Amphibienwanderung:Das große Laichen

Kröten auf dem Weg zum Laichplatz

Muss Liebe schön sein ... Ein Krötenmännchen umklammert ein Krötenweibchen inniglich. Die Tiere sind jetzt in Massen unterwegs auf dem Weg zu ihren Laichplätzen. Im März beginnt damit die Zeit der Krötenwanderung. Es ist eine oft gefährliche Reise.

(Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa)

Der Frühling nähert sich und damit auch die Paarungszeit der Kröten und Frösche. Damit sie auf dem Weg zu ihrem Gewässer nicht von Autos überfahren werden, organisiert der Bund Naturschutz Sammelaktionen.

Von Petra Schneider

Die Zeit der Wanderung dürfte bald beginnen: Mildere Temperaturen und Frühlingsregen werden wieder Tausende von Kröten und Fröschen aus ihren Winterverstecken locken, die sich auf den Weg zu ihren Laichgewässern machen. Oft eine lebensgefährliche Wanderung, wenn die Routen der Amphibien über viel befahrene Straßen und Wege führen. Seit Jahren organisiert der Bund Naturschutz (BN) deshalb Amphibiensammelaktionen. "Große Taten für kleine Wanderer", so lautet das diesjährige Motto für die bayernweite BN-Aktion.

Auch im Landkreis wird fleißig gesammelt: Rund 150 Ehrenamtliche, darunter auch Jugendliche und Kinder, haben im vergangenen Jahr knapp 37 800 Erdkröten, Gras-, Spring-, Teich- und Laubfrösche sowie verschiedene Molcharten an eigens errichteten, mobilen Fangzäunen eingesammelt und über Straßen getragen, die ihre Wanderwege kreuzen. Denn die Tiere kehren zum Laichen stets an die Gewässer zurück, wo sie selbst geschlüpft sind.

Seit dem Jahr 1992 gehört die Amphibiensammlung zu den Schwerpunkten der Kreisgruppe. "Von der Zahl der Aktiven her ist das unser größtes Projekt", sagte BN-Kreisvorsitzender Friedl Krönauer kürzlich bei der Jahreshauptversammlung. Koordiniert wird die Amphibiensammlung von BN-Geschäftsstellenleiterin Monika Schotte. Finanzielle Förderung gibt es von der Regierung von Oberbayern, weil das Projekt auch einen wichtigen Beitrag zum Artenschutz leistet: Von den sieben Amphibienarten, die im Landkreis vorkommen, stehen fünf auf der Roten Liste der gefährdeten Arten in Bayern.

Von März bis Mai werden einmal pro Woche Kontrollgänge an den etwa 16 Sammelstellen im Landkreis organisiert. Die in den mobilen Zäunen aufgefangenen Kröten und Frösche werden registriert und in Eimern auf die andere Straßenseite gebracht. Die Höhe der Fördergelder bemisst sich auch an der Zahl der Tiere.

Die Wanderungen sind nicht nur gefährlich für Frösche und Kröten, sondern auch für die Froschfreunde, vor allem für Kinder, die oft in den Zweierteams mithelfen. Denn die Sammlungen finden in den dämmrigen Abendstunden und oft an stark befahrenen Straßen statt. "Manchmal drängt sich der Eindruck auf, dass entlang der Fangzäune mit Fleiß schnell gefahren wird", kritisierte Krönauer. Regelmäßig appelliert der BN deshalb an die Autofahrer, nicht nur auf Amphibien, sondern auch auf die Helfer am Straßenrand Rücksicht zu nehmen, die mit Leuchtwesten und Lampen ausgerüstet sind.

Verstärkte Aufmerksamkeit während der Amphibienwanderzeit sind im Landkreis vor allem am Gut Meilenberg bei Dorfen, am Bergkramerhof, in Ascholding, am Harmatinger Weiher, in Haidach, Achmühle, Beuerberg, Sachsenkam, Seestaller und Stallauer Weiher, Kochel, Walchensee, Lenggries-Hohenburg, sowie Eulenschwang und Moosham geboten. Verkehrsschilder mit Froschsymbol oder Blinklichter sowie örtliche Tempolimits weisen auf die Sammelgebiete hin.

Erstmals habe der Leiter der Wolfratshauser Polizeiinspektion, Andreas Czerweny, im vorigen Jahr einen Vertreter zum jährlichen Amphibienhelfertreffen geschickt, um die Ehrenamtlichen über das richtige Verhalten bei den Sammeleinsätzen aufzuklären. Das Ziel des BN sei es aber ohnehin, flächendeckend Leiteinrichtungen aufzubauen, damit Frösche und Kröten nicht von Hand über Straßen getragen werden müssten.

Amphibienwanderung 2014

An den mobilen Fangzäunen werden die Tiere eingesammelt und über Straßen getragen, die ihre Wanderwege kreuzen.

(Foto: Hartmut Pöstges)

"Es kann nicht sein, dass der Erhalt der Artenvielfalt von Freiwilligen abhängt", sagte Krönauer. Im Kochler Ortsteil Ort, am Stallauer Weiher auf Höhe Wiesweber oder an der Bundesstraße 13 Lenggries/Anger bei der Hirschbachbrücke gebe es bereits solche Leiteinrichtung, "und das funktioniert gut". Die Frösche und Kröten werden dabei entlang niedriger Betonwände zu einem Tunnel geleitet, durch den sie auf die andere Straßenseite gelangen. Für die diesjährige Saison, die in zwei bis drei Wochen beginnt, geht es aber nicht ohne freiwillige Sammler; "Freunde der Frösche" würden deshalb dringend gesucht.

Infos unter www.bad-toelz.bund-naturschutz.de

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