Asylbewerber im Landkreis:Hotels als Unterkünfte angeboten

Die Regierung prüft die Eignung des "Schmied von Kochel" und des ehemaligen Heilbrunner Sanatoriums Strauß. Die betroffenen Gemeinden protestieren.

Klaus Schieder

Das leer stehende Hotel "Schmied von Kochel" in Kochel am See und das ehemalige Sanatorium Strauß in Bad Heilbrunn sind der Regierung von Oberbayern als Sammelunterkünfte für Asylbewerber angeboten worden. Ob sich die Gebäude dafür eignen, werde geprüft, teilt die Regierungssprecherin Michaela Krem mit. In den beiden Gemeinden, in denen insgesamt 27 Flüchtlinge aus Syrien, Afghanistan und dem Irak leben, lehnt man ein zentrales Quartier weiterhin strikt ab und plädiert dafür, die Unterbringung in Privatwohnungen beizubehalten. "Wir tun alles, um die Menschen hier zu integrieren", sagt Thomas Gründl (CSU), Bürgermeister von Bad Heilbrunn.

Schmied von Kochel

"Ein Eckpfeiler des Tourismus": Das Hotel "Schmied von Kochel".

(Foto: Manfred Neubauer)

Der Regierung wurden Krem zufolge diverse Gebäude im Landkreis für die Unterbringung von Asylbewerbern offeriert, darunter auch das Hotel in Kochel und das ehemalige Sanatorium in Bad Heilbrunn. Die Besitzer boten die Häuser der "Immobilien Freistaat Bayern" (IMBY) an, die für die Verwaltung der Unterkünfte für Asylbewerber zuständig ist. Sollten die Regierung und die IMBY zu dem Schluss kommen, dass die zwei Immobilien geeignet sind, werde der Vizepräsident der Regierung, Ulrich Böger, "umgehend die politischen Mandatsträger vor Ort informieren" und mit ihnen das weitere Vorgehen abstimmen, erklärt Sprecherin Krem.

Thomas Holz (CSU) ist nicht angetan davon, dass sich noch niemand von der Regierung bei ihm gemeldet hat. "Als Bürgermeister erfährt man immer als Letzter davon", sagt der Kocheler Rathauschef. Vom Eigentümer des Hotels "Schmied von Kochel" wurde ihm indes mitgeteilt, dass dieser keineswegs vorhat, das Haus für Asylbewerber zur Verfügung zu stellen. Holz: "Er hat gesagt: Nein, das kommt nicht. "

Es seien "sehr vielversprechende Gespräche über den Verkauf und den Weiterbetrieb" des Hotels im Gange. Das steht seit Ende vorigen Jahres leer, nachdem Geschäftsführerin Christa Häglsperger Insolvenz angemeldet hatte. Für den Bürgermeister ist dieses Haus "ein Eckpfeiler für unseren Tourismus". Es sei daher wichtig, dass es als Hotel in der "tourismusintensivsten Gemeinde" im Landkreis weiterbetrieben wird.

Das ehemalige Sanatorium Strauß in Bad Heilbrunn hat sich ein Vertreter der Regierung von Oberbayern bereits angeschaut. Dies teilt Bürgermeister Gründl mit. Dabei ging nach seiner Auskunft jedoch nur um die Anzahl der Zimmer, geprüft wurde sonst noch nichts. Welche Kosten durch das Herrichten als Unterkunft entstehen, wie hoch der Mietpreis ist, wie es mit dem Brandschutz aussieht - all dies müsste noch geklärt werden. Gründl lehnt ein Sammelquartier im Ortskern, wo knapp 1000 Einheimische leben, rundheraus ab. Kämen dort 50 bis 100 Flüchtlinge unter, wären sie "fast nicht mehr integrierbar", sagt der Bürgermeister. "Mehr als 18 bis 20 Asylbewerber gehen für die Gemeinde nicht."

Holz und Gründl loben unisono die Arbeit der zahlreichen ehrenamtlichen Kräfte in ihren Kommunen, die den Flüchtlingen Deutschunterricht erteilen, sie zum Arzt bringen oder auf Behördengängen begleiten. Um die neun Asylbewerber in Kochel "kümmern wir uns sehr positiv", sagt Holz. "Auch das Landratsamt sagt, wie es bei uns läuft, ist wirklich erwähnenswert." Gründl bezweifelt, dass ein Verwalter am Ort, der in einem Sammelquartier als Ansprechpartner für mindestens 50 Flüchtlinge dient, die Arbeit der freiwilligen Helfer für die 18 Asylbewerber in Bad Heilbrunn kompensieren kann. "Die Ehrenamtlichen handeln aus Überzeugung, ein Verwalter hat ein Stundenkontingent", sagt er.

Die Angebote der beiden Häuser in Kochel und Bad Heilbrunn liefen nicht über den Schreibtisch von Karina Schultz, die im Landratsamt für die Flüchtlinge zuständig ist. Ihr seien bislang "zwei, drei große" Immobilien gemeldet worden, sagt sie. Die zwei Gebäude waren nicht darunter. Nach aktuellem Stand muss der Landkreis 108 Flüchtlinge aufnehmen. 78 Plätze sind in Privatquartieren vorhanden. Ab Mitte September kommen zwölf weitere in Wolfratshausen hinzu.

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