Süddeutsche Zeitung

Anwohner reichen Klage ein:Dietramszeller Pflege-WG verzögert sich

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Der Bauträger aus Ohlstadt hat die Arbeiten vorerst eingestellt. Streitpunkt ist die Entwässerung, ein neues Gutachten soll Lösungen aufzeigen.

Von Petra Schneider, Dietramszell

Zehn Jahre währte der Streit um die Pflege-WG am Kreuzfeld. Beim Spatenstich im Juni sah es so aus, als könnte das Projekt doch noch umgesetzt werden. Nun wurden die Bauarbeiten unterbrochen: Zwei Anwohner haben Klage gegen den im April vom Landratsamt genehmigten Bauantrag eingereicht. Zudem wollen sie mit einem im August gestellten Eilantrag erreichen, dass die Bauarbeiten nicht weitergeführt werden, bis ein Urteil des Münchner Verwaltungsgerichts vorliegt. In beiden Fällen steht eine Entscheidung aus. Das Baurecht für die Maro-Genossenschaft besteht weiter, auch der Eilantrag hat keine aufschiebende Wirkung.

Der Ohlstädter Bauträger, der das Wohnprojekt konzipiert, hat die Arbeiten dennoch unterbrochen. "So lange, bis ein, zwei Punkte geklärt sind", sagt Maro-Vorstandsmitglied Inge Schmidt-Winkler. Bei einem mehrstündigen Gespräch vergangene Woche haben sich Anwälte und Gutachter von Klägern und Gemeinde, Bürgermeisterin Leni Gröbmaier (BLD), Vertreter von Maro, Wasserwirtschafts- und Landratsamt geeinigt, ein weiteres Gutachten in Auftrag zu geben. Eine "saubere Lösung" solle gefunden, eine außergerichtliche Einigung möglich gemacht werden.

Verzögerungen wegen des neuen Gutachtens befürchtet man bei der Maro derzeit nicht. Der Eröffnungstermin der Pflege-WG ist für Herbst 2018 anvisiert, "und wir sind momentan noch im Zeitplan", sagt Schmidt-Winkler. Sie bezeichnet das Gespräch rückblickend als "höchst konstruktiv". Es sei wichtig gewesen, dass die Kläger-Familie Feichtmair "wirklich gehört wurde". In den vergangenen zehn Jahren sei offenbar "viel Porzellan zerschlagen worden". Sie habe Verständnis, dass die Anwohner, die unterhalb des geplanten Neubaus in denkmalgeschützten Häusern leben, sicher sein wollen, "dass beim nächsten Starkregen nicht das Wasser auf der Terrasse steht".

Das neue Gutachten soll nun Lösungen aufzeigen - dies könnte eine Drainage, eine Mauer oder ein Sickerschacht sein. Schmidt-Winkler ist überzeugt: "Wenn es ein technisches Problem ist, wird es eine technische Lösung geben." Sie wünscht sich für das Projekt ein "gut nachbarschaftliches Verhältnis". Die Einschätzung des gegnerischen Gutachters ist auch laut Bürgermeisterin Gröbmaier "hilfreich" gewesen. Denn von ihm aufgezeigte, mögliche Probleme habe man bisher nicht gesehen. "Ich vertraue auf das Wort der Anwohner, dass sie den Bau nicht generell verhindern wollen", sagt die Bürgermeisterin.

Die Brüder Georg und Sebastian Feichtmair hatten sich von Anfang an gegen das Projekt gewehrt, weil aus ihrer Sicht die Entwässerung nicht ausreichend geklärt ist. Diverse Gutachten der Gemeinde kamen zu einem anderen Ergebnis. Der Anwalt der Familie strengte erfolgreich ein Normenkontrollverfahren an; der damalige Investor, das Schilffahrt-Institut, stieg daraufhin aus dem Projekt aus.

2015 griff die Maro-Genossenschaftsbau die Planungen auf. Sorgen, dass wegen der Klage nun auch der Ohlstädter Bauherr "die Nerven verliert", seien unbegründet, betont Schmidt-Winkler: "Wir stehen klar hinter dem Projekt." Für die Gemeinde entstehe etwas "Wertvolles": Bezahlbare Wohnungen für pflegebedürftige Menschen im Ort, "das ist kein Investorenmodell für reiche Münchner". In zwei ambulant betreuten Pflege- und Demenzwohngemeinschaften können 18 Mieter wohnen, daneben gibt es acht barrierefreie Wohnungen. Die Pflege-WG ist als Genossenschaftsmodell angelegt. Derzeit lägen bereits drei feste Reservierung vor, sagt Schmidt-Winkler. Wegen eventueller Verzögerungen würden momentan keine weitere Plätze vergeben, Interessenten könnten sich aber auf Listen eintragen lassen.

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Quelle:
SZ vom 12.10.2017
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