Ausstellung Karen Müller:"Was du kannst, das tust du"

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Die Penzberger Campendonk-Expertin Gisela Geiger ist nun Kuratorin der Münchner "Galerie Kanzlei"

Von Stephanie Schwaderer, Penzberg/München

Diese Figuren aus Hartporzellan lassen wohl niemanden kalt. Frei aufgebaut, strahlen sie etwas Kraftvolles und Archaisches aus. Zugleich wirken ihre schrundigen, mit Metalloxiden und Engoben behandelten Körper fragil und verletzlich. Entstanden sind sie in Elmau, wo die vielfach ausgezeichnete Keramik-Künstlerin Karen Müller ihr Atelier hat. Eine kleine Auswahl ihrer Figuren - zum Teil in Verbindung mit großformatigen Bildern - ist derzeit in der Münchner "Galerie Kanzlei" zu sehen.

Verantwortlich dafür ist die Kulturexpertin Gisela Geiger. Sie hat ihr Wirkungsfeld von Penzberg nach München verlagert und arbeitet derzeit unter anderem als Kuratorin für die kleine Galerie an der Türkenstraße. Die Idee dazu sei entstanden, als sie den Rat des Münchner Kunstanwalts Hannes Hartung in Sachen Heinrich Campendonk gesucht habe, erzählt Geiger. Ein Schwerpunkt ihrer Arbeit liege nach wie vor darin, ein Werkverzeichnis des Künstlers zu erstellen, der als Mitglied der Gruppe Blauer Reiter einige Jahre in Sindelsdorf gelebt hat.

"Urbilder des menschlichen Erlebens" nennt Gisela Geiger die Keramikfiguren der Elmauer Künstlerin Karen Müller. Diese trägt den Titel "And she jumped to the left - to be free" und ist in der "Galerie Kanzlei" zu sehen. (Foto: privat/oh)

Dass das Penzberger Museum heute die weltweit größte Sammlung seiner Arbeiten beherbergt, ist maßgeblich Geigers Engagement zu verdanken. Seit 20 Jahren erforscht sie Campendonks künstlerisches Vermächtnis. "Und ich lasse nicht gerne lose Enden stehen", sagt sie.

Da die Herausgabe eines Werkverzeichnisses rechtlich nicht unverfänglich sei - "man muss immer mit Klagen von Eigentümern rechnen" - habe sie sich in München von dem Experten Hannes Hartung beraten lassen. In seiner Kanzlei, die in Lauflage schräg gegenüber der Pinakothek der Moderne liegt, seien sie miteinander ins Gespräch gekommen. "Er hatte Räume, und ich hatte nichts zu tun", scherzt Geiger. Nun jedenfalls ist sie offizielle Kuratorin der kleinen Galerie, die auch jungen Künstlern und Kunsthandwerkern eine kostenfreie professionelle Plattform bietet. Mitten im Münchner Kunstareal können sie ihre Arbeiten präsentieren und verkaufen, ohne dass dabei für sie oder die Kunden Gebühren oder Vermittlungsprovisionen anfallen.

Die Vernissage zu Karen Müllers Ausstellung hat Geiger bereits vor einem halben Jahr eröffnet. Durch den Lockdown war der Besucherverkehr seither stark eingeschränkt. Um nun noch einmal die Aufmerksamkeit auf die außergewöhnlichen Arbeiten zu lenken, hat Geiger für Donnerstag, 8. April, ein Galerie-Gespräch mit Daniel J. Schreiber, dem Direktor des Buchheim Museums, und der Künstlerin anberaumt. Die beiden kennen sich aus Bernried, wo Müller ebenfalls schon ausgestellt hat. Geiger ist nicht nur vom Werk der Künstlerin tief beeindruckt - von den "Urbildern und Urkonstellationen des menschlichen Erlebens", wie sie sagt. In Karen Müller scheint sie auch eine Seelenverwandte getroffen zu haben. "Ihr Mut, immer wieder etwas Neues zu wagen, den Blick auf Menschen zu lenken, die durch Schweres gegangen sind, aber weitermachen und sagen: Was du kannst, das tust du. So jemanden zu erleben, ist für mich eine Wohltat."

Gisela Geiger. (Foto: Manfred Neubauer)

Das Gespräch findet am Donnerstag, 8. April, statt und beginnt um 19 Uhr. Interessierte können sich über den Link https://youtu.be/zmbOSuZ96fU zuschalten und sich über Mail oder Telefon auch zu Wort melden. Weitere Infos unter www.GalerieKanzlei.de und www.karen-mueller.com

© SZ vom 01.04.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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