Arzbach:Neue Bühne im alten Gemäuer

Drei Jahre stand der Kramerwirt in Arzbach leer - jetzt soll er zu neuem Leben erweckt werden.

Petra Schneider

Drei Jahre stand der Kramerwirt an der Arzbacher Hauptstraße leer, seit September ist wieder Leben in die Traditionsgaststätte eingekehrt. "Die Wirtschaft war in einem so schlechten Zustand, dass kein Pächter mehr gefunden werden konnte", sagt Michael Raphelt. Zusammen mit seiner Frau Evi hat er den Kramerwirt gepachtet, nachdem das Haus ein dreiviertel Jahr lang renoviert worden war. Nun verfügt das Wirtshaus auch über eine attraktive Kleinkunstbühne, die künftig mindestens einmal im Monat bespielt werden soll.

Kramerwirt Arzbach

Frischer Wind im alten Gemäuer: Evi Raphelt will den Kramerwirt in Arzbach zu einer Kleinkunstbühne machen.

(Foto: Manfred Neubauer)

Gekauft und umgebaut hat den Gasthof der Lenggrieser Bauunternehmer Kilian Willibald, dessen Familiengeschichte eng mit dem Haus verwoben ist: Seine Großmutter war die Tochter des damaligen Wirts Kilian Bartl. "Von ihm habe ich meinen Vornamen geerbt", sagt der Unternehmer. Auch sein Vater wurde in dem 1865 gebauten Haus geboren. Schon 100 Jahre zuvor habe es in der Arzbacher Dorfmitte eine Wirtschaft gegeben, erzählt Willibald: "Den Broselwirt." Weil der irgendwann zu klein geworden war und der damalige Wirt einen Kramerladen integrieren wollte, wurde 50 Meter weiter östlich neu gebaut - der Kramerwirt war geboren.

Dass die Traditionswirtschaft abgerissen und Wohnungen und Arztpraxen weichen sollte, wollte Kilian Willibald verhindern. Ein Mittelpunkt, in dem sich das Dorfleben abspielt, das sei der Kramerwirt von je her gewesen, und das sollte er bleiben. Deshalb habe er das Haus von seiner Großcousine gekauft und umgebaut. "Obwohl ein Abbruch deutlich billiger gewesen wäre." Schlicht wurde die Gaststube gestaltet und das bewahrt, was möglich war: Der Holzboden und die Eckbänke, die abgeschliffen wurden und nun hell und freundlich wirken, der grüne Kachelofen, der eine behagliche Atmosphäre schafft. Auch der kleine Saal mit dem wellenförmigen Gewölbe, früher einmal der Pferdestall, konnte weitgehend erhalten werden.

140 Gäste finden im Erdgeschoss Platz. Küche, Toiletten, ein Belüftungssystem und die Wirtswohnung wurde vollständig erneuert. Das Gasthaus wird als Familienbetrieb geführt, der Wirt kocht selbst: "Bayerische Gerichte mit regionalen Produkten", sagt der 41-jährige Gastronom.

Das neue Schmuckstück ist der ehemalige Heustadel. "Wie der vorher ausgesehen hat, kann man sich jetzt gar nicht mehr vorstellen", schmunzelt Raphelt. Voller Schutt und Gerümpel sei er gewesen, man habe bei jedem Schritt aufpassen müssen, weil einige Bretter schon gefährlich morsch gewesen seien. Vom Heustadel übrig geblieben sind die alten Mauersteine und der hölzerne Dachstuhl. Über einen separaten Eingang, die frühere Tennenbrücke, gelangt man in den hohen Raum im Obergeschoss, der als Veranstaltungssaal konzipiert wurde und Platz für 200 Gäste bietet.

Einen erfrischenden Kontrast zu den alten Mauern und Balken bilden rote Kunstlederstühle, die der Bauherr eigens in Udine anfertigen ließ. "Wir wollten Altes mit Neuem verbinden", sagt Raphelt. Auf dem neuesten Stand ist auch die Technik: Lautsprecheranlage, Beamer und Mischpult.

Der Saal kann für private Feiern gemietet werden. Mindestens einmal im Monat soll aber auch eine Veranstaltung angeboten werden. Die Herausforderung, eine Kleinkunstbühne zu etablieren, habe ihn gereizt, sagt Raphelt. Sein eigenes Lokal, die Hochtannerstubn in Wackersberg, stehe derzeit leer. "Wir müssen mal schauen, was wir damit machen."

Für die Organisation der Veranstaltungen haben die Raphelts Sabine Pfister vom Lenggrieser Café "Keramik, Kunst und Kleckserei" (KKK) mit ins Boot geholt. Die wiederum freut sich sehr, "eine kulturelle Brücke auf die andere Seite der Isar zu schlagen". Zum einen könnten nun auch Veranstaltungen angeboten werden, die das 70 Plätze zählende KKK sprengen würden. "Zum anderen können wir unsere Programmvielfalt erweitern." Was ihr dazu vorschwebt: "Zum Beispiel ein Salsakurs mit dem begnadeten Tänzer Eisi Gulp, die Kombination von Ess-Kultur mit Darbietungen oder multimediale Vorträge, jedenfalls eine völlig andere Bühnenwelt."

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