Aus dem Amtsgericht:Betrugsmasche mit Hundewelpen

Zwei 19-Jährige stellen Bankkonten bereit und werden verurteilt

Von Benjamin Engel, Wolfratshausen

Mit der Sehnsucht nach einem treuen Begleiter haben bislang unbekannte Täter ein Geschäft gemacht: Über das Internet boten sie Hundewelpen an. Dafür verlangten sie Vorauszahlungen, ohne je Tiere an die Kunden zu übergeben. Auf diese Masche sind Zwillingsschwestern aus dem Landkreis hereingefallen. Zudem haben sich die 19-Jährigen für die Zwecke der Betrüger einspannen lassen. Auf die Bankkonten des Duos zahlten Kunden etwas mehr als 8000 Euro für Tierwelpen ein. Das Geld überwiesen die jungen Frauen per Western Union ins Ausland.

Dafür wurden die Zwillingsschwestern am Dienstag wegen leichtfertiger Geldwäsche zu je 24 Sozialstunden verurteilt. "Unsere Hoffnung war, wenn genügend Geld bezahlt wird, dass wir dann endlich die Hunde bekommen", sagten sie vor Gericht.

Die Art der Betrugsmasche ist verbreitet. Unbekannte Täter suchen in Deutschland nach Mittelsmännern, die über ihre Bankkonten Geld ins Ausland per Western Union weiterleiten. Von einem Standort des Unternehmens können die Betrüger das Geld abholen und dann verschwinden. So verwischen sie ihre Spuren. Nach diesem Prinzip leiteten die Zwillingsschwestern 21 Mal Geld von Kunden der vermeintlichen Welpenverkäufer nach Kamerun, Griechenland und Frankreich weiter. "Das war halt Leichtsinn", sagte eine von ihnen.

2017 waren die Zwillingsschwestern für eine Arbeitsstelle in den südlichen Landkreis gezogen. Eine von ihnen wollte sich unbedingt einen Hund zulegen. Im Internet entdeckte sie ein Inserat für zwei Husky-Welpen. Je 300 Euro überwiesen sie zunächst für die Tiere. "Die Verkäufer wollten aber immer mehr", schildert die gelernte Köchin. Mal hätten diese Geld für das Essen, die Impfung oder den Transport verlangt. Anfangs habe sie noch Geld überwiesen, bis ihr das zu blöd geworden sei, sagt sie. "Dann bin ich zur Polizei."

Explizit hatten die Beamten die jungen Frauen vor möglichen Betrügern gewarnt. Doch die Köchin kontaktierte die vorgeblichen Welpenverkäufer weiter. Per Mail teilte sie mit, kein Geld mehr zu schicken. Sie erklärte sich aber bereit, auf ihr Konto eingezahltes Geld ins Ausland weiterzuleiten. Es handele sich um Zahlungen von Freunden der Verkäufer, welche die Kosten für den Hundekauf auslegen würden, sei behauptet worden.

Ein Video zerstreute die Bedenken der misstrauischen Schwester. Das zeigte zwei Husky-Welpen. Zudem waren die Namen der beiden Zwillinge zu hören. "Der Moment war so schön", berichtete sie. Die Hunde hätten genauso ausgesehen, wie sie sich die Tiere vorgestellt hätten.

Für den Staatsanwalt hat der "Wunsch nach einem süßen Welpen" einen "bitteren Beigeschmack". Vieles spreche dafür, dass beide keinen Überblick hatten, was passiert sei. Der Staatsanwalt beantragte, die Frauen nach Jugendstrafrecht zu je 24 Sozialstunden zu verurteilen. Diesem Plädoyer schloss sich Amtsrichter Urs Wäckerlin an. Überweisungen per Western Union seien das ideale Werkzeug für Betrüger, die unentdeckt bleiben wollten, sagte er. Die Angeklagten hätten leichtsinnig gehandelt, "wildfremden" Leuten so Geld zu überweisen.

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