Aus dem Amtsgericht Wolfratshausen:Urteil im Nacktbilder-Fall

Lesezeit: 1 min

Obszöne Fotos an Minderjährige: Junger Mann schuldig gesprochen

Von Benjamin Engel, Wolfratshausen

Weil ein junger Mann aus dem Landkreis einer damals 13-Jährigen Nacktbilder geschickt hat, muss er 16 Sozialstunden ableisten. Mit diesem Urteil ist der Prozess gegen den Schüler vor dem Amtsgericht Wolfratshausen am Dienstagnachmittag zu Ende gegangen. Jugendstrafrichter Urs Wäckerlin hatte das Mädchen am dritten und letzten Verhandlungstag als Zeugin gehört. Sie war mit ihrer Mutter aus Baden-Württemberg angereist. Der Angeklagte ist des sexuellen Missbrauchs von Kindern schuldig. Dieser Tatbestand gilt als erfüllt, weil das Mädchen jünger als 14 Jahre alt war. Zudem urteilte Wäckerlin, dass der junge Mann ihr Alter gekannt hatte.

Genau das sagte die heute 15-Jährige vor Gericht aus. Die beiden hatten sich über eine Dating-Plattform im Internet kontaktiert. "Ich glaube, er hat mich nach meinem Alter gefragt", berichtete die Jugendliche. Darauf habe sie wahrheitsgemäß mit 13 geantwortet. Der Angeklagte sei überrascht gewesen. "Er meinte ich sehe älter aus." Trotzdem hatten sie im März 2017 über den Nachrichtendienst Whats-App gegenseitig Nacktbilder ausgetauscht. Die Mutter des Mädchens hatte deren Handy konfisziert, weil diese ihr Zimmer nicht aufräumen wollte. So entdeckte sie den obszönen Chat-Verlauf und zeigte den damals 19-jährigen Mann aus dem Tölzer Landkreis an.

Im Gerichtssaal blickte der Angeklagte mit gesenktem Kopf starr vor sich hin. Er hatte seine Hände fest zusammengedrückt. Persönlich entschuldigte er sich bei dem Mädchen. Wie er angab, hatte er sie für älter gehalten. "Ich bereue es", sagte er. Seitdem fühle er sich einfach nur schlecht. "Manchmal denke ich mir selbst, dass ich nichts wert bin." Er ist in psychiatrischer Behandlung.

In seinem Urteil schloss sich der Jugendrichter dem Plädoyer der Staatsanwältin an. Wie Wäckerlin sagte, sei zweifellos zu sehen, dass die Angelegenheit dem Angeklagten wahnsinnig nahegehe. "Ich bin der Meinung, das war ein einmaliger Ausrutscher", sagte er.

© SZ vom 26.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: