An der Isar:Sitzkiesel statt Parkplätze

Der Tölzer Bauausschuss will das sogenannte Taubenloch-Areal am Isarufer umgestalten und auch den Zugang verbessern. Dafür müssen jedoch neun Stellplätze an der Säggasse in unmittelbarer Innenstadtlage weichen.

Von Claudia Koestler

Noch fristet das östliche Isarufer von Bad Tölz, das sogenannte Taubenloch, ein eher ruhiges Dasein, während gegenüber Spaziergänger flanieren, Gäste planschen und Einheimische picknicken, kurzum: das pralle Leben stattfindet. Das soll sich bald ändern. Der kleine Park namens Taubenloch soll mindestens ebenso einladend werden wie sein Gegenüber. Im Dezember des vergangenen Jahres hatte die Stadt deshalb Planungen vorgestellt, wie die Anlage aufgehübscht werden kann, etwa mit terrassenförmigen Stufen zur Isar hin. Nun legt die Stadt noch eines drauf und will auch den Zugang umgestalten. Dieses künftige Entrée zum Taubenloch soll Sitzkiesel und Fahrradabstellmöglichkeiten bekommen, eventuell sogar sogenannte Fahrradboxen. Auch soll das Kapellenhäuschen mehr in Szene gesetzt werden. Dass dafür allerdings die bislang neun Parkplätze an der Säggasse wegfallen, führte am Dienstag im Tölzer Bau- und Stadtentwicklungsausschuss zu einer Kontroverse. Die Mehrheit entschied sich letztlich aber für die Umgestaltung.

An der Isar: Bisher sind die Parkplätze am Ende der Tölzer Säggasse gerne genutzt und oft belegt. Doch nun sollen sie weichen, damit der Taubenlochpark dahinter einen ansprechenden und einladenden Eingangsbereich erhalten kann.

Bisher sind die Parkplätze am Ende der Tölzer Säggasse gerne genutzt und oft belegt. Doch nun sollen sie weichen, damit der Taubenlochpark dahinter einen ansprechenden und einladenden Eingangsbereich erhalten kann.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Es sei eine "gute Idee, wenn man den Park schon aufwertet, dann auch den Vorbereich freundlich zu gestalten", fand Zweiter Bürgermeister Andreas Wiedemann (FWG). Diese Meinung teilte indes nicht jeder im Ausschuss. "Dem kann ich ganz und gar nicht zustimmen", sagte etwa Peter von der Wippel (FWG). "Das Hauptproblem der Stadt ist das Parken. Ich kann keiner Lösung zustimmen, bei der ausgerechnet innenstadtnahe Parkplätze wegfallen würden." Ingo Mehner (CSU) fand, es gehe um "unschöne Parkplätze an einer unschönen Straße". Aber er glaubte nicht, dass mit dem Wegfall der Parkplätze der Autoverkehr weniger würde, "sondern wir würden mehr Suchverkehr kriegen." Das wiederum wollte Bauamtsleiter Christian Fürstberger so nicht stehen lassen. "Es gibt in Tölz 1500 Parkplätze, aber die sind eben nicht vor jedem Laden, vor jedem Café und vor jeder Eisdiele", differenzierte er. Die Verwaltung wisse um die Parkplatzproblematik, und spontan könne er auch keine Kompensation benennen. "Aber aus unserer Sicht wäre die Umgestaltung eine große Aufwertung. Weil - schee is' ned", bilanzierte er den Ist-Zustand.

Skizze für Taubenloch Tölz

Diese Skizze mit einer Draufsicht auf den möglichen neuen Zugang zum Taubenloch präsentierte die Verwaltung in der Sitzung.

(Foto: Reproduktion C. Koestler)

Für Margot Kirste (FWG) war ein anderer Aspekt wichtig: "Wir müssen einen Behindertenparkplatz dort lassen - oder neu schaffen", sagte sie. Grundsätzlich aber gab sie Fürstberger recht: "Am Entrée müssen wir was ändern." Sowohl René Mühlberger (CSU) als auch Jürgen Renner (SPD) fanden die Neugestaltung gelungen. "Man muss auch mal mutig sein und was investieren, und in dem Fall sind es eben Stellflächen, die man investiert. Das ist schmerzhaft, klar, aber das Ergebnis ist es wert", war sich Mühlberger sicher.

Gänzlich anders wiederum bewertete die Umgestaltung Josef Steigenberger (CSU): "Man braucht die Plätze dort. Wir sind immer noch in der Stadt, da muss man anders denken", sagte er und verwies unter anderem auf den Lieferverkehr für die Laden- und Geschäftszeilen der Marktstraße. Mehr Radabstellflächen begrüßte er, doch für ihn könnten diese zusätzlich zu den Parkplätzen gebaut werden - "und dann auch gerne großflächig."

Zweiter Bürgermeister Wiedemann wiederum war von der emotionalen Diskussion mehr als überrascht: "Erstaunlich, welchen Stellenwert das Auto heute immer noch hat." Es gehe schließlich um eine so wichtige wie oft gestellte Frage, nämlich um die Aufenthaltsqualität. "Immer mehr Menschen kommen zu uns mit dem Rad, ihnen muss man doch Raum geben und nicht dem Auto." Seine Forderung an die Ausschussmitglieder deshalb: "Bitte mal anders denken!" Auch wenn von der Wippel noch einmal betonte, "das bis heute die Alternativen fehlen und die meisten Leute noch immer mit dem Auto nach Tölz kommen" - mit acht zu drei Stimmen billigte die Mehrheit die Aufgabe der Parkplätze dort zugunsten eines Entrées für das Taubenloch. Die entsprechenden Planungen werden nun eingeleitet.

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