Extremsportler Tom Scheifl:"2021 habe ich die 300 000 Höhenmeter-Marke geknackt"

Extremsportler Tom Scheifl: "2021 habe ich die 300 000 Höhenmeter-Marke geknackt", sagt Tom Scheifl.

"2021 habe ich die 300 000 Höhenmeter-Marke geknackt", sagt Tom Scheifl.

(Foto: Privat/oh)

Der Arzbacher Läufer Tom Scheifl führt seit Jahren in seiner Altersklasse die Bestenlisten an - beim Laufen und beim Skitourengehen. Für 2022 hat er ein klares Ziel.

Von Arnold Zimprich, Arzbach

Allein schon dieses Lachen! Tom Scheifl kommt zur Tür herein, zieht die Schuhe aus, setzt sich zum Interview an den Tisch - und bringt gute Laune mit. Angesichts der aktuellen Weltlage nicht selbstverständlich, aber Scheifl ist eine Frohnatur - und ein Asket durch und durch. Im Rahmen der aktuell stattfindenden "Sport Peter Blomberg Trilogie" hat der 47-jährige Arzbacher heuer schon mehr als 50 Mal mit Tourenski und Laufschuhen den Blomberg erklommen. Der 1,80 Meter große Sportler bringt gerade mal 69 Kilogramm auf die Waage. "2021 habe ich die 300 000 Höhenmeter-Marke geknackt", sagt er. Umgerechnet wären das 600 Blomberg-Besteigungen, doch Scheifl ist sehr vielseitig, fährt Mountainbike, geht Ski- und Hochtouren. So läppern sich die 300 vertikalen Kilometer zusammen.

Schon der Vater zog mit Scheifl junior in die Berge, später war es Zwillingsbruder Johannes, mit dem es auch in die höheren Berge der Westalpen ging. "Wir haben zusammen einige Nordwände g'macht", sagt er mit seinem kernigen Isarwinkler Akzent, "zum Beispiel die Ortler-Nordwand, als die noch ging." Die von den Brüdern begangene Route wird wegen des Eisschwunds nur noch selten begangen. "2009 haben wir dann als Abschluss unserer gemeinsamen Bergkarriere das Matterhorn über den Liongrat von Italien aus bestiegen", erzählt der Maschinenbaumeister, der mit Frau Gabi und Tochter Leni in einem Doppelhaus wohnt, das er zusammen mit seinem Bruder gebaut hat.

Tom Scheifl widmete sich einer neuen Leidenschaft, dem Laufen. "2010 habe ich beim Gamsrennats mitgemacht", sagt er. Das Gamsrennats - wie auch der Herzogstandlauf - sind Rennformate, die unter der Ägide von Sepp Willibald organisiert wurden, dem Inhaber des Sportgeschäfts "Doschauher" in Arzbach. "Ich war zufrieden mit meiner Zeit", kommentiert Tom Scheifl lapidar, am Herzogstand wurde er 2010 Altersklassen-Zweiter und Gesamtsechster. Damals sei er auf den Geschmack gekommen, und die Laufkarriere begann. "Bis 2010 habe ich für Wackersberg Fußball gespielt, bin dann aber beim Holzkirchner Marktlauf im gleichen Jahr mit 36 Minuten 29 Sekunden Gesamtsieger geworden." Die Fußballschuhe hat er weggeräumt. Und 2010 hat er auch gleich noch beim Tölzer Isarlauf teilgenommen - "meinem ersten und bisher einzigen Halbmarathon". Scheifl läuft ihn in einer Stunden und 22 Minuten - eine Zeit, von der viele deutlich mehr trainierende Hobbyläufer nur träumen können.

2011 will Scheifl seine Holzkirchener Zehn-Kilometer-Zeit beim Geretsrieder Stadtlauf toppen - es kommt aber anders: "Ich bin exakt die gleiche Zeit wie in Holzkirchen gelaufen, also 36 Minuten und 29 Sekunden. Das war schon eine Enttäuschung." Um zielgerichteter trainieren zu können, tritt er dem Laufclub Tölzer Land bei, in dessen Vorstand er heute sitzt. Er wird von Hans Lothar Thomann trainiert, selbst ehemaliger erfolgreicher Mittelstreckenläufer. "Damals habe ich mit dem Intervalltraining begonnen." Prompt läuft er 2011 beim Stadtlauf in Geretsried sowie bei Zehn-Kilometer-Läufen in Wolfratshausen und Dachau Zeiten unter 35 Minuten, "bald habe ich dann die ROC gefinisht". ROC steht für Raiffeisen Oberland Challenge, eine Serie aus mehreren Läufen, drunter der Gaißacher Berglauf und der Blomberglauf. Und Scheifl hat auch hier Erfolg. "Ich möchte jetzt nur noch Berge machen", habe er sich gesagt, und 2019 beim legendären Karwendelmarsch, einem 52-Kilometer-Lauf von Scharnitz quer durch das Karwendelgebirge nach Pertisau, gleich seine Altersklasse gewonnen. "Mir ist es top gegangen!"

In den vergangenen beiden Jahren erregte Scheifl in der lokalen Laufszene Aufsehen. Er gewann 2021 die Höhenmeterwertung beim Blomberg-Duathlon - 125 Mal erklomm er den Voralpenberg in einem Zeitfenster von rund zwei Monaten. Und beim Isar-Loisach-Gipfelcup holte er den Gesamtsieg, wurde schließlich bei der Berglauf-Meisterschaft am Kohlgruber Hörndl deutscher Vizemeister in seiner Altersklasse. Allein 2021 ist er rund 3000 Kilometer gelaufen. Wie schafft er es, dieses Niveau zu halten? Schließlich muss er die Lauferei mit Beruf und Familie in Einklang bringen. "Du lebst bewusst, du lebst gesund", sagt Scheifl, der seit drei Jahren Vegetarier ist. Im Übrigen gebe es für ihn nichts Schöneres, als auf den Bergen zu sein. "Wenn das dann noch mit Wettkämpfen verbunden ist, ist es das Höchste", sagt Scheifl, lacht, und macht sich auf Richtung Blomberg.

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