alltag, unseren Aufgaben, aber die haben den ganzen Tag nichts anderes, als mit dieser Situation umzugehen."

Man müsse verhindern, dass sich "Frust und Enttäuschung aufstauen". Der evangelische Pfarrer Schultheiß überlegt aus denselben Gründen, im Gemeindehaus ein Internet-Café einzurichten. Bei aller gebotenen Herzlichkeit müsse man natürlich "die Behutsamkeit wahren", betont Pfarrer Hartl: "Die Leute sind traumatisiert."

Bürgermeister Thomas Gründl will ebenfalls dazu beitragen, Hilfen zu koordinieren, und für Aufklärung in der Bevölkerung sorgen. Gründl kritisiert, dass die Gemeinde nicht schon vor der Ankunft der Menschen stärker einbezogen worden sei. Er schreibt dies aber der personellen Überlastung im Landratsamt zu. Für "eine dörfliche Gemeinde" sei die Anwesenheit von Asylbewerbern eine ganz ungewohnte Situation, sagt der Bürgermeister. Da gelte es auch, die Anwohner "ins Boot zu holen". Bei einem Teekränzchen werde dies geschehen.

Im Landratsamt ist man derweil "fieberhaft", so Schultz, auf der Suche nach einer Gemeinschaftsunterkunft (GU). Die unterscheidet sich von einer dezentralen wie der in Bad Heilbrunn durch ihre Größe - mindestens 50 Asylbewerber - und Organisation. Denn in jeder GU arbeitet ein Verwalter. Sollte der Landkreis im Auftrag der Regierung von Oberbayern eine GU einrichten, würden die Asylbewerber aus Bad Heilbrunn dorthin umquartiert. "Die Regierung hat höchstes Interesse daran", erklärt Schultz, "weil eine Gemeinschaftsunterkunft billiger ist als eine dezentrale."

© SZ vom 16.12.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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