Ammerland:Gemeinsamer Kampf für die Max-Villa

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"Wichtiges Kulturdenkmal": Landkreis, Gemeinde und Ostuferschutzverband kritisieren den Abrissantrag der Eigentümerin.

Birgit Lotze

Die Abrisspläne der Eigentümerin der Villa Max in Ammerland stoßen im Landkreis auf vehemente Kritik. Das Landratsamt und die Gemeinde Münsing wollen sich für den Erhalt der denkmalgeschützten Künstlervilla an der Südlichen Seestraße stark machen. Das haben sie auch in den vergangenen Jahren immer wieder versucht, allerdings ohne durchschlagenden Erfolg: Die Antragstellerin ließ das Landhaus mehr und mehr verkommen. Münsinger berichten, dass seit ihrem Kauf des Anwesens nach und nach wertvolle Teile ausgebaut wurden: der komplett erhaltene Speisesaal, die Kachelöfen, Fresken.

Die Balustraden fallen von der Villa Max in Ammerland nach und nach seit einem Jahr ab. Die Eigentümerin hält eine Instandsetzung für unzumutbar und beantragte in dieser Woche die Abrissgenehmigung. (Foto: N/A)

Der Ostuferschutzverband reagierte "geschockt" auf den Abrissantrag, der seit Mittwoch dem Landratsamt vorliegt. "Wir würden eines unserer wichtigsten Kulturdenkmäler verlieren", sagt die Vorsitzende Ursula Sciba. Die Mitglieder des Münsinger Verbandes, der um die klassizistische Villa der exzentrischen Künstlerfamilie von Max kämpft, überlegen nun, einen Anwalt einzusetzen.

Münsings Bürgermeister Michael Grasl konnte sich wegen einer Krankheit nicht äußern. Bauamtsleiter Stephan Lanzinger sagte, die Gemeinde werde "alles versuchen", damit es nicht zum Abriss komme. Der Ostuferschutzverband setzt vor allem auf die Standfestigkeit der Kreisbehörde. "Wir appellieren dringend an das Landratsamt, in der Sache hart zu bleiben", sagte die Vorsitzende Sciba. Landrat Josef Niedermaier (FW) will sich "mit Händen und Füßen gegen einen Abbruch" zu wehren.

Anders als beim ersten Versuch vor mehr als zehn Jahren, der laut Kreisbaumeisterin Sabine Preisinger "sehr hemdsärmelig" gestellt und leicht zurückzuweisen war, hat die Antragstellerin ihren Antrag diesmal begründet. Für sie ist die Instandsetzung und der Erhalt der Villa demnach nicht verhältnismäßig und unzumutbar. Dies würde bedeuten, dass die Antragstellerin vor Gericht voraussichtlich ihre Vermögensverhältnisse offenlegen muss. Bauamtsleiterin Sabine Preisinger stuft auch deshalb die Chancen für den Erhalt der Villa als gar nicht so schlecht ein - zumindest bei einer Bewertung "aus dem Bauch heraus". "Das wird schwierig, wenn man es sich leisten kann, eine Immobilie in einer der teuersten Lagen Deutschlands zehn Jahre brach liegen zu lassen", meint sie.

Doch zunächst steht das neue Verfahren an. Erst muss die Gemeinde Münsing Stellung nehmen, dort liegt der Abbruchantrag noch gar nicht vor. Ähnlich wie bei einem Baugenehmigungsverfahren wird daraufhin das Landratsamt eingeschaltet. Dort wird eine Bewertung vorgenommen, die sich auf das Gutachten stützt, das durch Bayerns obersten Denkmalschützer, Generalkonservator Egon Johannes Greipl, kürzlich erstellt wurde. Das Landesamt für Denkmalpflege kommt darin zu dem Schluss, das Baudenkmal sei "instandsetzungsfähig", der Charakter als freistehender Villenbau sei "in jedem Fall zu erhalten".

Die Denkmalpfleger sehen ihre Aufgabe als Berater und Gutachter damit erfüllt. Jetzt liege die Angelegenheit beim Landratsamt, sagte Pressesprecher Richard Nemec am Freitag. Ursula Sciba vom Ostuferschutzverband befürchtet eine Bankrotterklärung des Denkmalschutzes, käme der Abrissantrag durch: "Jeder kann dann sein Denkmal Stück für Stück abmontieren. Zum Schluss kann er dann einfach abreißen und kommt mit einer kleinen Geldstrafe davon."

© SZ vom 26.03.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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