Außerordentliche Bürgermeisterwahl:"Ich packe noch mal an"

Außerordentliche Bürgermeisterwahl: Rudi Mühlhans bezeichnet sich als Verfechter der Eigenverantwortung.

Rudi Mühlhans bezeichnet sich als Verfechter der Eigenverantwortung.

(Foto: Manfred Neubauer)

Rudi Mühlhans geht mit viel Rückenwind von Freien Wählern und Freier Bürgerliste ins Rennen ums Bürgermeisteramt

Von Petra Schneider, Benediktbeuern

Dieses Mal will es Rudi Mühlhans wissen: Der 52-Jährige war bereits bei der Wahl 2014 als Bürgermeisterkandidat der Freien Bürgerliste Miteinander (FBM) angetreten und mit 46,5 Prozent nur knapp Hans Kiefersauer unterlegen. Im März ist Kiefersauer überraschend gestorben. Die Entscheidung, noch einmal zu kandidieren, habe er sich nicht leicht gemacht, sagt Mühlhans. Aber die Erfahrungen der vergangenen Jahre und der Zuspruch vieler Menschen im Dorf hätten ihn in seinem Entschluss bestärkt: "Ich packe noch mal an."

Der Sozialpädagoge zeigte sich bei der Aufstellungsversammlung im Hotel "Friedenseiche" am Freitag hoch motiviert. Er stellte sich den rund 70 Bürgern mit einer Powerpoint-Präsentation vor und in einer Dialogrunde mit Florian Streibl, dem Fraktionsvorsitzenden der Freien Wähler im Landtag, und der Kreisvorsitzenden Susanne Merk. Erstmals treten in Benediktbeuern am 30. Juni drei Bürgermeisterkandidaten an: Frank Seller (CSU), Toni Ortlieb (Benediktbeurer Bürgervereinigung) und Mühlhans, der unter großem Applaus mit 41 von 42 Stimmen und einer Enthaltung gewählt wurde. Bereits Toni Ortlieb hatte bei seiner Nominierung Schützenhilfe von Streibl und Merk bekommen. Dass die Freien Wähler zwei Kandidaten unterstützen sei möglich, erklärte Streibl, "weil wir so frei sind, dass wir uns das leisten können".

Mühlhans ging ausführlich auf seine Arbeit als Geschäftsführer des Trägervereins Jugend- und Sozialarbeit Geretsried ein. Klarheit, Haltung, Miteinander - diese Begriffe waren in seiner Rede zentral. Er wolle weder "Worthülsen", noch ein fertiges Wahlprogramm präsentieren, sagte Mühlhans, "sondern Ziele gemeinsam mit den Menschen entwickeln". Nach Ansicht der Bürgerliste bringt Mühlhans die nötigen Voraussetzungen mit. "Er hat in jeder Hinsicht unser Vertrauen, das Amt des Bürgermeisters mit viel Kompetenz und Mitgefühl auszufüllen", betonte Barbara Hofmann. Sie bescheinigte Mühlhans Erfahrung in der Personalführung, Kommunikationsfähigkeit und Finanzverantwortung. "Er hört zu, er fragt nach und packt die Dinge gemeinsam an - und vor allem hat er, aus unserer Sicht, das Herz am rechten Fleck", sagte Hofmann.

Die FBM, die im Gemeinderat mit fünf Sitzen vertreten ist, stellte sich beim Bürgerbegehren im vergangenen Jahr gegen eine Erweiterung des Gewerbegebiets am Lainbachwald, will mehr kommunalen Wohnungsbau und in einer "generationengerechten Gesellschaft" den Abbau von Barrieren fördern.

Mühlhans sitzt seit 2008 im Gemeinderat, ist Familienbeauftragter und seit 2014 "berufenes und stimmberechtigtes" Mitglied im Kreisausschuss für Jugend und Familie. Im Dorf engagiert er sich vielfältig: Er ist stellvertretender Vorsitzender der "Dorferneuerung", war im Arbeitskreis "Mühlenweg" aktiv, ist Mitinitiator des Arbeitskreises Energie und hat sich für die Wiederbelebung des Tourismusvereins stark gemacht. Er hat drei Kinder und mit seiner Frau, der Streetworkerin Tini Schwarm, in den vergangenen Jahren zudem 16 Pflegekinder aufgenommen. Der gebürtige Benediktbeurer, der auf dem zweiten Bildungsweg an der Fachhochschule im Kloster Sozialpädagogik studiert und eine Fortbildung zum Sozialbetriebswirt absolviert hat, ist seit 2007 Geschäftsführer des Trägervereins Jugend- und Sozialarbeit in Geretsried mit derzeit 30 Mitarbeitern.

Zu seinen politischen Zielen äußerte er sich nur exemplarisch, weil die Themen im Dorf "viel zu umfassend" für eine Aufstellungsversammlung seien. Er sprach sich für die Suche nach alternativen Standorten für Gewerbeflächen aus, betonte aber auch, dass Handwerk und Gewerbe im Ort erhalten werden müssten. "Wir wollen schließlich ein lebendiges Dorf, in dem gelebt und gearbeitet werden kann."

Wichtig sei eine "Kultur des Miteinanders". Das Thema Klimaschutz sei "in der Mitte der Gesellschaft angekommen", sagte Mühlhans. Auch in Benediktbeuern habe es kürzlich erstmals eine Friday-for-Future-Demo gegeben. Auf lokaler Ebene müsse der Ausbau der Fotovoltaik gefördert und die Bürger zum Umstieg auf das Fahrrad motiviert werden. Erfahrungsaustausch und Dialog mit anderen Kommunen, den "Blick über den Tellerrand", hält Mühlhans für unerlässlich. Wichtig ist ihm die Information der Bürger und Transparenz. "Dem Gefühl, dass gemauschelt wird, ist ganz schwer entgegen zu wirken", warnte er. Dem pflichtete Streibl bei. "Wenn nur der Anschein besteht, da läuft was hintenrum, das kriegt man nicht mehr weg." Gegenseitiges Vertrauen zwischen Bürgern und Bürgermeister sei unerlässlich.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: