Apostolische Kommissarin ernannt:Rom greift in Reutberg ein

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Eine Bürgerinitiative kämpft für die Erhaltung des Klosters. (Foto: Manfred_Neubauer)

Das Erzbistum München und Freising ist in die Entscheidung der vatikanischen Ordenskongregation nicht involviert. Dort wird von einer "180-Grad-Wendung" gesprochen.

Überraschung im Ringen um die Zukunft von Kloster Reutberg: Die vatikanische Ordenskongregation hat eine apostolische Kommissarin für das Kloster ernannt. Das bestätigte ein Sprecher des Erzbistums München und Freising am Freitag auf Anfrage und sprach von einer "erstaunlichen 180-Grad-Wendung", die "in völligem Widerspruch steht zu dem, was bislang aus Rom verlangt wurde". 2016 habe die Kongregation das Erzbistum angewiesen, die Auflösung der Gemeinschaft vorzubereiten.

Dem Erzbistum seien keine Gründe genannt worden, der römische Entscheidungsprozess sei "für uns als Kirche vor Ort nicht transparent". Die Koblenzer Klarissen-Kapuzinerin Schwester Benedicta Tschugg sei per Dekret mit den Rechten und Pflichten einer Oberin ausgestattet. Dadurch sei das Erzbistum "im Augenblick nicht für Reutberg zuständig". Die Verantwortung liege in Rom. "Wir wünschen, dass sich erfüllt, was man sich von dieser neuen Richtung verspricht." Das Erzbistum sehe keinen verlässlichen Rahmen mehr für die geplante Errichtung eines Seelsorgezentrums auf dem Reutberg. Auch biete das Dekret allein keine nachhaltige Entwicklungsperspektive für ein lebendiges Ordensleben am Ort. Auf dem Reutberg wohnen seit 2015 nur noch zwei Franziskanerinnen, eine ist hochbetagt und pflegebedürftig.

Tausende Unterschriften

Schwester Benedicta hatte sich von Juni 2017 an auf Einladung einer der beiden Franziskanerinnen auf dem Reutberg im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen aufgehalten. Auf Anweisung des Erzbistums musste sie jedoch Anfang 2018 zu ihrer Gemeinschaft nach Koblenz zurückkehren.

Im Sommer hatte eine Unterstützergruppe aus der Gemeinde Sachsenkam im Münchner Ordinariat 6000 Unterschriften zum Erhalt des Klosters übergeben. Inzwischen sind nach ihren Angaben noch einmal so viele hinzugekommen. Die Gruppe möchte, dass die beiden Franziskanerinnen und ihr von der Erzdiözese eingesetzte Spiritual auf dem Reutberg bleiben und der Auflösungsbeschluss rückgängig gemacht wird. Sie hatte nach eigener Darstellung unlängst einen Termin bei der Ordenskongregation in Rom.

Das rechtlich selbständige Frauenkloster konnte bereits 2007, damals zählte der Konvent noch zwölf Schwestern, keine eigene Oberin mehr wählen. Seither gab es verschiedene kommissarische Lösungen, außerdem wurden externe Verwalter eingesetzt. 2013 bezeichnete die Ordenskongregation eine Auflösung erstmals als unvermeidlich. Seit 2014 führten Vertreter des Erzbistums mehrmals Gespräche mit lokalen Akteuren über die Zukunft des Klosters, ohne dass eine für alle Beteiligten tragfähige Lösung gefunden wurde.

© SZ vom 05.11.2018 / KNA - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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