Purpurfarbene Blüten übersäen die wilde Wiese. Mitten im Kochelseemoor gefällt es den äußerst seltenen Sumpfgladiolen besonders gut, da der Boden schön feucht ist. Die Sonne geht über der Benediktenwand auf und bildet einen Sonnenstern. Mehrmals hat sich Martina Melzer im Hochsommer in die Wiese gelegt, um diesen Moment, "in dem einfach alles passt", einzufangen. "Es erfordert viel Akribie", sagt sie. Mit ihrer Naturfotografie-Ausstellung "Kochelmoos - Lieblingsort im Alpenvorland" im Zentrum für Umwelt und Kultur (ZUK) Benediktbeuern gibt sie faszinierende Einblicke in die Landschaft und Lebenswelt der Loisach-Kochelsee-Moore.
Am liebsten geht Melzer in den frühen Morgenstunden auf Motivpirsch. Wenn es noch nebelig und ruhig ist. "Einfach eine tolle Stimmung", sagt die Fotografin. Natürlich könne auch abends eine schöne Atmosphäre herrschen. In der Fotografie überlässt die Redakteurin Dinge gerne dem Zufall, zumindest in der Auswahl der Motive. "Erst wenn ich Orte entdeckt und erlebt habe, fotografiere ich sie", so Melzer.
Ursprünglich kommt sie aus Hessen. Nun lebt sie seit mehr als zehn Jahren in Schlehdorf mit Blick auf den Kochelsee und die Berge. "Ich war gleich verliebt", gesteht sie. Ihre Begeisterung für die Natur hat sie in ihrer Jugend entdeckt. Schon damals griff sie zur Kamera, um besondere Momente und Landschaften einzufangen. Jetzt hat sie die unberührte Natur vor der Haustür: seltene Vogelarten, außergewöhnliche Blumen, Berge und Moor.
Im ZUK zeigt Melzer ihre erste Ausstellung. Davor habe sie zwar hin und wieder ein Foto für den Tourismus oder einen Kalender gemacht, aber im Grunde hauptsächlich für sich selbst und ihre Website fotografiert, erzählt sie. Über eine Anzeige wurde sie auf die Ausstellungsmöglichkeit im ZUK aufmerksam. Das habe für sie gleich gepasst, auch wegen des Umwelt- und Klimaschutzgedankens, den das Zentrum vertritt. Privat engagiert sich die Fotografin sehr für den Klimaschutz, weshalb sie auch Reisen mit dem Flugzeug vermeiden möchte.
Dennoch haben sie und ihre Kamera in der Vergangenheit schon einige Flecken auf der Erde entdeckt. "Den Norden mag ich sehr", sagt Melzer. Die Nordlichter zu sehen sei einmalig gewesen. Da gehöre auch immer Glück dazu. Auch die Berge in Norwegen seien beeindruckend, wobei die Alpen dem in nichts nachstünden, findet Melzer.
Intuition sei entscheidend für die Landschaftsfotografie, sagt sie. Perfektion dagegen sei eher in der Food- oder Architekturfotografie gefragt. "Manchmal muss man einfach zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort sein", sagt sie. Es sei oft Zufall und manchmal eben auch Beharrlichkeit. Sie habe schon viele seltene Vögel und Blumen im Kochelmoos gesehen. So auch erst vor kurzem den Brachvogel. Doch vor ihre Linse wollte er bis jetzt noch nicht. "Vielleicht klappt das ja noch irgendwann", sagt sie lachend.
Ein wenig Kontrast oder Tonwert müsse man bei allen Bildern nachjustieren. Von Überarbeitung der Fotografien hält Melzer allerdings nichts: "Es soll ja einen echten Moment einfangen und nicht gekünstelt aussehen", sagt sie. Seit kurzem fotografiert sie auch mit einer Drohne. Das mache Spaß und biete tolle neue Blickwinkel. Ein bisschen Nervenkitzel sei auch dabei, denn "die Drohne muss auch immer wieder sicher landen".
Melzers Fotografien können für 200 Euro pro Exemplar im ZUK erworben werden. Die Hälfte des Erlöses spendet sie an die Technische Universität München, die an der neurologischen Erkrankung CFS (dem chronischen Erschöpfungssyndrom) forscht. Sie selbst leidet an dieser Krankheit, lässt sich davon allerdings nicht unterkriegen, auch wenn das Fotografieren für sie einen größeren Kraftakt darstellt. Immer wenn sie Zeit hat und eine tolle Stimmung in der Luft liegt, zieht sie los und drückt auf den Auslöser - am allerliebsten im Kochelmoos.
Martina Melzer : "Kochelmoos - Lieblingsort im Alpenvorland", ZUK Benediktbeuern, Maierhof, 1. Stock im Mittelrisalit, Zeilerweg 2, täglich 9 bis 17 Uhr; bis 29. März, Eintritt frei