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Ausstellung im Museum Penzberg:Schönheit neu gedacht

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Die Schau beleuchtet erstmals das Kunstgewerbe unter anderem mit Werken von Wassiliy Kandinsky und Lilly Hildebrandt

Ein funkelnder Schatz wartet im Museum Penzberg - Sammlung Campendonk darauf, entdeckt zu werden. "Hinter Glas gemalt. Geheimnisse einer Technik" heißt die aufwendige Schau, die Werke von Wassily Kandinsky, Heinrich Campendonk, Lily Hildebrandt und Walter Dexel im Hinblick auf Maltechnik und Materialanalyse beleuchtet. Sie bildet den Abschluss eines mehrjährigen multidisziplinären Forschungsprojektes, an dem auch Museumsleiterin Diana Oesterle maßgeblich beteiligt war. Da der Lockdown bislang alle Besucher ferngehalten hat, soll die Ausstellung nun bis 4. Juli verlängert werden. Ein zweiter Höhepunkt im Jahresprogramm verspricht die Ausstellung

"Ringsum Schönheit" zu werden, in der es um "Campendonk, die Expressionisten und das Kunstgewerbe" geht (7. August bis 1. November). In Techniken wie Sticken, Töpfern, Schnitzen, Stricken oder der Gestaltung von Möbeln und Textilien sahen Campendonk und Helmuth Macke, ein Vetter des Malers August Macke, eine gleichrangige Ausdrucksform zeitgemäßen Kunstschaffens. Schon Jahre vor der Gründung des Bauhauses entwickelten sie gemäß der Reformgedanken des Deutschen Werkbundes die "Idee einer Akademie auf der Basis des Kunstgewerbes", heißt es in der Einladung. "Eine Vorreiterrolle spielten hierbei die sich Ende des 19. Jahrhunderts etablierende Volkskunstbewegung sowie die neuen Strömungen des Jugendstils und Art Nouveau."

Die Ausstellung "Ringsum Schönheit" nimmt diese Zeit und in ihr entstandene Kunstwerke in den Blick und geht der Frage nach, welche Bedeutung das Kunstgewerbe bei den expressionistischen Künstlergruppierungen einnahm. Die Ausstellung findet im Rahmen der Reihe "Avantgarde in Farbe. Blauer Reiter, Brücke, Expressionismus" des Verbunds Museenlandschaft Expressionismus statt. Diese führt auch ins Buchheim Museum, ins Schlossmuseum Murnau, ins Franz-Marc-Museum und ins Lenbachhaus. Um "Formern innerer Freiheit" dreht sich das malerische Werk von Gerhard Fietz, das Ende November in den Blickpunkt rückt.

Neben frühen gegenständlichen Zeichnungen sind zunehmend abstrakte Arbeiten zu sehen. Die Exponate stammen aus einem Konvolut an Dauerleihgaben und Ergänzungen aus anderen Museen. Neben dem Expressionismus bildet die abstrakte Kunst im Museum Penzberg einen Schwerpunkt.

Das Ausstellungsprojekt zum 75. Gedenkjahr an die Penzberger Mordnacht, das ebenfalls stark von den Museumschließungen aufgrund der Pandemie betroffen war, geht in einer komprimierten Form bis 2. Mai in die Verlängerung. So lange bleibt auch Walter Kuhns Installation am Ehrenmal "An der Freiheit" bestehen. Der Gedenktag am 28. April kann damit noch vor einem Meer roter Mahn-Blumen gefeiert werden. Wer eine Blume für 30 Euro erwerben möchte, kann sich an das Museum wenden.

Infos unter museum@penzberg.de

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SZ vom 04.03.2021 / stsw
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