Asylbewerber:Ein Zeichen der Menschlichkeit

Viele kennen die Flinthöhe und wollen nicht verstehen, warum dort, am Rande der Bebauung, keine Gemeinschaftsunterkunft möglich sein soll. Paragrafenreiterei versus gesunder Menschenverstand, so kommt es bei vielen an.

Von Suse Bucher-Pinell

Das Urteil des Bayerischen Verwaltungsgerichts, wonach das Gewerbegebiet auf der Flinthöhe keine Asylbewerberunterkunft verträgt, lässt die Menschen nicht kalt. Vielerorts ist es Thema, sie sprechen darüber bei Geburtstagsfeiern, im Café, beim Abendessen zu Hause, auf der Straße. Es bewegt sie. Einige sogar so sehr, dass sie zu Pinsel und Farbe greifen und ihr Unverständnis auf Transparenten ausdrücken und ihrem Ärger Luft machen. Das kommt nicht allzu oft vor im beschaulichen Isarwinkel. Die Flinthöhe ist ein frequentierter Ort, viele kennen ihn und wollen nicht verstehen, warum dort, am Rande der Bebauung, keine Gemeinschaftsunterkunft möglich sein soll. Alle schauen fern, hören Nachrichten und lesen Zeitung, sie wissen, was in den Kriegsgebieten los ist. Paragrafenreiterei versus gesunder Menschenverstand, so kommt es bei vielen an.

Für den Landkreis war das Urteil eine glatte Bauchlandung und bringt statt der ersehnten Entlastung in der Unterbringung erst einmal zusätzliche Belastung. Die Zeit drängt. Es braucht einen Standort für eine zweite (und vielleicht bald auch dritte und vierte) Gemeinschaftsunterkunft im Landkreis, anders ist die hohe Anzahl an Flüchtlingen nicht zu bewältigen. Es rächt sich, dass sich zu lange zu viele Planungen auf die Flinthöhe fokussierten und andere Standortangebote vernachlässigt wurden.

Und wieder zeigt sich, dass die Flüchtlingsproblematik die Menschen bewegt. Laufend werden dem Landratsamt Wohnungsangebote gemacht, auch Gemeinden machen sich mehr und mehr Gedanken, welche Grundstücke sie anzubieten haben. Allein, es reicht nicht. Mag sein, dass Landrat Josef Niedermaier (Freie Wähler) mit seiner Ankündigung, demnächst Flüchtlinge in Turnhallen einquartieren zu müssen, nur droht. Utopisch ist es dennoch nicht. Das zeigen die Erfahrungen an anderen Orten.

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