Süddeutsche Zeitung

Anhaltender Schneemangel:Weitermachen

Der Skibetrieb im Landkreis liegt seit Wochen lahm. Die heimischen Liftbetreiber denken dennoch nicht ans Aufgeben. Weil es wichtigere Dinge gibt als schwarze Zahlen.

Von Irmgard Grasmüller

Die Bienen fliegen, hier und da auch ein Schmetterling, nur die Lifte im Landkreis stehen still: Nirgendwo liegt genügend Schnee, um den Skibetrieb zu öffnen. Lediglich am Brauneck laufen ein paar wenige Lifte. Nicht nur Wintersportler lässt das anhaltend milde Wetter bisweilen verzweifeln, besonders hart trifft es die Skiliftbetreiber. Ans Aufhören denkt jedoch keiner.

Die Liftanlagen am Reiserhang, Buchberg und in Beuerberg sind allesamt Familienunternehmen. In allen dreien steckt jede Menge Herzblut. Sobald etwas Schnee liegt, sind die Pisten dort voll. Auch wenn die Hänge mit einem halben bis ganzen Kilometer relativ kurz und übersichtlich sind, entwickelt sich dort oft eine nette Skigaudi: Die Kinder aus der näheren Umgebung treffen sich, um sich auf der Piste auszutoben, die Erwachsenen kommen auf einen Glühwein oder ein Bierchen zum Ratschen zusammen. Für die Liftbetreiber ist das Geschäft zwar oft nur ein Nullsummen-Spiel. "Aber so lange keine größeren Reparaturen anfallen, mach' ma weiter", sagt Wilhelm Baumgartner, Betreiber des Buchberglifts.

Inge Mannheim hält am Skifahrgeschäft fest, weil ihre beiden Töchter in Beuerberg eine Skischule betreiben. "Wenn Schnee liegt, fahren die Kurse hier bei uns. Wenn nicht, müssen sie halt auf andere Skigebiete wie in Lenggries ausweichen."

In Kochel am See betreiben seit 1999 vier Ortsansässige die Ötzlifte am Rabenkopf. "Wir haben das deswegen übernommen, weil wir selbst hier schon das Skifahren gelernt haben", sagt Matthias Lautenbacher. Wenn es in Kochel keinen Skilift mehr gäbe, blieben einige Kinder vom Dorf womöglich außen vor. "Das wollten wir vermeiden." Die Winter in den vergangenen 15 Jahren seien "grundsätzlich ganz gut" verlaufen. "Wir konnten zum Glück immer die notwendigen Investitionen tätigen." Auf die Tasche drücken seinen Worten nach nicht so sehr die Pachtkosten, sondern die Zahlungen für den TÜV-, die Versicherungen und die Berufsgenossenschaft. Die müssen beglichen werden, egal wie die Skisaison verläuft.

Auch am Herzogstand wird nicht ans Aufhören gedacht. Dort gehört der Liftbetrieb zu 51 Prozent der Gemeinde Kochel am See und zu 49 Prozent der Sparkasse Bad Tölz-Wolfratshausen. Von dort kommt die Anweisung: Weitermachen mit dem Skibetrieb, auch wenn kein großer Gewinn dabei herausspringt. "Unser Hauptgeschäft ist die allgemeine Beförderung von Fahrgästen", sagt Christian Held, stellvertretender Betriebsleiter der Herzogstandbahn. "Wenn das Wetter schön ist, fahren viele Leute bei uns einfach so hinauf, um spazieren zu gehen oder sich in die Sonne oder in die Wirtschaft zu setzen." Insofern gehört der Skibetrieb dort nur zum Nebengeschäft und wird außerhalb der Ferien auch nur an den Wochenenden angeboten.

Hans Zintel, Geschäftsführer der Blombergbahn Bad Tölz, zieht dagegen klare Konsequenzen aus dem schlechten Geschäft mit dem Schnee. Er fährt das Skifahrgeschäft mehr und mehr zurück. In dieser Saison ist der Zielhanglift im Tal für die Skifahrer gesperrt worden. Er wird fortan für die Rodler genutzt. "Unser Hauptgeschäft im Winter ist inzwischen das Rodeln. Das macht schon 99 Prozent unseres Geschäftes aus", sagt er.

Der Schnee, den die Schneekanonen produzieren, wird am Blomberg dementsprechend nur noch für die Rodelbahn genutzt. Fünf Kilometer ist die gesamte Rodelstrecke lang, 350 Leihschlitten stehen zur Verfügung. Der Skibetrieb wird dort nur noch geöffnet, wenn genügend Schnee liegt. "Dann geht bei uns das Skifahren gut", sagt Zintel. " Auch wenn wir nur noch walzen und sonst keinen großen Aufwand mehr dafür betreiben."

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Quelle:
SZ vom 02.01.2014
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