Welche Wunden Bomben reißen, auch bei Menschen, die scheinbar unversehrt davongekommen sind, lässt sich bei Rudolf Mauersberger nachhören. "Wie liegt die Stadt so wüst" heißt seine Trauermotette, die er unmittelbar nach der Zerstörung Dresdens im Zweiten Weltkrieg geschrieben hat. Es sind Klänge, die durch Mark und Bein gehen und auch Sängerinnen und Sänger an ihre Grenzen bringen. Der Isura Madrigal Chor unter Leitung von Johannes Buxbaum hat sich dieser Herausforderung gestellt. Die Motette ist Teil seines neuen Konzertprogramms "Krieg und Frieden", das erstmals am Sonntag, 15. März, in Waldram vor Publikum erklingen soll und in mehrfacher Hinsicht außergewöhnlich ist.
So wagt sich das renommierte A-cappella-Ensemble, das seinen Stammsitz in Geretsried hat, erstmals mit einem politischen Programm "aus der Wohlfühlatmosphäre", wie Buxbaum sagt. "Chormusik kann Stellung beziehen, kann etwas aussagen." Das Thema Krieg sei leider wieder hochbrisant. Deshalb habe er das Projekt, über das er schon lange nachgedacht habe, nun mit einem geeigneten Partner realisiert. In Kooperation mit dem Verein Bürger fürs Badehaus Waldram ist ein "Konzert mit Geschichte" entstanden: Lieder wechseln mit Fotos, Texten und Hintergrundinformationen zum einstigen Lager Föhrenwald. Aufführungsorte sind die Aula des Gymnasiums Sankt Matthias in Waldram und die KZ-Gedenkstätte Dachau.
Die Vorbereitung sei diesmal "ganz anders als sonst" gewesen, erklärt Bettina Geue-Decker, Pressebeauftragte des Chors. "Das ging ans Eingemachte." Zunächst hätten sie sich alle schwer getan, diese Texte zu singen. "Wir hatten großen Gesprächsbedarf." Mittlerweile blickten sie auf einen "tollen Prozess" zurück. "Wir sind da reingewachsen."
Nicht nur der Krieg, auch die Sehnsucht nach Frieden hat über die Jahrhunderte in der Musik Spuren hinterlassen. Auf die Trauermotette oder das "Moorsoldatenlied", das 1933 von KZ-Häftlingen im Emsland geschaffen wurde, lässt Buxbaum Friedensvisionen folgen. Unter anderem das "Da pacem Domine" von Arvo Pärt, das dieser zwei Tage nach den Madrider Zuganschlägen vom März 2004 für ein Friedenskonzert in Barcelona komponierte. "Es ist ganz wichtig, dass am Ende ein Hoffnungsschimmer steht", erklärt Buxbaum. Sein Wunsch sei es, die Zuhörer darin zu bestärken, überlegt und aufmerksam durch die Welt zu gehen. "Und sich nicht Parolen und Tweets hinzugeben." Da treffe es sich gut, dass die Konzertpremiere auf den Tag der Kommunalwahl falle.
"Krieg und Frieden", Sonntag, 15. März, 17 Uhr, Gymnasium Sankt Matthias, Waldram, 12/6 Euro, anschließend Empfang im Erinnerungsort Badehaus; Samstag, 16. Mai, 19.30 Uhr, KZ-Gedenkstätte Dachau