Frühlingsgefühle haben nicht nur Menschen, sondern auch Tiere - davon sind Amphibien wie Frösche, Lurche oder auch Kröten nicht ausgenommen. Kaum ist der Winter vorüber, zieht es sie zur Fortpflanzung zurück zu den Gewässern, in denen sie einst geschlüpft sind. Das ist für sie lebensgefährlich, wenn sie Straßen überqueren müssen. Schon seit vielen Jahren sind auch im Landkreis ehrenamtliche Helfer im Einsatz, um die Tiere über die Fahrbahnen zu tragen. Seit fünf Jahren beschäftigt sich Josefine Hopfes, die seit 1998 im Bund Naturschutz tätig ist, mit dem Amphibienschutz. Sie betreut Sammelstellen in Achmühle, Bergkramerhof, Meilenberg, Harmating.
Die ortsgebundenen Frösche und Kröten finden ihre Laichgewässer nicht nur durch bekannte Wege und ihren Geruchssinn, sondern auch mithilfe eines speziellen Organs im Gehirn. Oftmals wandern viele hundert Tiere gleichzeitig, um sich so vor Fressfeinden zu schützen, zum Beispiel Katzen oder Mardern. Die Wanderung beginnt in der Dämmerung und kann mehrere Tage dauern, da die Amphibien nur circa 600 Meter pro Tag zurücklegen können. Da die Luftfeuchtigkeit in der Dunkelheit jedoch höher ist und so ein Austrocknen verhindert, bewegen sie sich primär nachts. Oft finden die Kröten schon während der Wanderung einen Partner. In diesem Fall wird das Männchen vom Weibchen bis zu ihrem Ziel Huckepack getragen. Einige Wochen später wandern die Tiere dann gemeinsam mit ihren Jungen zurück in die Wiesen und Wälder.
In Achmühle beginnt die Hauptwanderungszeit am 29. März und endet am 1. Mai. Seit 2012 gibt es dort eingegrabene Kisten, die Frösche und Kröten auffangen sollen, während diese am Amphibienschutzzaun entlang wandern. Dort werden sie dann eingesammelt und auf die andere Straßenseite transportiert. Josefine Hopfes ist jedoch unzufrieden mit der Umsetzung dieser Hilfsaktion. Die Kisten stehen zu weit auseinander. Da sich die Kröten den zusätzlichen Weg sparen wollten, fänden sie Löcher und undichte Stellen und überquerten die Straße auf eigene Faust, erklärt sie. Der Rückgang der Population sei unter anderem auch darauf zurückzuführen. Ein zusätzliches Problem ist für sie der Forstbetrieb, wenn er den Zaun beschädigt: Dadurch würden neue Lücken geschaffen, durch die dann die Amphibien schlüpfen können und auf die Straße gelangten. Durch Abholzung des an der Fahrbahn gelegenen Waldes seien 2020 noch weniger Tiere als sonst gerettet worden, so Hopfes. Während in Achmühle 2011 noch über 4000 Amphibien wanderten, seien es 2021 nur mehr 614 gewesen.
Achmühle ist eine der gefährlichsten Orte für die Amphibien. Durch zusätzliche Kontrollgänge am Abend soll die Population besser geschützt werden und der Bestand sich erholen. Optimalerweise, so Hopfes, sollten alle 40 bis 50 Meter Kisten stehen. Das Gelände sieht sehr abschüssig aus, und der Verkehr ist stark. Es gibt zwar eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 50 Stundenkilometern, außerdem mehrere Straßenschilder, die auf die Amphibien hinweisen. Allerdings scheinen dies nicht alle Autofahrer angesichts ihres Tempos allzu ernst zu nehmen. Um die Kröten, die mit ihrer langsamen Gangart besonders oft Verkehrsopfer werden, wirksamer zu schützen, wurde auch schon ein Rückwanderzaun angebracht, der ebenfalls täglich kontrolliert wird. So will man das Risiko minimieren. In Warnwesten kontrollieren die freiwilligen Helfer täglich das unwegsame Gelände.