Ausstellung in Benediktbeuern:Salz und Holz

Ausstellung Handelswege durchs Bayerische Oberland

Eine der wichtigsten Römerstraßen: Die Via Claudia Augusta verband Norditalien mit dem süddeutschen Raum.

(Foto: Manfred Neubauer)

Fotograf Claus Eder zeigt die Geschichte der Handelswege im bayerischen Oberland

Von Sally- Victory Jüssen, Benediktbeuern

Ein kleiner Junge von ungefähr sieben Jahren, bekleidet mit Hut und Lederhose, hält in der rechten Hand einen Stock, der größer ist als er selbst. Verschmitzt schaut er in die Kamera, seine linke Hand steckt cool in seiner Hosentasche. Um den Hals trägt er eine Tabakpfeife, deren Mundstück zwischen seinen Lippen verschwindet. Lässig posiert er vor einem Holzschuppen auf einer Blumenwiese. Eingerahmt in einem Holzrahmen hängt diese Fotografie neben 70 weiteren Tafeln und Sepia- und Monochrom-Porträts in der Ausstellung "Handelswege durch das bayerische Oberland" von Claus Eder, die derzeit im Kreuzgang des Klosters Benediktbeuern zu sehen ist.

Ein Dreivierteljahr hat der Lenggrieser Fotograf und Sammler auf diese Ausstellung hingearbeitet, die er in Zusammenarbeit mit dem Bezirk Oberbayern präsentiert. Die Materialien stammen aus dem Familienbesitz: Sein Urgroßvater Conrad Weiss legte den Grundstock mit dem Kauf einer Plattenkamera, und auch sein Großvater Josef Weiss war Fotograf. Die Fülle an Material ist schier überwältigend. Wer Interesse hat, die Ausstellung zu besuchen, sollte mindestens zwei Stunden Zeit einplanen. Denn die Tafeln enthalten eine Fülle an Informationen.

Handelswege über die Alpen und durch Oberbayern waren die wirtschaftlichen Lebensadern des Landes, sie brachten Steuern und Abgaben, trugen Heere und Kanonen, sie verteilten aber auch Kulturgüter und Glaubensvorstellungen. Selbst in Zeiten von Hungersnot und Pestgefahr starb das Leben auf ihnen nicht aus. Von der Via Claudia Augusta, über die Salzstraßen des Mittelalters bis hin zu den Wasserstraßen der Neuzeit reicht die Palette der Ausstellung.

Die Flößerei war in der Region besonders wichtig, denn durch sie war die Versorgung Münchens mit Brennholz aus dem Umland gewährleistet. Die Grundausrüstung eines Flößers ist auf einer der Tafeln beschrieben. Der Rucksack war demnach eines der wichtigsten Utensilien des Flößers, denn darin konnte er seinen Proviant und seine Arbeitsmaterialien verstauen. Es gab auch verschiedene Floßarten, zum Beispiel das Loisach-Isarfloß, welches um 1900 als eine Alternative zur Personenbeförderung galt. Die Bilder sind mit kleinen Informationstexten versehen, in denen Eder auf die Unterschiede in Bau- oder Nutzungsweise eingeht. Auf jeder Tafel befinden sich drei bis vier Fotos, und einige werden durch Skizzen ergänzt.

Am Anfang der Ausstellung ist der letzte Bauer von Benediktbeuern zusehen, ein stämmiger Mann mittleren Alters. Bekleidet ist er mit einer schwarzen Lederschürze, die an einigen Stellen schon Risse aufweist. Auch die Hände des Bauern erweisen sich bei näherer Betrachtung als "rau wie Leder". Eder sagt, dies sei sein Lieblingsbild der Ausstellung, denn es zeige den klischeehaft typischen "Urbayern". Außerdem gefielen ihm die markanten Details auf der Schürze und den Händen. Dies sind jedoch nur kleine Ausschnitte aus der Ausstellung. Es gibt noch viele weitere Tafeln, etwa zur Geschichte des Postwesens oder von Maut und Zoll.

"Handelswege durch das bayerische Oberland": täglich 9 bis 17 Uhr, Kreuzgang, Kloster Benediktbeuern; bis 31. März ist die Ausstellung täglich von 9 bis 17 Uhr im Kloster Benediktbeuern geöffnet. Führung mit Claus Eder: Sonntag, 24. Februar, 14.30 Uhr, 8 Euro, Anmeldung per Mail: info@floesser-kulturverein.de gebeten. www.fachberatung-heimatpflege.de

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: