Bad Heilbrunn:Der Oscar für die Handwerksbäcker

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Zacharias-Kommunikationspreis für Handwerksbäcker. (Foto: Manfred Neubauer)

Das Netzwerk "Unser Land" gewinnt für seine Kampagne "Jahreszeitenbrot" den Zacharias-Kommunikationspreis

Von Sebastian d'Huc, Bad Heilbrunn

Vor etwa 290 Jahren, im Jahr 1730, hat der sächsische Bäckermeister Andreas Zacharias im Auftrag August des Starken einen 1,8 Tonnen schweren "Weltrekord-Stollen" gebacken. Wegen dieser spektakulären Marketingaktion wurde ein Preis, der seit 2014 alljährlich von einem Bäckereibedarfshändler verliehen wird, nach diesem Herkules am Knetbrett benannt. Überreicht wird jährlich der in Bronze gegossene Wanderpokal und eine Urkunde.

Dieses Jahr ging der "Zacharias - Kommunikationspreis für Handwerksbäcker" - sozusagen der Oscar unter den Handwerksbäckerkommunikationspreisen - an die Kampagne "Jahreszeitenbrot", erschaffen vom Netzwerk "Unser Land". Zehn selbst produzierende Bäckereien, fünf davon im Tölzer Land, entwerfen gemeinsam ein Brot, welches für wenige Wochen, "bis uns die Kräuter ausgehen", in allen Bäckereien verkauft wird. Dieses Jahr wird das Brot aus regionalem Getreide, Schnittlauch, Rucola und Petersilie hergestellt - die Kräuter wurden in einer Gärtnerei in der Region Dachau aufgezogen und von einer Behindertenwerkstatt geschnitten. Jeder Bäcker nutzt diese Grundzutaten, entscheidet aber selbst, wie genau das Brot zusammengesetzt wird, welche Form es hat, und wie es letztendlich schmecken soll. Während der eine Bäcker einen Ring dreht, formt der andere lieber ein Baguette oder ein klassisches Kastenbrot mit Kräuterbestreuung. Schließlich sei Backen ein Handwerk und jedes Backerzeugnis folglich ein Einzelstück.

Seit einem knappen Jahrzehnt organisiert Unser Land diese Kampagne, die zum Ziel hat, regionale Produkte sichtbarer zu machen und aufzuwerten. "Es ist sehr wichtig, das lokale Bäckerhandwerk zu fördern", erklärt Adriane Schua, Vorsitzende der Solidargemeinschaft Oberland. "Viele Orte im Landkreis haben tatsächlich keinen einzigen produzierenden Bäcker mehr. Filialisten gibt's dagegen genug." Es sei wichtig, Kunden vor Augen zu führen, wie die Wertschöpfungskette der Nahrungsmittelproduktion aussehe, damit diese eine bewusstere Kaufentscheidung fällen könnten.

"Diese Image-Arbeit ist unerlässlich. Das regional hergestellte Produkt ist zumeist einfach besser", sagt Schua, "aber uns ist auch wichtig, zu betonen, dass durch regionale Erzeuger Arbeitsplätze erhalten werden, die Umwelt geschont, das Brauchtum bewahrt und die Kulturlandschaft erhalten wird." Außerdem ermöglichten ortsansässige Betriebe, wie es Handwerksbäckereien seien, ein wohnortnahes Arbeiten, und schüfen Ausbildungsplätze. Gerade in Zeiten von Corona, in denen globale Lieferketten zusammenbrechen würden, besännen sich viele Menschen zurück auf den Wert des Regionalen, so Schua. "Wir sind stolz, mit unserer Kampagne ein wenig zum Erhalt des regionalen Bäckerhandwerks beizutragen."

© SZ vom 14.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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