Ausstellung in Irschenhausen:Die malende Autorin

Licht von Sophie von Bechtolsheim

Als Person zurückhaltend, als Künstlerin ausdrucksstark: Sophie von Bechtolsheim vor ihrem Gemälde "Centre Pompidou".

(Foto: Manfred Neubauer)

Sophie von Bechtolsheim bringt mit Szenen aus Natur und Stadt Licht ins Hollerhaus

Von Christa Gebhardt, Icking

Wenn das Meer an einem Strand in der Normandie die letzten Sonnenstrahlen verschluckt, färbt sich der Sand dunkelgrün und violett und der Himmel sinkt blaugrau in die Dämmerung. Ein schwach orangefarbener Streifen kündet von der untergegangenen Sonne, letzte Lichtflecken spiegeln sich im Meer und in den Pfützen am Strand. Solche Momente fängt Sophie von Bechtolsheim in ihren Gemälden ein. Im Hollerhausen Irschenhausen sind sie jetzt unter dem Titel "Licht" zu sehen. Die Bilder haben tatsächlich eine Strahlkraft des Lichts, das Momentaufnahmen durch Farben und Konturen zum Leuchten bringt. Den Augenblick in der iranischen Millionenstadt Isfahan zum Beispiel, in dem zwei verschleierte Frauen an der Lichterkette der Straßenbeleuchtung vorbeieilen, um noch vor Dunkelheit ihre Häuser zu erreichen.

Bechtolsheim zeichnet und malt seit ihrer Jugend, aufgewachsen ist sie in Beuerberg, später in Franken. Sie hat Geschichte und Journalistik studiert und lebt heute mit ihrer Familie in Uffing am Staffelsee. Aufmerksamkeit erregte sie aber nicht als Malerin und Mediatorin, sondern als Autorin des Buchs "Stauffenberg, mein Großvater war kein Attentäter". Ihr Fazit, ihr Großvater habe mit seinem Anschlag auf Adolf Hitler den Umsturz und eine gerechte Gesellschaftsordnung gewollt, brachte ihr Buch mehrere Monate auf die Spiegel-Bestsellerliste. Es folgten Einladungen zu Vorträgen und Diskussionen, und beinahe nebenbei entdeckte man die Malerin Sophie von Bechtolsheim. Endlich, möchte man sagen, denn ihre Werke sind sehenswert. Dass eine Ausstellung mit ihr schon früher geplant war, erzählt Lia Schneider-Stöckl, Galeristin des idyllischen Hollerhauses, da aber sei die Geburt des vierten Sohns der Malerin dazwischengekommen. Nun, da dieser Abitur gemacht habe, kam die Ausstellung zustande - mit 18 Jahren Verspätung. In der Gemeinschaft der Ateliergruppe Petra Amerell, der Bechtolsheim vor 20 Jahren beitrat, hat sich ihr künstlerisches Schaffen auch zur Abstraktion hin entwickelt. Zweigleisig, figurativ und abstrakt zu arbeiten ist ihr aber immer wichtig.

Wenn sie an einem gegenständlichen Bild arbeite, sagt sie, komme dabei oft der Gedanke an ein Motiv, an das Hintergründige, das sich dann in der Abstraktion herausholen lasse. "Wir leben in einer Welt, die der Mensch als großes Ganzes nicht erfassen kann", sagt sie. "Bei der Auswahl des Motivs gewinnen Szenenausschnitte, einzelne Perspektiven, Alltägliches und Individuelles an Bedeutung. Dem Vordergrund gebührt die gleiche Aufmerksamkeit wie dem Hintergrund - und dem Hintergründigen. In kleinen, auf den ersten Blick unscheinbaren Details liegen oftmals die Schätze verborgen. Dabei interessiert mich besonders der Kontrast zwischen Stadt und Land."

Ihre Bilder leben vom Licht, von kräftigen Acryl-Farben und klaren Kontrasten. Dennoch haben sie auch eine spielerische Leichtigkeit und lassen eine innere Ruhe spüren. Ihre Motive findet die Malerin in der Natur, für ihre impressionistisch wirkenden Waldbilder etwa, aber auch in städtischen Szenen, in denen die Menschen im Mittelpunkt stehen. In der Momentaufnahme vor dem Centre Pompidou in Paris zum Beispiel, wo an einem kühlen blauen regnerischen Tag die Menschen ans Licht eilen - mit reduzierten Pinselstrichen in ihrer augenblicklichen Körpersprache eingefangen, beim Schlendern, Sitzen, Stehen. So werden sie, obwohl einander fremd, zu einer Gruppe.

Sophie von Bechtolsheims eindrucksvolle Bilder sind noch bis 13. Oktober im Hollerhaus zu sehen. Die Öffnungszeiten sind Samstag und Sonntag von 14 bis 18 Uhr sowie nach Vereinbarung unter Telefon 08178/4408. Gelegenheit, die Malerin und Autorin persönlich kennenzulernen, gibt es am Freitag, 11. Oktober, von 19.30 Uhr an in einer Gedenkveranstaltung zum Hitler-Attentat vom 20. Juli 1944 mit Film und Autorengespräch mit Sophie von Bechtolsheim, in Zusammenarbeit mit Dagmar Fritz.

www.hollerhaus-irschenhausen.de/

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