Auftakt auf dem Brauneck:Schifoan

Am Lenggrieser Hausberg hat es geschneit - aber nicht genug. Daher wird zu Saisonbeginn an diesem Wochenende nur die Kabinenbahn öffnen, denn die Zeit zum Beschneien war zu kurz.

Von Benjamin Engel

Auftakt auf dem Brauneck: Ach, das waren Zeiten. Im November 1957 gab es sooo viel Schnee am Brauneck. Heuer lässt er auf sich warten.

Ach, das waren Zeiten. Im November 1957 gab es sooo viel Schnee am Brauneck. Heuer lässt er auf sich warten.

(Foto: Brauneck-Bergbahn)

Im modernen Milchhäuslexpress von Wegscheid auf das Brauneck gibt es für den Komfort der Skifahrer sogar eine Sitzheizung. Für die Schneesicherheit braucht die Brauneck und Wallbergbahnen GmbH dagegen Kälte, damit die Schneekanonen laufen können - mindestens drei Grad unter null.

Wie Geschäftsführer Peter Lorenz erklärt, sind Temperaturen von weniger als fünf Grad minus ideal. Und die hatte es am Lenggrieser Hausberg in der Nacht auf Freitag auch im Tal - mit sechs Grad minus am frühen Freitagmorgen. Obwohl bis ganz hinunter beschneit werden konnte, wird der Skibetrieb aber erst zum zweiten Adventswochenende möglich sein. Zu Saisonbeginn an diesem Samstag wird vorerst nur die Kabinenbahn öffnen. Die Zeit zum Beschneien war zu kurz.

Dennoch zeigt sich das Brauneck winterlicher als zu den Saisonstarts der vergangenen Jahre. Am Freitag liegen im Tal zehn und am Berg 80 Zentimeter Schnee. Rund 130 Schneekanonen und -lanzen versprühen zusätzlichen Maschinenschnee auf die Pisten am vorderen Brauneck und die Abfahrten beim Milchhäuslexpress. "Wenn wir die optimal auslasten können, brauchen wir 100 Stunden, damit die Unterlage reicht", erklärt Lorenz. Daher sei am Samstag noch kein Skibetrieb möglich.

"Wir können die Kanonen nicht laufen lassen, wenn Skifahrer auf der Piste sind." Bereits am Montag waren zwar schon 20 bis 30 Schneekanonen bis auf eine Höhe von 1000 Meter hinab in Betrieb. Doch dann wurde es zwei Tage wieder milder - zu warm für das Maschinen-Weiß. "Wir konzentrieren uns jetzt auf das zweite Adventswochenende, um die Pisten perfekt präparieren zu können", sagt Lorenz.

Reichen die Temperaturen aus, laufen die Schneekanonen und -lanzen Tag und Nacht. Alle sind an das zentrale Leitsystem angeschlossen und können per Computer gesteuert werden. Zudem sind die Mitarbeiter in Zwölf-Stunden-Schichten am Berg unterwegs. "Sie müssen kontrollieren, ob der Maschinenschnee auch an die richtige Stelle auf der Piste gesprüht wird", erklärt Lorenz. Denn der könne durch Wind verblasen werden. Anschließend verteilen Pistenraupen den Schnee planmäßig.

Bergbahn Revision

Am Lifthaus des Ahorn-Sesselliftes. Die jährliche Revision der Bergbahn und aller Lifte ist beendet. Der Schnee kann kommen.

(Foto: Manfred Neubauer)

Einige von der Bergbahn GmbH haben GPS-Schneehöhen-Messgeräte. Die erfassen genau, wie hoch das Weiß an jedem Punkt der Piste liegt. So lässt es sich gleichmäßig verteilen. In jüngster Zeit hat die Bergbahn GmbH im Wettbewerb um Wintergäste viel in die Technik investiert. Ein unter Naturschützern hoch umstrittenes Speicherbecken wurde im Garlandkessel fertiggestellt. Es umfasst etwa 100 000 Liter und ist damit eines der größten in Bayern. Wasser- und Elektroleitungen wurden zu den meist fest am Pistenrand installierten Schneekanonen und -lanzen am Berg gegraben. Für deren Betrieb zahlt die Bergbahn GmbH 80 000 bis 90 000 Euro Stromkosten pro Saison. Der 2014 neu eröffnete Sechsersessellift Milchhäuslexpress kostete acht Millionen Euro.

Noch nicht maschinell beschneit wird am hinteren Brauneckgebiet von der Tölzer Hütte bis zum Idealhang und im Finstermünzkessel. Den dortigen Sessellift hat Josef Singhammer genauso wie die beiden Florihang-Schlepplifte und den Schlepplift am Bayernhang kurz vor Saisonstart an die Bergbahn GmbH verkauft. In den vergangenen Wintern liefen die Geschäfte des 84-Jährigen an den sonnenexponierten Südosthängen ohne Schneekanonen schlecht. Gleichzeitig fehlte ein Nachfolger in der Familie zur Übernahme - und wohl auch das Geld, um die Liftanlagen modernisieren und Schneekanonen anschaffen zu können.

Aus Sicht von Lorenz ist der Zukauf der Singhammer-Lifte von Vorteil für das gesamte Skigebiet. "Wir können Synergieeffekte nutzen", sagt er. So könne auf die Strukturen der GmbH, etwa zur Lohnbuchhaltung, zurückgegriffen werden. Die Arbeitsplätze der Mitarbeiter von Singhammer seien gesichert. Zunächst sollen nun Beschneiungsanlagen auch in diesem sonnenbeschienenen und damit schneeunsichereren Teil des Braunecks installiert werden. Dafür sind Genehmigungsverfahren notwendig. Zudem müsse geprüft werden, ob die Kapazitäten des bisherigen Speichersees ausreichten. Langfristig werde über eine Modernisierung der Anlagen nachgedacht.

Am westlichen Ende des Skigebiets öffnet die 1520 Meter hoch gelegene Stie-Alm am Samstag und Sonntag, 2. und 3. Dezember (der Fußmarsch von der Brauneck-Gipfelstation dauert 40 Minuten). Noch reicht der Schnee für den Lift- und Skibetrieb am benachbarten Idealhang aber nicht. "Auf der Piste liegt ein knapper halber Meter", berichtet der Betreiber und Hüttenwirt Stefan Obermüller am Freitagmittag. Ein wenig mehr Schnee brauche es noch wegen der Gräben im Gelände. Schneekanonen hat Obermüller, einer von 16 Hütten- und Gastwirten am Brauneck, nicht. Der Skibetrieb sollte aber am zweiten Adventswochenende möglich sein. Vorausgesetzt es gibt keinen Föhneinbruch und damit starkes Tauwetter.

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