Karl Maldek hat den Krieg in Tusche gebannt. In seinen Schwarz-Weiß-Bildern hat er Angst, Leid und Schrecken auf bisweilen schockierende Weise eingefangen. 80 Jahre nach Kriegsende widmen die Städte Geretsried und Wolfratshausen dem Zeichner und Maler, der 2004 in Pöcking starb, zwei Sonderausstellungen. Kunstinteressierte dürfen sich freuen. Nicht so Albrecht Widmann. „Ich bin schwer enttäuscht“, sagt der langjährige Leiter des Geretsrieder Kunstbunkers und Gründer der Galerie an der Elbestraße. Vor 20 Jahren hat er die Maldek-Bilder nach Geretsried und Wolfratshausen geholt. Nun fühlt er sich übergangen und vermisst den Respekt im Umgang mit Maldeks Werk.
Widmann nennt den gebürtigen Wiener in einem Atemzug mit Alfred Kubin und Käthe Kollwitz. Er habe den eigenwilligen Künstler im Jahr 2002 über die gemeinsame Freundin Inge Quaet-Faslem kennengelernt und sei von seinen Arbeiten ebenso getroffen wie begeistert gewesen, erzählt er. „Wir sind Freunde geworden. Sein Wunsch war es, dass ich nach seinem Tod versuchen sollte, sein Werk gut unterzubringen.“
In Absprache mit Maldeks Tochter Mila holte Widmann die Bilder 2005 für eine viel beachtete Doppelausstellung nach Geretsried (Kunstbunker) und Wolfratshausen (Stadtmuseum). Danach hätten die Kulturamtsleiter der beiden Städte, Anita Zwicknagl und Wolfgang Mucha, die Verhandlungen mit der Erbin übernommen und auf weitere Rücksprachen mit ihm verzichtet. Das habe ihn getroffen, sagt er. „Das war mein Baby!“ Mila Maldek habe die Werke ihres Vaters den beiden Städten dann als Leihgabe überlassen.

Für Maldeks Vermächtnis fühlt sich Widmann dennoch bis heute verantwortlich. Großformatige Entwürfe des Künstlers, die ihm Inge Quaet-Faslem 2008 vererbte, hat er dem Erinnerungsort Badehaus in Waldram geschenkt - weil sie dort einen passenden Rahmen fänden.
Vor einem Jahr habe er dem Geretsrieder Bürgermeister Michael Müller (CSU) dann vorgeschlagen, die Maldek-Bilder aus dem Depot zu holen und sie im Mai 2025 bei einer Ausstellung zum Gedenken an das Kriegsende vor 80 Jahren zu präsentieren. Zusammen mit der Fotografin Justine Bittner habe er dazu ein detailliertes Konzept erstellt und als Arbeitsgrundlage das ebenso informative wie stilvoll gestaltete Faltblatt aus dem Jahr 2005 angeboten. Bittner und er, erklärt Widmann, gehörten einem im Herbst gegründeten Gremium an, das die künstlerische Arbeit der Galerie begleiten solle.
Die Rückmeldung: Aus dem Bürgermeisterbüro habe er die knappe Nachricht bekommen, dass das Kulturamt für die Organisation zuständig sei. „Unterzeichnet von der Sekretärin. Das war alles. Wir hatten keinerlei Mitspracherecht.“ Umso verärgerter war er, als er das Ausstellungsplakat des Kulturamts zu sehen bekam. „Über die Abbildung eines Maldek-Werks wurde ein knallgelber Infokasten gedruckt“, schimpft Widmann. „Das geht nicht, das ist respektlos!“ Er habe das in den vergangenen Jahren immer wieder deutlich gemacht: Keine professionelle Veröffentlichung von Arbeiten eines Künstlers dürfe überdruckt werden. „Ich weiß nicht, ob ich zu den Ausstellungen gehen werde.“
Zwei Vernissagen mit Mila Maldek
Bürgermeister Müller war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Die Frage nach den Zuständigkeiten des neuen Kultur-Gremiums beantwortet Pressesprecher Thomas Loibl mit dem Verweis auf ein Sitzungsprotokoll des Ausschusses für Jugend, Senioren, Soziales, Kultur und Sport am 18. Februar. Darin heißt es über die Galerie an der Elbestraße: „Die Stadt Geretsried stellt der zeitgenössischen Kunstszene ein repräsentatives Podium zur Verfügung. Ein Gremium unter Leitung der Kulturabteilung der Stadt plant die jährlichen Ausstellungen.“
Kulturamtsleiterin Anita Zwicknagl erklärt auf Anfrage, dass die Doppelausstellung „eine Klammer zu 80 Jahre Kriegsende im Landkreis schaffen“ solle. Die Schau in der Geretsrieder Galerie habe sie zusammen mit zwei Kolleginnen gestaltet. In Wolfratshausen sei Museumsleiterin Annekatrin Schulz verantwortlich. Mila Maldek werde als Leihgeberin an beiden Vernissagen teilnehmen. Wie viele Bilder die Leihgabe umfasst, wisse sie nicht. „Das müsste man nachzählen.“
Die Ausstellung im Museum Wolfratshausen am Samstag, 3. Mai, wird um 15 Uhr eröffnet, die in der Städtischen Galerie Geretsried (Elbestraße 27a) um 17 Uhr. Dort führt Dieter Klug in Maldeks Werk ein. Den musikalischen Rahmen gestaltet jeweils Heini Zapf. Zum Begleitprogramm gehören ein Jazz-Konzert in der Geretsrieder Musikschule (10. Mai, Beginn 19.30 Uhr) sowie zwei Lesungen in der Galerie an der Elbestraße. Georg Unterholzner liest am 16. Mai aus Werken von Paul Celan, Bert Brecht, Heinrich Mann, Kurt Tucholsky und Oskar Maria Graf (19 Uhr), Dieter Klug am 23. Mai aus Werken von Lion Feuchtwanger und Erich Kästner (19 Uhr).