Süddeutsche Zeitung

Ausschreibung gewonnen:Freude über die BOB

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Die Bayerische Oberlandbahn gewinnt die Ausschreibung und verspricht, die Qualität und den Takt zu verbessern. Von Dezember an sollen mehr Züge nach Lenggries verkehren. Die Arbeitsplätze in der Werkstatt bleiben erhalten

Bernhard Lohr und Heiner Effern

Das hatten viele im Landkreis gehofft: Die Bayerische Oberlandbahn (BOB) fährt weiterhin auf den Strecken von Lenggries, Tegernsee und Bayrischzell nach München. Das zu dem französischen Konzern Veolia gehörende Unternehmen hat am Ende als letzter Bieter in einer europaweiten Ausschreibung den Zuschlag erhalten. Im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen stößt die Entscheidung vom Montagabend auf breite Zustimmung.

Abgeordnete, Landräte und Bürgermeister hatten sich dafür ins Zeug gelegt, dass ihnen die BOB als Partner erhalten bleibt. Mit angekündigten neuen Zügen und einer Taktverdichtung ist laut Landrat Josef Niedermaier (Freie Wähler) der "Geschenkkorb voll".

Der mit der Bayerischen Oberlandbahn GmbH auf elf Jahre abgeschlossene Vertrag sieht nicht nur vor, dass die Integral-Züge und die Werkstatt in Lenggries weiter genutzt werden und die Arbeitsplätze erhalten bleiben. Darüberhinaus sollen von Dezember 2013 an zusätzliche Züge in den Hauptverkehrszeiten von und nach Lenggries verkehren. Vor allem im Berufsverkehr und für die Naherholungssuchenden an den Wochenenden soll der Halbstundentakt ausgebaut werden.

Der Lenggrieser Bürgermeister Werner Weindl (CSU) sagte zum Zuschlag an die BOB: "Ich persönlich finde diese Entscheidung hervorragend." 40 Arbeitsplätze in Lenggries seien gesichert. Die BOB sei ein guter Partner, sagte Weindl, mit dem sich unkompliziert zusammenarbeiten lasse. Niedermaier sagte, die BOB mit Geschäftsführer Heino Seeger habe es geschafft, eine Verbundenheit mit der Region herzustellen. Die Verbesserungen seien der Ausschreibung zu verdanken. Diese gäbe es nicht, hätte man die BOB einfach weitermachen lassen.

Dabei war es am Ende eine Ausschreibung, der das Entscheidende fehlte. Als im Mai die Deutsche Bahn ihren Rückzug aus dem Verfahren erklärte, war im Grunde nur noch die Frage, ob die BOB mangels Konkurrenz einfach den Auftrag bekommt oder die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG), die für den Freistaat die Zugleistungen bestellt und das Vergabeverfahren leitet, unter geänderten Bedingungen ein neues Verfahren eröffnet.

Schließlich hatte die Deutsche Bahn ihren Ausstieg damit begründet, dass der geforderte Betrieb mit in die Jahre gekommenen Integral-Zügen wirtschaftlich unattraktiv sei. Am Ende gab wohl der Rückhalt der BOB im Oberland den Ausschlag.

Niedermaier, Weindl und die anderen Bürgermeister mit BOB-Haltestellen hatten mit dem Stimmkreisabgeordneten Martin Bachhuber (CSU) im Bayerischen Wirtschaftsministerium vorgesprochen, um die BOB als Betreiber der Bahnstrecken im Oberland zu halten. "Wir haben immer mit einer Stimme geredet", sagte Weindl. Ohne diese Einigkeit wäre das Verfahren wohl anders ausgegangen. Darüberhinaus gab es Unterschriftenaktionen von Fahrgästen, die sich für die BOB aussprachen. Fritz Czeschka, Geschäftsführer der BEG, sagte am Dienstag, diese Aktivitäten hätten durchaus Einfluss auf die Entscheidung gehabt, an der BOB festzuhalten.

Der BEG fiel es so wohl auch leichter, über manches hinwegzusehen und die eine oder andere Kröte zu schlucken. So rutschte die BOB im jüngsten Qualitätscheck, bei dem die BEG vierteljährlich 15 Regionalbahnen beurteilt, vom 9. auf den vorletzten 14. Platz ab. Außerdem muss der Freistaat unerwartet tief in die Tasche greifen, um das mit der BOB vereinbarte Betriebskonzept umzusetzen. Die Ausschreibung habe preislich nicht das erhoffte Ergebnis gebracht, räumte BEG-Geschäftsführer Czeschka ein.

Landtagsabgeordneter Bachhuber will jedenfalls den in seinen Augen doch recht bedeutenden Auftrag an die BOB als "Verpflichtung" verstanden wissen, einen der Zeit angepassten Service zu bieten und bei Pünktlichkeit und Sauberkeit hohe Standards anzustreben. Er sagte, er werde darauf ein Auge haben. BOB-Geschäftsführer Seeger sagte, er und seine Mitarbeiter würden sich anstrengen, die erreichte Qualität nicht nur zu halten, "sondern zu verbessern".

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Quelle:
SZ vom 26.09.2012
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