Süddeutsche Zeitung

Austausch- und Vernetzungstreffen:Katastrophenschutz über Grenzen hinweg

Lesezeit: 3 Min.

Bad Tölz-Wolfratshausen und Miesbach tauschen sich mit dem Tiroler Nachbarn Schwaz aus, um sich im Fall der Fälle gegenseitig helfen zu können.

Von Claudia Koestler, Bad Tölz-Wolfratshausen

Ob Hochwasser, Sturm oder ein Blackout - Katastrophen kennen keine Grenzen. Um Katastrophenschutz über Grenzen hinaus zu denken und einen Austausch zu ermöglichen, veranstaltete die Euregio SBM, bestehend aus dem Bezirk Schwaz und seinen bayerischen Nachbar-Landkreisen Bad Tölz-Wolfratshausen und Miesbach, diese Woche eine grenzüberschreitende Arbeitstagung zum Thema Katastrophenschutz. Im Fokus der Veranstaltung stand neben den Unterschieden und Gemeinsamkeiten in den Strukturen des Katastrophenschutzes auf beiden Seiten der Grenze die Blackout-Vorsorge in Tirol und Bayern.

"Ein Sturm oder auch ein großflächiger Stromausfall machen vor Gemeinde-, Bezirks- und auch Staatsgrenzen keinen Halt. Sowohl in der Vorbereitung als auch im Einsatzfall müssen alle betroffenen Behörden und Einsatzorganisationen eng miteinander zusammenarbeiten", so die Sicherheitslandesrätin Astrid Mair. Umso wichtiger sei es zu wissen, wie sich die Nachbarn auf verschiedenste Szenarien vorbereiten.

Anlaufpunkte für Bürgerinnen und Bürger

Bad Tölz-Wolfratshausen, Miesbach und Tirol haben eigenen Angaben zufolge bereits intensive Vorbereitungen getroffen, um etwa auch ohne Strom die Kommunikation mittels Funk aufrecht zu erhalten. Auch die Schaffung von Anlaufpunkten für Bürgerinnen und Bürger im Falle eines Blackouts sowie die Notstromversorgung wichtiger Infrastruktur würden dies und jenseits der Grenze vorbereitet. "Gleichzeitig werde ich an das bayerische Innenministerium herantreten und mich für einen weiteren Ausbau der Kooperation im Katastrophenschutz einsetzen", so Mair.

Bayern und Tirol sind, nicht zuletzt bedingt durch die vergleichbare geographische Voraussetzung, mit ähnlichen Krisen- und Katastrophenszenarien konfrontiert, auf die es sich vorzubereiten gilt. Die Bewältigung dieser wird jedoch teilweise unterschiedlich geregelt. Unterschiede gibt es etwa im Bereich der Strukturen der Einsatzleitungen, aber auch bei den Zuständigkeiten.

Kommunikation mittels Funk

Ganz ähnlich wiederum sind die Ansätze für die Bewältigung großflächiger Stromausfälle und Blackouts: Sowohl das Land Tirol beziehungsweise die BH Schwaz als auch die beiden bayerischen Nachbar-Landkreise haben bereits intensive Vorbereitungen getroffen, um etwa auch ohne Strom die Kommunikation mittels Funk aufrecht zu erhalten. Auch die Schaffung von Anlaufpunkten für BürgerInnen im Falle eines Blackouts sowie die Notstromversorgung wichtiger Infrastruktur werden dies und jenseits der Grenze vorbereitet. "Gerade bei einem Blackout aber auch danach, wenn es um die langfristige Wiederherstellung des Stromnetzes und den Wiederaufbau unserer Strukturen geht, bedarf es einer engen Koordination über die Grenzen hinweg. Der gemeinsame Austausch hat uns hier konkrete Punkte aufgezeigt, in denen wir uns noch besser abstimmen müssen", so Mair.

Regelmäßige Vernetzungs- und Austauschtreffen

Die Euregio SBM, gegründet im Jahr 2021, veranstaltet regelmäßige Vernetzungs- und Austauschtreffen zu unterschiedlichsten Themen, wie etwa zur grenzüberschreitenden Wildökologie oder auch zum Katastrophenschutz. Bezirkshauptmann Michael Brandl führt aus: "Die Aufgabe der Euregio SBM ist nicht nur gemeinsame, grenzüberschreitende Strategien zu finden und weiterzuentwickeln sowie verschiedenste Projekte zu fördern, sondern auch den grenzüberschreitenden Austausch zu forcieren. Die Problemlagen auf beiden Seiten der Grenze sind ähnlich, die Zugänge und Lösungsansätze hingegen oft unterschiedlich. Auch die bestehenden Strukturen sind nicht immer dieselben. Durch den Austausch können wir viel voneinander lernen. Gleichzeitig gilt: Je besser wir vernetzt sind, desto schneller und koordinierter kann im Ernstfall gehandelt werden. Die Euregio SBM bietet für all das die ideale Plattform."

Josef Niedermaier (FW), Landrat des Landkreises Bad Tölz-Wolfratshausen und aktuell Vorsitzender der Euregio SBM, ergänzt: "Der Austausch auf Arbeitsebene ist gerade im Katastrophenschutz von enormer Bedeutung und wird weiter forciert, um bei grenzüberschreitenden Ereignissen gemeinsame Lösungen zu haben. In der Vergangenheit haben wir bereits gut über die Grenzen hinweg zusammengearbeitet, ich erinnere hier an den Waldbrand am Jochberg und den Brand der Binsalm und der Eng. Generell ist es wichtig, dass man im Alltag nicht in die sogenannte Katastrophendemenz verfällt, sondern vielmehr die ruhige Zeit nutzt, um beispielsweise Kooperationen wie unsere in der Euregio zu optimieren."

Olaf von Löwis of Menar (CSU), Landrat im Landkreis Miesbach, führt zudem aus: "Gerade im Katastrophenfall ist es extrem wichtig, Hand in Hand zu arbeiten, über sämtliche Grenzen hinweg. Das haben wir erst neulich bei unserer groß angelegten Katastrophenschutzübung im Landkreis eindrucksvoll erleben dürfen. Deshalb begrüße ich die Vernetzung über die Euregio SBM auch in diesem Bereich außerordentlich. Nur gemeinsam kann man Katastrophen bewältigen."

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