Alternative Energie:Bad Tölz bald ohne Heizöl

Im Jahr 2035 soll die Energiewende in der Kurstadt erreicht sein. Sonne und Holz seien alternative Energielieferanten mit dem größten Potenzial für Strom und Wärme, meint das Kompetenzzentrum Energie im Oberland

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

In Bad Tölz ist es nicht immer einfach, eine Solaranlage aufs Dach zu bauen. Auf den ensemblegeschützten Häusern in der Fußgängerzone sind solche Paneelen nicht vorstellbar, ebenso wenig nebenan im pittoresken Altstadtteil "Im Gries". Das wissen auch Vorstandsvorsitzender Stefan Drexlmeier und Energiemanager Andreas Scharli vom Kompetenzzentrum Energie (EKO) der Energiewende Oberland. Dennoch seien Sonne und Holz die beiden alternativen Energielieferanten mit dem größten Potenzial für Strom und Wärme in der Kurstadt. "Ich glaube, dass Tölz bis zum Jahr 2035 ohne Heizöl auskommen kann", sagte Drexlmeier bei der Präsentation des Energienutzungsplans in der jüngsten Sitzung des Stadtrats.

Demnach belegt Heizwärme mit 48 Prozent den ersten Platz im Energieverbrauch von Bad Tölz, gefolgt vom Verkehr (34 Prozent) und vom Strom (18 Prozent). Die Wärme für die Kurstadt wird noch immer vorwiegend aus fossilen Energiequellen erzeugt: Erdgas hat hier einen Anteil von 64 Prozent, Heizöl liegt bei 21 Prozent. Dies seien vergleichsweise "überdurchschnittliche Werte", sagte Drexlmeier. Der Strom wird zu 62 Prozent von Unternehmen verbraucht, zu 37 Prozent von Privathaushalten und zu einem Prozent für die Straßenbeleuchtung. Erzeugt wird er lediglich zu knapp einem Drittel aus regenerativen Quellen, wobei Wasserkraft mit einem Anteil von 44 Prozent die größte Rolle spielt, gefolgt von Blockheizkraftwerken (24 Prozent) und Solarenergie (22 Prozent).

Hackschnitzelkraftwerk

Das Hackschnitzel-Heizwerk der Tölzer Stadtwerke im Lettenholz sollte nach Ansicht der Experten ausgebaut werden. Studien zeigten, dass genügend Potenzial an Energieholz in der Region vorhanden sei.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Um das Ziel der Energiewende 2035 zu erreichen, sehen Drexlmeier und Scharli noch "erschließbares Potenzial" in Bad Tölz. "Das sind keine Wolkenkuckucksheime", sagte Scharli. Anders als in Dörfern sei eine komplette Autarkie in der Versorgung einer Stadt allerdings schwierig. Weitere Fotovoltaikanlagen können nach ihrem Dafürhalten zum Beispiel auf dem Dach der Sportjugendherberge, auf kommunalen Gebäuden und auf Privathäusern in den Außenbezirken installiert werden. Außerdem plädieren beide für Wärmeinseln. Darunter subsumieren sie den Ausbau des Heizwerks am Lettenholz, einen Wärmeverbund für die Innenstadt oder das Gebiet Moraltpark/Karwendel- und Demmeljochstraße. Auch eine Kombi-Heizzentrale für das Badeteil wäre eine solche Insel. Die Frage, ob es dafür überhaupt genug Holz in der Region gibt, bejahte Scharli. Der Energieatlas Bayern und die Energieholzstudie für die Landkreise Bad Tölz-Wolfratshausen und Miesbach zeigen für ihn "ganz klar, dass nachhaltig Potenziale an Energieholz in der Region vorhanden sind".

Der neue Energienutzungsplan ist für Bürgermeister Josef Janker (CSU) ein "hilfreiches Instrument". Die Umsetzung müsse nun in kleinen, aber beständigen Schritten erfolgen, meint er. Dabei gibt die Stadt überraschend den Plan auf, eine Energiezentrale am Kogel nahe der Benediktbeurer Straße am Rande des Kurviertels zu bauen. Dieses Heizwerk war wegen seines Volumens und seines hohen Kamins umstritten, daran hatten Anwohner in der Bürgerversammlung im März heftige Kritik geübt. Dies sei aber nicht der vorrangige Grund für die Abkehr von dem Standort, stellte Bauamtsleiter Christian Fürstberger klar.

Alternative Energie: Stefan Drexlmeier, Geschäftsführender Vorstand des Kompetenzzentrums Energie, setzt auf alternative Energielieferanten.

Stefan Drexlmeier, Geschäftsführender Vorstand des Kompetenzzentrums Energie, setzt auf alternative Energielieferanten.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Wegen des massiven Eingriffs in die Hangkante widerspreche der geplante Bau vielmehr den Vorgaben, die im neuen Integrierten Städtebaulichen Entwicklungskonzept (ISEK) festgelegt sind. Nun werden erst einmal Kriterien definiert, wo die Energiezentrale ansonsten entstehen kann. Mögliche Standorte sollen dann mit der Bevölkerung diskutiert werden.

Darüber hinaus beauftragt die Stadt ein

externes Büro, um Maßnahmen zu koordinieren und Fördermöglichkeiten abzuklopfen. "Das ist ein Förderdschungel, da ist es gut, wenn jemand weiß, was man wann wie beantragt", sagte Fürstberger. Dieser Vorgehensweise stimmte der Stadtrat ohne Gegenstimme und ohne große Debatte zu. Lediglich Franz Mayer-Schwendner (Grüne) meldete sich zu Wort: "Es ist richtig super, dass es den Energienutzungsplan jetzt gibt", sagte er. Die Energiewende sei damit aufs richtige Gleis gesetzt. Nun müsse man den Plan allerdings systematisch abarbeiten und auch in der Bauleitplanung berücksichtigen, zum Beispiel bei der Zwickerwiese, sagte Mayer-Schwendner.

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