Arachno-Ausstellung in Wolfratshausen:Hui Spinne!

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Vor allem Kinder zeigten am Wochenende in Wolfratshausen am wenigsten Abscheu und ließen sich tapfer ein Exemplar der "Gramostola rosea", der Roten Chile Vogelspinne, auf die kleinen Hände setzen. (Foto: Hartmut Pöstges)

Das große Krabbeln war am Sonntag in der Loisachhalle Programm: Interessierte konnten Mut beweisen oder Ängste überwinden, indem sie Skorpionen, Gespensterheuschrecken, Riesentausendfüßlern und Taranteln so nah kommen konnten wie selten.

Von Wolfgang Schäl, Wolfratshausen

Muss man sie mögen, diese Kreaturen mit ihren haarigen Beinen, wenn sie einen anschauen aus acht bis zehn Augen und ihre Greifzangen spielen lassen? Besonders großer allgemeiner Zuneigung erfreut sich die Vogelspinne hierzulande nicht, zumindest unter der Bettdecke möchte man sie nicht haben, ebenso wenig wie all die wunderlichen Kerbtiere, die es im Foyer der Loisachhalle zu bestaunen gab. Skorpione, Gespensterheuschrecken und Riesentausendfüßler, das ist schon einen Familienausflug wert, und so drängten sich am Sonntag mehrere hundert Besucher dicht an dicht vor den Exponaten, die allerdings nicht alle lebendig beziehungsweise nicht alle zu sehen waren.

Speziell die Vogelspinnen machten sich angesichts des Publikumsandrangs relativ rar in ihren Terrarien und versteckten sich unter umgedrehten Blumentöpfen. Von Aggression jedenfalls keine Spur, in stoischer Ruhe ließen sich die überwiegend aus Süd- und Mittelamerika stammende Arten bestaunen bei diesem laut Veranstalter "pädagogischen Streichelzoo mit Spinnen und Insekten". Dessen erklärtes Ziel war und ist es, Menschen, die schwer erklärbare Phobie vor den Krabbeltieren zu nehmen.

Zuhause oft unerwünscht, in einer Ausstellung mit exotischen Exemplaren aber ein Renner: Insekten. (Foto: Hartmut Pöstges)

Erstaunlich dabei: Kinder zeigten am wenigsten Abscheu vor den riesigen Achtbeinern und ließen sich mit großen Augen tapfer ein riesiges Exemplar der "Gramostola rosea", der Roten Chile Vogelspinne, auf die kleinen Hände setzen. Diese Spezies besitze "ein ruhiges Wesen", beruhigte Veranstalter Giovanno Neigert mögliche Nervosität, und sie sei "nur minder giftig".

Die bemerkenswert mutigen Kinder bekamen als Anerkennung eine Erinnerungsurkunde samt Foto, auf dem die Buben und Mädchen mit Spinne auf der Hand zu sehen sind. Sowas kann man unter Freunden schon mal stolz herzeigen. Er komme mit der Arbeit gar nicht nach, versicherte ein Mitarbeiter, rund 200 solcher Urkunden habe er bis zum späten Nachmittag schon ausgestellt. Weit weniger harmlos ist "Atrax robustus", auch bekannt und gefürchtet als australische Trichternetzspinne, die laut Begleittext zur Ausstellung als die giftigste Spinne weltweit gilt und mit ihren furchterregenden spitzen Klauen schon mindestens 13 Menschen getötet haben soll. Sie war zum Glück allerdings in Wolfratshausen nur als Bild zu sehen.

Die Welt der Spinnen und Insekten näherzubringen, das ist erklärtes Konzept des aus Ansbach kommenden Veranstalters. (Foto: Hartmut Pöstges)

Demgegenüber ist die real existierende Baumvogelspinne zwar riesig, "aber recht freundlich" und sie neige nicht zum "Bombardieren" - das ist eine besondere Unart mancher Vogelspinnen, die im Gefahrenfall unangenehme Brennhaare gegen ihre Feinde schleudern. Von dieser Sorte gibt es in den Ursprungsländern Südamerikas nicht wenige, zumal die Menschen sie auf ihre besondere Weise zu schätzen wissen. Dort gilt Vogelspinne vom Grill als besondere Delikatesse, wie auch alle möglichen Arten von Insekten, die für die Ernährung der Weltbevölkerung zunehmend eine Rolle spielen.

Was die Vielfalt der Insekten betrifft, ist Neigert gut sortiert. Da findet sich der Doppelfüßler neben einem Fuchsroten Prachtkäfer, die Stinkwanze neben einer Fauchschabe, die Seidenspinne neben einem blauen Thai-Skorpion. Auch Kurioses und Befremdliches aus der noch immer unendlich riesigen Welt der Insekten sind Bestandteil der Ausstellung. Gespensterheuschrecken etwa oder "Wandelnde Blätter", deren Überlebensstrategie in einer perfekten Tarnung besteht, oder die Gottesanbeterin, ein ziemlich unfreundlich, um nicht zu sagen heimtückisch anmutendes Wesen mit riesigen Fangarmen, das seine Männchen mit Vorliebe gleich nach der Paarung verspeist. Da heißt es, sich schleunigst dieser sehr speziellen Form der Zuwendung zu entziehen.

Auch wenn die meisten der Exponate mit lateinischer Bezeichnung wissenschaftlich eingeordnet sind, sind nicht alle Arten namentlich bekannt. Der Aussteller verweist darauf, dass niemand genau wisse, wie viele Spinnentiere es weltweit überhaupt gibt, und dass die ersten Spinnentiere schon vor 300 Millionen die Erde bevölkerten. Auf diese faszinierende Welt hinzuweisen, ist erklärtes Konzept des aus Ansbach kommenden Veranstalters Neigert, der die vielen tausend Arten weltweit im Kontext ihrer Lebensräume darstellen will. Besonders wichtig ist aus seiner Sicht, "ängstlichen Menschen auch mit einer besonderen Soundkulisse eine besondere Atmosphäre zu schaffen" und so die Chance zu geben, sich den "verkannten Insassen" seiner Terrarien zu nähern, statt sie als bösartige Kreaturen zu betrachten. Maximal entspannt ist sein eigener Kontakt zu den Vogelspinnen: Gern lässt er sich mit einem auf dem Kopf sitzenden Prachtexemplar fotografieren. Wer sich bei dieser kleinen "Bildungsreise ins Reich der Gliederfüßer ein bisschen, aber nicht gleich allzu arg grausen wollte, konnte übrigens schon vorab ein wenig üben. Dafür eigneten sich die zum Kauf angebotenen schwarzen Gummispinnen aus Glibber-Plastik, die sich immerhin auch ein bisschen eklig anfühlten.

Zur Übung oder zur Erinnerung: Exemplare aus Gummi für Zuhause. (Foto: Hartmut Pöstges)
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