„Amphibiensammler werden häufig belächelt, eigentlich geht Artenschutz aber alle was an“, sagt Sigrid Bender, Vorsitzende der Kreisgruppe des Bund Naturschutz (BN). Eine überschaubare, aber engagierte Gruppe von Interessierten hat sich im Haus Eichengrund in Bad Tölz zum Informationsabend des BN versammelt, um mehr über den Schutz von Fröschen, Kröten und Molchen zu erfahren. Denn bald ist es wieder soweit: Paarungsbereite Amphibien verlassen ihre Winterquartiere. um zu den Laichgewässern zu gelangen. Das kann für sie gefährlich werden.
Wenn sie auf ihrer Wanderung über Straßen laufen müssen, ende ihr Gang häufig tödlich, erklärt Bender. Deswegen kümmert sich der BN um die Wanderstrecken der Tiere und sperrt die Fahrbahnen, die ihren Weg queren, mit Zäunen ab. Die Aufgabe der Sammler ist es dann, die Tiere nachts auf die andere Straßenseite zu bringen.
Amphibien sind wechselwarm. Dies bedeute, dass sich ihre Körpertemperatur der Umgebung anpasse, erklärt Bender. Bei niedrigen Temperaturen verfallen sie in eine Winterstarre, verlieren also ihre Bewegungsfähigkeit. Sie suchen sich deshalb im Herbst geschützte Verstecke. Übersteigen die Abendtemperaturen dann die Fünf-Grad-Marke, was meist ab Mitte März der Fall ist, so begeben sich die Tiere auf den Weg zu den Laichgewässern. Dies sind meist kleine Tümpel, Teiche oder schwach fließende Bäche.

In Bayern gebe es 19 verschiedene Amphibienarten, sagt Bender. Von ihnen stehe ein Großteil auf der Vorwarnliste für bedrohte Arten, einige seien schon vom Aussterben bedroht. Im Landkreis sind insbesondere die Gelbbauchunke, die Kreuzkröte und die Wechselkröte gefährdet. Am häufigsten kommen allerdings die Erdkröte, der Braunfrosch und der Grünfrosch vor.
Die Tiere sind nicht alleine auf ihren Wanderwegen durch Straßenverkehr bedroht. Weitere Gefahren sind Klimaveränderungen, Verlust von Lebensraum, Pestizide und Insektizide. Umso wichtiger sei es, zumindest eine der Gefahren einzudämmen, betont Bender. Schließlich seien Amphibien für das Ökosystem wichtig, weil sie nicht nur selber Futter von Störchen und anderen Vögeln sind, sondern auch den Bestand kleinerer Tiere, die sie wiederum fressen, beeinflussen.
„Schon wenig Verkehr reicht, um wandernde Populationen enorm zu verkleinern“, erklärt Bender. Die Amphibien müssten nicht einmal überfahren werden. Für ihren Tod reiche es aus, mit einer Geschwindigkeit von mehr als Stundekilometern an ihnen vorbeizufahren, denn durch den Druckunterschied würden die Organe der kleinen Tierchen zerrissen.
Zu dem Info-Abend im Haus Eichenau sind auch motivierte Neulinge gekommen. Die BN-Kreisgruppe wurde in der Vergangenheit von vielen Amphibienhelfern unterstützt. Seit 1992 engagierten sich etwa 25o Freiwillige jährlich, 2024 waren es 225. Und der Einsatz zahlte sich aus: Seit Beginn der organisierten Sammlungen vor 33 Jahren wurde rund 800 000 Tieren über die Straßen geholfen.
Die Amphibienhelfer werden einmal pro Woche am Abend eingesetzt
Die Helfer würden einmal pro Woche abends an einer Sammelstelle eingesetzt, erklärt Monika Schotte, Leiterin der BN-Geschäftsstelle Bad Tölz-Wolfratshausen. Mit Warnweste, Stirnlampe, Eimer, Handschuhen und gegebenenfalls Armblinker gehe man dann zwei bis drei Stunden die Zäune ab. Die transportierten Tiere werden anschließend auf einem Helferzettel eingetragen, der dem BN hilft, den Bestand im Landkreis zu kontrollieren. Sogar eine Aufwandsentschädigung bekommt man für die Einsatzstunden ausgezahlt, die meisten spenden diese allerdings an den Verein.
Das Amphibiensammeln sei kein Hobby von Tierfreunden, sondern für den Bestand der bayrischen Natur sehr wichtig, bekräftigt Schotte. An diesem Abend finden sich dann schon Neulinge und routinierte Sammler zusammen. Für die Sammelstellen in Lenggries und rund um den Walchensee werden noch Amphibienfreunde gesucht.