Süddeutsche Zeitung

Anti-AfD-Demo:So bunt ist Geretsried

"Das Oberland steht auf" - aber nicht gegen Flüchtlinge, sondern gegen die Rechtspopulisten. Impressionen von den Demonstrationen.

"AfD - nein danke!": So lautete das Motto der Gegner der rechtspopulistischen Partei am Samstagnachmittag in Geretsried. Mehrere hundert Menschen wollten zeigen, wie bunt die Stadt ist.

Rekordverdächtig das 80 Meter lange Transparent: "Wir sind das Oberland", steht darauf in Anspielung auf das Motto der AfD-Demo: "Das Oberland steht auf".

Das Oberland stand auch auf - allerdings gegen die AfD. Die Polizei zählte rund 1100 Menschen am Neuen Platz, die sich mit den Flüchtlingen solidarisierten. Mit Sprechchören und Trillerpfeifen versuchten sie, die viel kleinere Kundgebung der AfD zu übertönen.

Der Freie-Wähler-Stadtrat Robert Lug (l.) hatte die Gegendemonstration initiiert: "Mit dieser wahnsinnigen Begeisterung habe ich nicht gerechnet." Alle Parteien im Geretsrieder Rathaus sowie Sozial- und Kulturvereine auch aus Nachbarorten hatten sich zu einem Bündnis zusammengeschlossen.

Die Aktionen waren bunt und fantasievoll. Hier und da bildeten sich etwa Singkreise. Die Freundinnen und Freunde der Kleinkunstbühne Hinterhalt schufen einen Hauch von Woodstock...

... und an einen Kirchentag erinnerten diese Sängerinnen und Sänger mit "Von guten Mächten", das der evangelische Theologe und NS-Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer vor seiner Hinrichtung schrieb.

Die Polizei trennte die Lager. Größere Zwischenfälle gab es nicht. Die Beamten nahmen einige Teilnehmer vorläufig fest, weil sie etwa Taschenmesser und Pfeffersprays dabei hatten - laut Polizei eher unter den AfD-Demonstranten.

Die Partei hatte 500 Teilnehmer in Geretsried erwartet. Es kamen 150. Sowohl ein Redner der FPÖ wie auch die bereits engagierte Blaskapelle sagten kurzfristig ab.

"Merkel muss weg", skandierten die AfD-Anhänger immer wieder. Am Tag vor den drei Landtagswahlen begrüßte der Landesvorsitzende Petr Bystron sie mit: "Willkommen bei der drittstärksten Partei Deutschlands". Die meisten Asylbewerber seien keine Flüchtlinge, sondern Auswanderer, sagte der Kreischef Mario Buchner.

Manch ein AfD-Gegner äußerte seine Meinung drastisch...

Die Gegendemonstranten meldeten sich erst nach der AfD-Demo lautstark zu Wort. "Geretsried ist eine weltoffene Stadt", sagte etwa Bürgermeister Michael Müller (CSU). "Da lassen wir uns keine braune Soße drüberschütten."

Zum Abschluss schrubbten AfD-Gegner den Platz symbolisch mit Wasser und Besen.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.2904609
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ.de/dac
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.