Aus dem Gemeinderat:Schöner werden, aber später

Münsing verschiebt die Entscheidung, einen Gestaltungsbeirat und ein Mitmachamt einzurichten. Der Gemeinderat hält den Antrag des Agenda-Kultur-Sprechers Christian Kohn für ein langfristiges Projekt, das sich entwickeln muss

Von Benjamin Engel, Münsing

Über die Instrumente eines Gestaltungsbeirats und eines Mitmachamts will Münsing weiter nachdenken. Die Gemeinderäte sahen sich am Dienstag außerstande, über den Antrag von Christian Kohn endgültig zu entscheiden. Über ein so komplexes Thema müsse längerfristig nachgedacht werden, lautete der Tenor.

Mit seinem Vorstoß wollte der Münsinger Agenda-Kultur-Sprecher Kohn zur Diskussion anregen. Ein Gestaltungsbeirat ist ein unabhängiges Gremium von Sachverständigen, das Kommunen und Bauherren zu architektonischen und ortsgestalterischen Fragen berät. Ein Mitmachamt hat die oberbayerische Gemeinde Weyarn eingerichtet. Es fungiert als Steuerungsgremium zwischen den Vertretern von Arbeitskreisen und dem Gemeinderat.

Als Impuls für die Zukunft verstand Bürgermeister Michael Grasl (FW) die Diskussion. Derzeit sei die Verwaltung aber räumlich und personell so eingeschränkt, dass ein Gestaltungsbeirat schwer einzuführen sei. Eine Grundsatzentscheidung solle dem 2020 neu gewählten Gemeinderat vorbehalten bleiben. Gestaltungsbeiräte gebe es aber größtenteils in Städten. In der Region habe nur der Markt Garmisch-Partenkirchen ein solches Gremium. "Keine mit Münsing vergleichbar große Gemeinde in unserer Region hat einen Gestaltungsbeirat, auch nicht Weyarn." In keiner Geschäftsordnung lasse sich festlegen, dass von den Empfehlungen nur aus gewichtigen Gründen abgewichen werden darf.

Problematisch sah Grasl, dass ein Gestaltungsbeirat kein Entscheidungsgremium ist. "Es gibt Planer und Bauherren, die einen Gestaltungsbeirat nur schwer akzeptieren." Manche ließen sich gar nicht beraten und handelten über den "Kopf" der Gemeinde hinweg. Das handhabe auch der Gesetzgeber so, der den Bauherren größtmögliche Freiheit gegeben habe. Als Instrument brauche ein Gestaltungsbeirat eine Ortsgestaltungssatzung, die in Münsing erst aufwendig erarbeitet werden müsste. Aus Sicht von Ursula Scriba (Bürgerliste) braucht Münsing keinen dauerhaften Gestaltungsbeirat. Die Architektenkammer biete mobile Beiräte an, die für Projekte temporär hinzugezogen werden könnten. Diese Idee begrüßte Helge Strauß (CSU). Die Kommune solle das Thema vorsichtig und langsam angehen. Sich ad hoc zu entscheiden, falle ihm schwer. Für überflüssig hielt Thomas Schurz (CSU) so ein Gremium. Die aus der Bürgerschaft gewählten Gemeinderäte seien praktisch Gestaltungsbeiräte. Die Kommune habe bei Bauvorhaben sowieso kaum Entscheidungsspielraum, werde vom Tölzer Landratsamt häufig überstimmt.

Mit einem Mitmachamt würde die Gemeinde laut Grasl nur derzeit uneinlösbare Vorstellungen wecken. Eins zu eins lasse sich das Weyarner Modell nicht übertragen. Münsing habe Agenda-Gruppen und Vereine, die sich engagierten. Ein Mitmachamt müsse sich von unten entwickeln. Ähnlich argumentierte Sozialreferentin Regina Reitenhardt (Wählergruppe Münsing). Ein zusätzliches Amt brauche die Kommune nicht. Ausgangspunkt der Debatte war die Baukultur-Ausstellung des Vereins "LandLuft" Der Gemeinderat hatte entschieden, die Schau im Februar zu zeigen, wofür sich auch Agenda-Kultur-Sprecher Kohn eingesetzt hatte.

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