Früher war alles klar: Bad Tölz war Kurstadt und hatte die Jodquellen, die Wandelhalle, den Jodquellenhof, das Kurhaus. Nach dem Ende der alten Sozialkur in den Neunzigerjahren gab es immerhin noch das Spaßbad Alpamare, das Besucher aus ganz Deutschland anzog. 2015 war es auch damit vorbei. Seither ist alles unklar: Was macht Bad Tölz noch aus? Diese Frage soll die Suche nach einer neuen Stadtmarke beantworten, die seit 2021 läuft. Was bislang an Ideen gesammelt wurde, soll nun in der Praxis konkret werden. Zum Auftakt dieser Phase findet eine Markenstrategie-Workshop für Tölzer Unternehmen an diesem Mittwoch, 15. Februar, und am Mittwoch, 22. Februar, statt. Ziel sei es, aus den Firmen heraus "erste Umsetzungsideen" für eine neue Stadtmarke zu entwickeln, erklärt Bürgermeister Ingo Mehner (CSU).
"Wenn man mit Menschen über Bad Tölz spricht, ist das Kurbad-Image früherer Tage oft noch in den Köpfen verankert", meint Mehner. Vor zwei Jahren beauftragte die Stadt deshalb die Beratungsfirma Brand Trust aus Nürnberg, ein neues Bild von Tölz zu entwickeln, das Gäste, Firmen und Fachkräfte, aber auch Einheimische mit der Stadt verbinden. Das Interesse der Einwohner ist jedenfalls alles andere als sporadisch, wie Birte Otterbach, Pressesprecherin der Stadt, mitteilt: "Immer wieder erreichen uns grundsätzliche Fragen zum Stand der Dinge."
Brand Trust studierte insgesamt 699 Megabyte Datenmaterial, führte 14 Interviews mit Tölzerinnen und Tölzern, startete eine Bürgerbefragung mit 709 Teilnehmenden, veranstaltete einen Workshop. Das Resultat fasste Colin Fernando danach in einem Satz zusammen: "Bad Tölz gelingt die authentische Verbindung zwischen Zukunftsgewandtheit und Heimatgefühl, um ein lebendiges und lebenswertes Umfeld zu gestalten", sagt der Markenexperte der Nürnberger Firma.
Aus den Antworten der Befragungen wurden sieben Adjektive destilliert, die den künftigen Markenkern von Bad Tölz bilden sollen. Sie lauten: naturverbunden, bewegend, vitalisierend, kulturschaffend, gestaltungsfreudig, heimatverbunden und geerdet. All dies steht bislang aber nur auf dem Papier. Die theoretische Grundlage des Markenprozesses sei inzwischen jedoch abgeschlossen, erklärt Bürgermeister Mehner. Nun gelte es, erste Ideen für die Umsetzung zu sammeln - von den Unternehmen, aber auch von den Bürgerinnen und Bürgern. "Grundsätzlich wird eine Marke erlebbar, wenn möglichst viele Personen aus unterschiedlichen Bereichen gemeinsam die gleichen Werte vertreten und vorleben und zudem versuchen, die Vision in die Praxis umzusetzen", sagt Fernando. Am Ende des Prozesses werde sie dann auch konkret.
Die neue Stadtmarke soll dazu dienen, eine Orientierungshilfe für künftige Entscheidungen zu bieten. "Da dies alle Stadtbereiche betreffen wird, braucht es Kreativität in den Umsetzungsmaßnahmen und Disziplin, um das Image der Stadt langfristig zu ändern", betont Fernando. Die Marke werde um so stärker sein, "je mehr Haltung, Tölz-Spezifisches und regionale Außergewöhnlichkeit sich in diesen Umsetzungsmaßnahmen zeigt".