An der Loisach:Die Muschel öffnet sich wieder

Im Juli geht das vierte Wolfratshauser Flussfestival über die schwimmende Bühne. Das Publikum sitzt wie immer unterm attraktiven Zeltdach

Von Felicitas Amler

Wolfratshausen hat was. Alle zwei Jahre hat die Stadt Charme, Flair und Atmosphäre. Wenn das muschelförmige Zeltdach über den Tribünen an der Loisach aufgeschlagen und im Fluss eine Floßbühne vor Anker gegangen ist, dann entfaltet Wolfratshausen starke kulturelle Anziehungskraft. Das Flussfestival, das heuer zum vierten Mal stattfindet, ist beim Publikum beliebt, die Zahl der Besucher ist seit Beginn gestiegen - von 3600 auf 6500. Das Festival des Jahres 2017 aber war nach Ansicht der Wolfratshauser Stadträte zu teuer, weswegen es heuer deutlich günstiger abgehen soll, so die klare Ansage der Lokalpolitik. Das Defizit soll tunlichst unter den 217 000 Euro vom vorigen Mal liegen. Auf eine externe Festivalleitung wurde daher verzichtet; die Organisation war allein dem städtischen Kulturamt mit Marion Klement und Marlene Schretzenmaier überlassen.

Was die beiden bei der Planung der Termine noch gar nicht gewusst haben dürften, ist, welchen Knaller sie mit einem Gast landen würden: Maxi Schafroth war zwar schon länger ein Tipp unter Kabarett-Freunden, aber zum Star in allen Medien wurde er erst als Fastenprediger des weithin beachteten Spektakels am Münchner Nockherberg. An der Loisach tritt er am 11. Juli mit einer "bizarren Beobachtungsreise" auf, die unter dem Titel "Faszination Bayern" als Teil zwei einer "von langer Hand geplanten Kabarett-Trilogie" angekündigt wird.

An der Loisach: Wenn das Wetter mitspielt, liefert das Flussfestival an der Alten Floßlände eine wunderbare Kulisse.

Wenn das Wetter mitspielt, liefert das Flussfestival an der Alten Floßlände eine wunderbare Kulisse.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Das gesamte Programm des Flussfestivals von Freitag, 5. Juli, bis Sonntag, 21. Juli, umfasst 18 Auftritte, und das Spektrum der Genres reicht von Akrobatik über Blues, Soul und zeitgemäße bayerische Musik bis zu Politkabarett und Klassik. Die Eintrittspreise liegen zwischen zwölf und 42 Euro. Zweimal gibt's Gratis-Events: einen Frühschoppen mit der Jakarta Blues Band und eine Matinee der Musikschule Wolfratshausen.

Die im Wortsinn teuersten Künstler, die auf die schwimmende Bühne kommen, sind Max Mutzke und Nils Wülker. Das Programmblatt kündigt "ein Konzert der Extraklasse" an. Auf den Singersongwriter Mutzke freut sich erklärtermaßen Bürgermeister Klaus Heilinglechner beim Flussfestival am meisten. Trompeter Wülker wird vom "Spiegel" als "deutsches Jazzwunder" gepriesen.

Zum Auftakt des Festivals kommt Wortakrobat Willy Astor. Das erste Wochenende bestreiten die Well-Brüder aus'm Biermoos und der ortsansässige Tänzer, Akrobat und neuerdings auch Ballettschulbetreiber Dominik Halamek. Montag ist Pause, dann geht's weiter mit Toni Bartls Alpin Drums, den Tölzer Urgewächsen Bananafishbones und einem Duo, das sich selbst als "offizielle Kulturbotschafter Bayerns" beschreibt: Loisach Marci. Die beiden bringen einen Musikstil nach Wolfratshausen, den Kritiker als "Alphorn-geprägten Techno" bezeichnen.

An der Loisach: Christine Eixenberger tritt mit ihrem Soloprogramm "Fingerspitzengefühl" auf.

Christine Eixenberger tritt mit ihrem Soloprogramm "Fingerspitzengefühl" auf.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Jamaram kommen mit ihrem neuen Programm. Die Münchner Band vereint Reggae, Ska, Latin, Pop, Balkan Beats und Afrobeat. Vater und Tochter Ami und Wally Warning harmonieren in der Interpretation von Soul, Pop, Reggae und Gospel. "Das Beste aus 25 Jahren" verspricht die Couplet AG, eine der hierzulande erfolgreichsten Musik- und Politkabarettgruppen.

Reine Satire ist natürlich der Programmtitel von Ringlstetter und Band: "Fürchtet euch nicht!" Und auf das Engagement des Kabarettisten Martin Frank weist Kulturmanagerin Marion Klement besonders hin. Frank sei ein "Überraschungspaket": "Von ihm wird man noch viel hören - Wolfratshausen hat ihn jetzt schon da."

Ein eigenes Jugendprogramm gibt es auf dem Flussfestival nicht mehr, aber eine Mitmach-Show: Donikkl nennen sich "drei bühnenhungrige Kinderzimmer-Stars", die versprechen, mit Animation und Gesang das Publikum zum Tanzen und Singen zu bringen. Nächster Höhepunkt ist die auch als TV-Schauspielerin (in der ZDF-Herzkino-Reihe "Marie fängt Feuer") bekannte Kabarettistin Christine Eixenberger mit einer "Fingerspitzenlösung". Die studierte Grundschullehrerin fragt sich: "Intervenieren oder lieber meditieren? Fingerspitzengefühl oder lieber voll auf die Zwölf? Und muss man sich überhaupt mit vermeintlichen Optimierungen auseinandersetzen? Oder kann man sich nicht einfach mal sagen: Von mir aus - macht's doch, was ihr wollt's! Mia is wurscht."

3. Flussfestival Wolfratshausen 2017

Max Mutzke kommt schon zum zweiten Mal auf die Bühne in der Loisach, diesmal begleitet vom renommierten Jazztrompeter Nils Wülker.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Nach der Matinee der Musikschule Wolfratshausen endet das Flussfestival am Abend des Sonntags, 21. Juli, mit Joseph Haydns Oratorium "Die Schöpfung", dargeboten vom Philharmonischen Chor und Orchester Isartal in der Einstudierung von Johannes Buxbaum. Die Solisten sind Roswitha Schmelzl, Sopran, Taro Takagi, Tenor, und Manuel Adt, Bass.

Flussfestival "Stadt in Bewegung", 5. bis 21. Juli, Alte Floßlände, Josef-Bromberger-Weg 1, Wolfratshausen. https://flussfestival.wolfratshausen.de/

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