Anfängliche Skepsis ist überwunden:Wolfratshausen beteiligt sich an Hallenbad

Der Stadtrat beschließt einstimmig einen Investitionsbeitrag an der interkommunalen Einrichtung in Geretsried.

Matthias Köpf

Die Stadt Wolfratshausen wird sich am Bau eines Hallenbads für den gesamten Nordlandkreis in Geretsried beteiligen. In einer Sondersitzung stimmten am Donnerstagabend alle anwesenden Räte für eine Beteiligung von maximal 215 000 Euro an den Baukosten. Damit schlossen sie sich der Mehrheit im Kreistag an, die einen Tag zuvor eine etwas höhere Beteiligung des Landkreises an dem Geretsrieder Zehn-Millionen-Projekt gebilligt hatte. Zugleich vermied der Stadtrat so einen Bürgerentscheid, wie er bei einem Nein zum Nordbad nötig geworden wäre.

Denn 2920 Bürger oder rund ein Fünftel der Wahlberechtigten hatten ein Bürgerbegehren für die Beteiligung unterschrieben. Die Initiatoren bedankten sich noch in der Sitzung für die Entscheidung und baten um einige Tage Bedenkzeit darüber, ob sie ihr Bürgerbegehren in aller Form zurückziehen. Zugleich regten sie einen Runden Tisch mit Stadt, Eltern und den Leitern der örtlichen Schulen an, um diese zu einer Nutzung des künftigen Bads zu bewegen.

Trotz ihrer am Ende einhelligen Entscheidung zeigten sich die SPD und die anderen Fraktion in der gut halbstündigen Debatte uneins in der Bewertung der Vorgeschichte. Denn die Wolfratshauser SPD hat sich schon für das Nordbad stark gemacht, seit Landrat Josef Niedermaier (FW) die Idee 2011 erstmals vorgestellt hatte.

Die CSU und die Bürgervereinigung hatten sich jedoch zunächst verweigert, weil sie den Wolfratshauser Anteil als zu hoch ansahen und für die örtlichen Schulen auch keinen Bedarf an Schwimmunterricht in einem Geretsrieder Hallenbad erkennen mochten. Der Schulsport dient jedoch als Schlüssel für die gemeinsame Finanzierung durch die Nord-Kommunen, wobei die Wolfratshauser Beteiligung nicht nur den direkten städtischen Anteil einbringt, sondern auch rund eine halbe Million Euro an Schulsport-Zuschüssen vom Freistaat.

Erst ein Anfang Februar vorgestellter neuer Kostenschlüssel stimmte auch die bisherigen Kritiker um, weil der geforderte Anteil von 187 000 Euro an den Investitionskosten plus einer maximalen Kostensteigerung von 15 Prozent nun erheblich niedriger liegt und Geretsried auf eine Beteiligung der Partner an den laufenden Betriebskosten ganz verzichtet. Diese galten vielen Räten in Wolfratshausen als unkalkulierbare Belastung auf mehrere Jahrzehnte hinaus. Nun nahmen CSU, Bürgervereinigung und Grüne für sich in Anspruch, der Stadt durch ihre anfängliche Skepsis auf lange Sicht bis zu zwei Millionen Euro und ein hohes Risiko erspart zu haben. Laut CSU-Chef Manfred Fleischer hätte hingegen die SPD die Stadt per "Blanko-Scheck" in eine teure "Schnellschuss-Beteiligung" getrieben.

SPD-Fraktionssprecher Renato Wittstadt konterte mit dem Hinweis, dass 2011 auch die Sozialdemokraten gegen die ersten Kalkulationen gestimmt haben. Zugleich rügte Wittstadt, dass Fleischer die Stadt damals mit einem sitzungstechnischen Taschenspielertrick in eine totale Verweigerungshaltung getrieben habe. Dass die Bedingungen für Wolfratshausen nun sehr viel besser seien, liege nicht daran, dass sich Wolfratshausen allen Gesprächen verschlossen habe, sondern vielmehr daran, dass der Landrat und der Kreistag genau solche Gespräche geführt hätten. Die beschlossene Beteiligung diene vor allem den Schülern, betonte Wittstadt, während Bürgermeister Helmut Forster (BVW) den Beschluss "ausschließlich unter dem Gesichtspunkt der Solidarität mit unserer Nachbarstadt und mit den umliegenden Gemeinden" verstanden wissen wollte und zugleich betonte, dass eine solche Solidarität "keine Einbahnstraße" sein könne.

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