Ausstellung:Ambivalenz der Emotionen

Unter dem Titel "Spritiual Healing" stellen die Hamburger Künstler Malte Struck und Mark Wehrmann in der Tölzer Wandelhalle jene Kutten aus, mit denen sie weltweit in sogenannten "Death Metal Performances" auftreten

Von Claudia Koestler, Bad Tölz

Die fragmentierten Gesichtsaussparungen, die Wahl des Materials und der Farben: In Maskierung lässt sich vieles hineininterpretieren. Für jene 13 Kapuzenkostümpaare, derzeit stringent hintereinander aufgereiht in der langen Flucht der Tölzer Wandelhalle, gilt das jedoch im Besonderen. Doch ob nun beunruhigende Fremdartigkeit oder fantastische Formfindung, eines stellt Mark Wehrmann gleich klar: "Unsere Kostüme sind definitiv keine Anspielung an den Ku-Klux-Clan", sagt der Hamburger Künstler. Vielmehr gehören die Ganzkörperhüllen zu den Auftritten des Künstlerduos Wehrmann und Malte Struck, in denen sie "Death Metal Performances" darbieten.

Eine solche Performance gaben sie am Samstag in Bad Tölz, gefolgt von der Ausstellung ihrer Kostüme aus ihren weltweiten Auftritten unter dem Titel "Spiritual Healing". Beides bildet den Auftakt für die vierteilige Ausstellungsreihe "Die Tölzer Wandelhalle - ein Großbau der Moderne wird herausgefordert", konzipiert von der Hamburger Galerie für Landschaftskunst (GFLK). Vier historische Fotografien bilden die Grundlage der jeweiligen Ausstellung, erklärt Florian Hüttner von der GFLK. Struck und Wehrmann diente dabei eine schwarz-weiße Aufnahme eines Kurkonzertes als Anregung.

In 20 Minuten Improvisation werde die Musik bei ihnen zur Skulptur, erklärt Wehrmann. Death Metal sei kein Genre, das gefalle, weil es schön im klassischen Sinne klinge. Die komplexe Rhythmik, der gutturale, röchelnde Gesang, das ist für Wehrmann Energie und Spannung: "Uns geht es um die Ambivalenz von Strukturen, Mustern und Emotionen". Auch dürfe Death Metal nicht als Todessehnsucht interpretiert werden, sondern als Genre, das Härte und Realitäten benenne. Um das Publikum auf anderer Ebene zu erreichen? "Um zu ergreifen", erklärt Wehrmann. Insofern ist ihr Zugang zum Thema Kurkonzert kein Antipode, sondern eine Fortführung mit anderen Mitteln. "Und um eine visuelle Entsprechung zu haben, erfanden wir das Gewand dazu", sagt Wehrmann. In der Ausstellung sind sie chronologisch geordnet nach den bisherigen Auftritten, das erste stammt vom Tölzer Auftritt: "Filz schien uns dafür angemessen, weil es in der Kunstgeschichte stark mit Heilung, Schutz und Wärme verbunden ist", sagt Wehrmann. Für Kiel hingegen nutzten sie ein hellblaues Kunstlederimitat, für einen Auftritt in Florenz dunkelblauem Stoff. Dass Wehrmanns und Strucks Kostüme stets zusammenhängen, "ist ein präzises Bild", sagt der Künstler. "Es geht dabei gar nicht um die Verbindung der Figuren, sondern um die Verbindung zu Raum. Alles kommt aus einer Fläche, ist aber begrenzt. Und wo es aufhört, soll es im Kopf des Publikums weiter gehen".

"Spiritual Healing": Die Ausstellung in der Wandelhalle ist am 15. und 16. August von 14 bis 18 Uhr geöffnet, danach bis 30. August nach Vereinbarung unter Telefon 0176/80446538

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