Amtsgericht Wolfratshausen:Geldbuße wegen Gammelfleischs

Stinkende Fleischspieße, eingetrocknete Rindersteaks: Richterin verurteilt die Verkäuferin eines Wolfratshauser Discounters.

Benjamin Engel

Fleischspieße, die müffeln und stinken, und zwei marinierte, teilweise eingetrocknete Rindersteaks. Diese ekelerregende Entdeckung machte ein 62-jähriger Lebensmittelkontrolleur vom Tölzer Landratsamt am 8. September 2010 nach einem telefonischen Hinweis.

Eine Verkäuferin soll diese und weitere teils marinierte Fleischprodukte in der Fleischabteilung einer Wolfratshauser Discounter-Filiale selbst hergestellt und zum Verkauf angeboten haben. Am Wolfratshauser Amtsgericht wurde sie daher am Mittwoch wegen einer fahrlässigen Ordnungswidrigkeit angeklagt.

Zwei einander widersprechende Gutachten machten es jedoch der Richterin nicht gerade einfach. Fünf Proben hatte das bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit in Oberschleißheim untersucht. Das Ergebnis: Die Produkte seien allesamt verdorben und nicht mehr zum Verzehr geeignet. Das Fleisch habe säuerlich gerochen.

Ein privates Untersuchungslabor, das die Gegenproben untersucht hatte, konnte jedoch keine sensorischen Auffälligkeiten feststellen. Das Gutachten des Landesamts überzeugte die Richterin schließlich mehr. Die Angeklagte, die vor Gericht nicht anwesend war, wurde wegen einer fahrlässigen Ordnungswidrigkeit verurteilt. Sie muss außerdem 500 Euro Bußgeld bezahlen.

Das Fleisch war eindeutig verdorben", erklärte der 62-jährige Lebensmittelkontrolleur vor Gericht. Er berief sich dabei auf seine Erfahrung. Er sei 16 Jahre Metzgermeister gewesen und arbeite seit 31 Jahren als Lebensmittelkontrolleur. Sofort habe er einen Kollegen informiert, der die Fleischproben noch am selben Tag ins Landesamt nach Oberschleißheim gebracht habe.

Jede Hausfrau hätte gesehen, dass das nicht in Ordnung ist", sagte eine Gutachtern des Landesamts vor Gericht. Die Fleischproben hätten säuerlich gerochen. Untersuchte Fleischröllchen hätten sie sogar an Erbrochenes erinnert. Zum Teil sei das Fleisch auch grünlich verfärbt gewesen. Außerdem hätten sie auch Schimmelpilze gefunden, sagte sie.

Ihr Fazit: zwar nicht gesundheitsgefährdend, aber nicht zum Verzehr geeignet. "Wir konnten nichts Auffälliges an den Proben feststellen", sagte ein 58-jähriger Lebensmittelchemiker vom privaten Untersuchungslabor, das die Gegenproben analysiert hatte.

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