Bad Heilbrunn:Einstimmen und abstimmen

Bad Heilbrunn: Die Frauen des Chors "Just Eve" nehmen ihren Gesang ernst: Elisabeth Göbel, Christiane Matt, Britta Schultheiß, Raphaela Engel, Angela Maaß, Vanessa Elsasser und Christiane Probst (v.l.).

Die Frauen des Chors "Just Eve" nehmen ihren Gesang ernst: Elisabeth Göbel, Christiane Matt, Britta Schultheiß, Raphaela Engel, Angela Maaß, Vanessa Elsasser und Christiane Probst (v.l.).

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Der nächste Auftritt des Frauenchors "Just Eve" soll ein Gesamtkunstwerk werden

Von Sabine Näher, Bad Heilbrunn

Auf den ersten Blick ein gewöhnlicher Probenraum: Ein Klavier, aufgeschlagene Noten, Stühle im Halbkreis, ein Tisch mit Teekanne und Bechern. Aber daneben, sorgsam drapiert und ausgebreitet: elegante Cocktailkleider, in leuchtenden Rottönen. Wozu braucht man die in einer Chorprobe? "Wenn wir ein Konzert vorbereiten, geht es nicht nur um die Musik, vielmehr wollen wir ein Gesamtpaket schnüren", erklärt Britta Schultheiß, 35, Lehrerin für Deutsch und Englisch an der Fachoberschule und Berufsoberschule n Bad Tölz. "Die Besucher sollen ein ganzheitliches Erlebnis haben. Wir schmücken die Kirche schön aus und bereiten einen Sektempfang vor. Die Musik soll eingebettet sein in diese anderen Erlebnisse." Dazu gehört, dass die Garderobe passt. Erst im Konzert festzustellen, dass sich die Farbe des eigenen Kleides mit dem der Nachbarin beißt - dieser Fauxpas kann den Sängerinnen des Frauenensembles Just Eve nicht passieren. Sie bringen die Kleider in die Probe mit und entscheiden gemeinsam, welcher Look auf die Bühne kommt.

Gemeinsam haben sie auch den Namen für ihr Ensemble ausgesucht. "Das war ein lustiges Brainstorming", erzählt Raphaela Engel, 38, Ärztin für Schmerztherapie an der Uniklinik Bern, die zu Hause eine kleine private Praxis betreibt. "Wir wollten einen Namen, der sich von den klassischen Bezeichnungen unterscheidet, der gleich deutlich macht, dass hier nur Frauen singen, und der eingängig und gut zu merken ist." Nur Frauen: "Just Eve". Die Idee zur Ensemblegründung ging von Schultheiß aus. Sie kam 2010 aus Franken nach Bad Heilbrunn und suchte hier eine neue sängerische Betätigung. "Da Männer zum Singen immer schwer zu bewegen sind, dachte ich, ich spreche einfach mal nur Frauen an." Ihre Initiative war erfolgreich: Sechs weitere Frauen konnte sie von der Idee überzeugen, gemeinsam in der männerfreien Zone Musik zu machen. Mit Elisabeth Göbel, 32, Dekanatskantorin an der Johanneskirche in Bad Tölz, fand sie die geeignete Ensembleleiterin. Alle anderen sind keine Berufsmusikerinnen: Vanessa Elsasser ist Sozialpädagogin, Christiane Propst Hausfrau, Angela Maaß Krankenschwester und Christiane Matt Physiotherapeutin. Doch alle haben langjährige Chorerfahrung, spielen ein Instrument oder nehmen Gesangsunterricht. Denn die Anforderungen sind hoch. "Wir teilen die Noten vorher aus und erwarten, dass jede ihre Stimme zu Hause einübt. In der Probe kann ich dann gleich an die musikalische Arbeit gehen", sagt Göbel. Die eigenverantwortliche Vorbereitung ist unumgänglich, da das Ensemble sich nur einmal im Monat zur Probe trifft, und zwar sonntags. Das ist den vielfältigen beruflichen und familiären Verpflichtungen geschuldet.

"Die Proben dienen auch dem sozialen Austausch", sagt Schultheiß. "Wir haben nicht nur eine Beziehung auf musikalischer Ebene, sondern uns verbindet eine echte Frauenfreundschaft." Jede bringe hier ihr Lebenserfahrung ein, von der die anderen profitieren könnten. "Vanessa hat beispielsweise ein Kind von zehn Monaten, Angela hat eine 28-jährige Tochter", sagt Göbel. Aber auch die Männer werden eingebunden. "Mein Mann passt jetzt gerade auf unsere beiden Kinder und die Zwillinge von Raphaela auf", erzählt Schultheiß. Raphaelas Mann wird im Konzert Klavierimprovisationen beisteuern.

Vor Beginn der Probe gibt es ein großes Hallo, Umarmungen, Wiedersehensfreude. Während Göbel die Probenarbeit mit den ersten Körperübungen zur Lockerung beginnt, wird der Austausch über die neusten privaten Ereignisse munter fortgesetzt. Doch als die Kantorin zu den Stimmübungen übergeht, herrscht prompt Konzentration. Göbel schätzt das sehr: "Anders als in der üblichen Chorarbeit muss ich hier nicht jede Woche neu motivieren, sondern es herrscht eine starke Eigendynamik. So kann man ganz intensiv musikalisch arbeiten." Das zeigt sich, als das "Festival Sanctus" von Patti Drennan angestimmt wird. Eine geistliche Musik mit frischem Zugriff. Alle singen auswendig und im Stehen. Das Stück setzt große Energien frei und entfaltet eine packende Atmosphäre. Darauf folgt "All I need is an Angel" von Tom Kitt. Schultheiß singt ein Solo - professionell und souverän. Rund und weich setzt der Ensembleklang ein. "Hier zu singen ist eine wunderschöne Abwechslung vom stressigen Alltag mit Beruf und Familie", sagt Raphaela Engel. Sie rate auch ihren chronischen Schmerzpatienten, mal was Künstlerisches auszuprobieren: "Denn das tut der Seele gut."

"Just Eve" und Christoph Engel, Klavier: Sonntag, 19. März, 17 Uhr, Christuskirche Bad Heilbrunn. Eintritt frei, Spenden erbeten; anschließend Sekt im Gemeindehaus

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