Ausgezeichneter Pädagoge:Mit einem Lied gegen den Mathefrust

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Hubert Schenk (links) erhielt den Preis von Irmgard Listl (rechts). (Foto: Manfred Neubauer)

Der Wolfratshauser Rotary Club ehrt Hubert Schenk von der Mittelschule Geretsried als beste Lehrkraft im Landkreis

Von Susanne Hauck, Wolfratshausen

Der "Lehrer des Jahres" heißt Hubert Schenk und unterrichtet an der Mittelschule Geretsried. Der Rotary Club Wolfratshausen-Isartal zeichnete ihn mit dem "Summa cum Laude"-Preis aus, der jährlich für herausragendste Lehrkraft im Landkreis vergeben wird.

Er habe damit überhaupt nicht gerechnet, sagt Schenk bei der Verleihung am Montagabend im Krämmelforum. Ganz automatisch seien ihm bei der Nominierung die Namen von jungen Kollegen durch den Kopf gegangen. "Und jetzt dieser Preis, so kurz vor Schluss!", macht der 62-Jährige, der noch ein Schuljahr vor sich hat, seiner freudigen Überraschung Luft. Schenk findet, dass er "sicher nicht der beste Lehrer" ist. "Aber eine Lehrerpersönlichkeit, das bin ich schon", kann der sportlich und deutlich jünger wirkende Pädagoge seinen Stolz dann doch nicht ganz verbergen.

Bei dem Rotary-Preis schlagen die Elternbeiräte die Kandidaten vor, die den Anforderungen an eine vorbildliche Persönlichkeit mit überdurchschnittlichem Engagement und fachlichem Niveau besonders entsprechen. Würde man die Schüler fragen, was sie an ihrem Herrn Schenk so toll finden, würden sie wahrscheinlich sagen, dass er immer so gute Laune hat. Und dass er sie zu nehmen weiß, wenn sie mal "keinen Bock" haben. "Wenn sie am Freitag in der fünften Stunde fragen, Herr Schenk, wollen wir nicht lieber singen anstatt Mathe zu machen, lasse ich mich öfter mal überreden", erzählt der Lehrer und passionierte Musiker, der in seiner Freizeit mit seiner Band Bench2Road auftritt. Wenn die Schüler hinterher fröhlich singend zum Bus liefen, gehe ihm das Herz auf.

Will man wissen, mit welchen Liedern er denn bei seinen Fünftklässlern am meisten punkte, ist er um eine Antwort nicht verlegen: "'Pummel der Pudel' nach der Melodie 'Lady Madonna' von den Beatles. Ich singe nicht die Charts, sondern Popklassiker, die die Zeit überdauern."

Von Frust oder Burn-out ist bei Hubert Schenk, der seit 1993 an der Mittelschule unterrichtet, nichts zu spüren. Wenn er erzählt, dass er sich in den 40 Jahren noch an keinem Tag zum Unterricht überwinden musste, nimmt man ihm das auf Anhieb ab. Genauso, dass es ihm eine Riesenfreude sei, in seinem letzten Schuljahr noch einmal eine zehnte Klasse zum Mittleren Schulabschluss führen zu können.

Der "Alt-Geretsrieder", wie sich Schwenk nennt, ist die dritte Lehrkraft, die mit dem mit 3000 Euro für Schulprojekte dotierten jährlichen Rotary-Preis bedacht wurde, nach Jakob Dondl und Christine Venus-Michel. Rotary-Vorsitzende Irmgard Listl hebt den positiven Einfluss charismatischer Lehrer auf Jugendliche hervor und Projekt-Initiator Christoph Irmer will eine Lanze für ihr Image brechen: "Es gibt richtig tolle und coole Lehrer, darauf wollen wir aufmerksam machen."

Acht Nominierungen seien von den Elternbeiräten eingegangen, berichtet der Rotarier, drei weniger als im Vorjahr. Während von den Geretsrieder Schulen vier Vorschläge kamen und aus Reichersbeuern, Münsing und Bad Tölz jeweils ein Vorschlag, sei aus Wolfratshausen oder Icking diesmal gar nichts eingegangen. Manche Schulen hätten eine Pause machen wollen, um die Nominierung vom Vorjahr nicht zu schmälern, andere hätten gleich das ganze Kollegium nominieren wollen", nennt Irmer einige Gründe für den Rückgang.

Sich auf einen einzigen besonders verdienten Kandidaten festzulegen, das ist für Landrat Josef Niedermaier (Freie Wählergemeinschaft) eine "mutige Bewertung", die er sich nach eigenen Worten gar nicht zutrauen würde. Stattdessen steuert er zum Thema eine Anekdote aus der eigenen Schulzeit bei. Er habe wegen des verhassten Fachs Latein eine Ehrenrunde drehen müssen und nach dem ganzen Schulfrust Bäcker gelernt. Eines Tages sei sein alter Lateinlehrer in den Laden gekommen und habe ihm vorgehalten, nicht mehr aus seinem Abitur gemacht zu haben. "Heute bin ich froh, ihn als Lehrer gehabt zu haben."

© SZ vom 24.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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