- Erfolgreiches Marketing, Nachhaltigkeit, Ausbildung, Innovation, Heimatverbundenheit: Das sind die maßgeblichen Kriterien, nach denen Landrat Josef Niedermaier (Freie Wähler) am Donnerstag im Namen des Kreisausschusses den Wirtschaftspreis 2018 verliehen hat, bereits zum 19. Mal. Die beiden Preisträger kommen in diesem Jahr aus den Bereichen Industrie und Gastronomie. Beide strahlen mit ihrer Leistung bis weit über den Landkreis hinaus.
Schlossgut Oberambach
Als die Familie Schwabe Anfang der Neunzigerjahre ins Schlossgut Oberambach umzog, lagen dort noch Haarbürsten, alte Zeitschriften und andere persönliche Gegenstände herum. "Es sah so aus, als wäre das Haus über Nacht verlassen worden", erinnert sich Maximilian Schwabe, der damals noch ein Kind war. Tatsächlich hatte der Vorbesitzer, ein gewisser Graf von Kleydorff, das Anwesen relativ flott verlassen, um nach Amerika überzusiedeln. Das Schlösschen im Loir-Stil hinterließ er in einem recht dürftigen Zustand. Die Familie Schwabe sanierte es aufwendig.
Der vormalige Kuhstall ist heute ein Restaurant, der Hühnerstall ein Tagungsraum, der Schweinestall ein modern eingerichtetes Foyer. Familienoberhaupt Roland Schwabe wollte das Anwesen, das im Jahr 1476 erstmals urkundlich erwähnt wurde, ursprünglich nur als Tagungsstätte nutzen, doch schon bald merkte er, dass die Gäste in dem idyllisch gelegenen Schlossgut gerne länger bleiben wollten. So entstand das Hotel, das von Wiesen und Wäldern umgeben ist, mit Blick auf die Alpen und den Starnberger See, der nur zehn Gehminuten entfernt liegt. Doch es ist nicht nur die Abgeschiedenheit und das malerische Ambiente. Einzigartig - das ist einer der Hauptgründe für die Auszeichnung mit dem Wirtschaftspreis - sind die Nachhaltigkeit und Naturverbundenheit, für die das Unternehmen steht.
Seit 2003 ist das Schlossgut zertifiziertes Mitglied der Bio-Hotels. Bei sämtlichen Umbauten wurden umweltverträgliche Materialien aus der Region verwendet. In den 40 individuell gestalteten Zimmern schlafen die Gäste ohne Elektrosmog. Die hauseigene Küche kocht ausschließlich mit regionalen Produkten, die meisten davon vom eigenen Gemüsefeld. Die Heizung wird mit Hackschnitzeln betrieben, die größtenteils aus dem eigenen Wald kommen. Die Toiletten werden mit Regenwasser gespült. Aufträge vergibt die Familie an Firmen aus der Region, die Tagungsgäste arbeiten überwiegend für nachhaltige Firmen. "Bei uns ist nichts standardisiert, so etwas gibt es wirklich ganz selten", sagt Maximilian Schwabe, 30, der das Geschäft mit seinem Vater führt. Wenn es nach ihnen geht, soll das Schlossgut bald noch wachsen. Ihre Gäste aus ganz Deutschland könnten dann noch zahlreicher kommen.
Rollo Solar Melichar
In einer kleinen Garage in Königsdorf beginnt die Erfolgsgeschichte der Familie Melichar, zu deren Kunden inzwischen die halbe Mannschaft des FC Bayern, das Schloss Elmau und der russische Präsident Wladimir Putin zählen. Damals, im Jahr 1983, machten Heide und ihr Mann Roland Melichar noch alles selbst, von der Produktion bis zur Montage. Aus heutiger Sicht ist das schwer vorstellbar. Tochter Hannah, die mit 25 Jahren das Geschäft gemeinsam mit ihrem Vater leitet, führt durch ein hochmodernes Firmengebäude auf fast 2900 Quadratmetern im Tölzer Industriegebiet Farchet, mit Konferenzraum, Show-Room, Robotern und Werkstätten auf dem Stand der neuesten Technik. Das Unternehmen zählt inzwischen 62 Mitarbeiter, darunter zwei Auszubildende. Pro Jahr wickelt die Firma bis zu 3000 Projekte in Deutschland, Russland, Großbritannien, Finnland, Dänemark und Spanien ab. Ihr Umsatz hat in diesem Jahr ein Rekordhoch erreicht und übersteigt erstmals die 10-Millionen-Marke. Im Fachjargon spricht man Unternehmen wie ihres als Hidden Champion - in der Region wenig bekannt, doch in Europa und weltweit überaus aktiv.
Ihre Schwimmbadabdeckungen gibt es nicht nur für das übliche rechteckige Becken, sondern für alle möglichen Pool-Designs, von herzförmig bis blattförmig, alles vollautomatisch. Die Rollladen dafür bestehen aus PVC und neuerdings aus Polycarbonat, das hagelsicher, temperaturfest, farbbeständig und energieeffizient ist. Seit drei Jahren entwickelt und produziert das Unternehmen zudem eigene wasserfeste Industriemotoren zum Schließen der Abdeckungen, nachdem es mit den vorhandenen Motoren immer wieder Probleme gab. Die Herstellung ist ein voller Erfolg, die Motoren bleiben wasserdicht und sind inzwischen überaus gefragt auf dem Markt.
Das alles trägt zum stetigen Wachstum des Unternehmens bei. Trotz schwieriger Marktbedingungen und wachsender Konkurrenz aus dem Ausland wurden nie Arbeitsplätze abgebaut, das Unternehmen ist immer gewachsen. Die Zukunft der Firma ist gesichert, Tochter Hannah wird es später ganz übernehmen. Für Bad Tölz ist Rollo Solar ein Aushängeschild: ein Global Player aus der Kleinstadt.