Alles ist weiß:Eingeschneit

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Derzeitige Situation an der St 2072 bei Leger vom Mittwochvormittag, 09.01.2019.

Die Staatsstraße St 2072 bei Leger am Mittwochvormittag. Die Straße bleibt mindestens bis zum Freitag gesperrt. Die Ortschaft Jachenau bleibt über die Forststraße von Einsiedl am Südufer des Walchensees für Anlieger und Einsatzkräfte erreichbar.

(Foto: Staatliches Bauamt Weilheim/oh)

Jachenau ist kaum erreichbar. Rettungskräfte versorgen den Ort mit Medikamenten und Lebensmitteln. Landratsamt rät Hausbesitzern, die Dächer ihrer Gebäude zu säubern. In Schäftlarn fällt der Schulunterricht jetzt auch aus

Von Benjamin Engel

Die massiven Neuschneefälle am Alpenrand bei Bad Tölz haben die Lage verschärft. Die Gemeinde Jachenau ist praktisch abgeschnitten. Nur noch über die Süduferstraße am Walchense dürfen Anwohner und Rettungskräfte in den Ort. Mitglieder des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) und der Feuerwehr haben die Gemeinde mit Lebensmitteln und Medikamenten versorgt.

In Absprache mit dem Jachenauer Bürgermeister Georg Riesch haben das BRK und die Kochler Feuerwehr die Transporte organisiert. Wie Kreisbrandrat Alfred Schmeide berichtet, hat die Kochler Feuerwehr mit einem Logistikfahrzeug in der Früh Lebensmittel für den Jachenauer Dorfladen aus Krün abgeholt. Die Gefahr von umstürzenden Bäumen sei auf der Walchenseer Uferstraße geringer als auf der gesperrten Staatsstraße von Lenggries aus. Ohne Begleitfahrzeug mit schwerem Gerät zum Umschneiden abgebrochener Bäume werde kein Wagen auf die Straße gelassen.

"In der Jachenau funktioniert die Dorfgemeinschaft", sagt der Kreisbrandrat. Die Bewohner würden zusammenhelfen. So wohne etwa ein Mitarbeiter der Tölzer Straßenmeisterei im Ort. Mit einem Schneefahrzeug räume er die Straßen im Tal.

Noch am Mittwochmorgen hat Schmeide selbst Medikamente für die Jachenau aus einer Lenggrieser Apotheke abgeholt. In Bad Tölz hat der Kreisbrandrat die benötigten Arzneien an BRK-Mitarbeiter übergeben. Der Tölzer Kreisverband hat ein Einsatzfahrzeug für den Katastrophenschutz in die Jachenau geschickt. Zwei ehrenamtliche Sanitäter sollen die medizinische Notfallversorgung sicherstellen. Ein in der Jachenau wohnende Ärztin unterstützt sie. "Als Katastrophenschutzorganisation stehen wir ständig im Kontakt mit dem Landratsamt", berichtet BRK-Kreisbereitschaftsleiter Jörg Kastner. Schon am Dienstag sei abgesprochen worden, wo Hilfe am meisten gebraucht werde.

Um bei Schneefall die Verkehrsverbindungen freizuhalten, sind grundsätzlich die Kommunen zuständig. Zur Unterstützung koordiniert derzeit das Tölzer Landratsamt die Hilfe im Landkreis. Dort tagen der Landrat, zuständige Fachabteilungen für Katastrophenschutz, öffentliche Sicherheit und der Kreisbrandrat. Laut Landrat Josef Niedermaier ist die Lage in der Jachenau mittwochmittags angespannt, aber beherrschbar.

Die besondere Wetterkonstellation, nicht die Schneemenge, machen die Lage laut Gudrun Mühlbacher vom Deutschen Wetterdienst (DWD) dramatischer als sonst. In den Staulagen der Alpen schneie es durch die kontinuierliche Nordströmung besonders stark. Es gebe heftige Windböen und nassen, schweren Schnee. Fichten mit ihrem dichten Nadelkleid könnten besonders leicht brechen.

Weil es so stark schneit, raten das Tölzer Landratsamt und die Regierung von Oberbayern Eigentümern Hausdächer zu räumen. Privatpersonen können sich etwa an Zimmerer, Dachdecker oder Gerüstbauer wenden. Für das Räumen privater Dächer seien die Feuerwehr und das Technische Hilfswerk nicht zuständig, heißt es in einer Pressemitteilung des Tölzer Landratsamts. Derzeit ist das Penzberger Hallenbad wegen der hohen Schneelast geschlossen. Auf Dächern von Schulgebäuden gebe es derzeit keine Probleme, sagt Marlis Peischer, Sprecherin am Tölzer Landratsamt .

In Kochel am See haben Bauhof-Mitarbeiter und Feuerwehrleute am Mittwoch das Bahnhofsdach geräumt. Laut Bürgermeister Thomas Holz ist bekannt, dass der 120 Jahre alte Dachstuhl bei hoher Schneelast an Grenzen stoße. Mit einem Schlauch haben die Feuerwehrleute den Schnee vom Dach gespritzt.

In der ganzen Region gibt es Verkehrsbehinderungen. Rund um Reichersbeuern konnte der Winterdienst nicht alle Straßen und Gehwege räumen. In der Verwaltungsgemeinschaft - mit Greiling und Sachsenkam - gilt daher vorerst Tempo 30 innerorts und auf Kreisstraßen. Im Landkreis ist das Straßenbauamt Weilheim derzeit mit allen fast 20 großen Räumfahrzeugen und zwei Schneefräsen unterwegs. "Von 4 bis 22 Uhr sind wir im Einsatz", sagt der für den Landkreis zuständige Martin Herda. Bis mindestens Freitag bleibt die Zufahrt von Lenggries in die Jachenau laut Straßenbauamt gesperrt. Nicht befahrbar sind derzeit auch die Staatsstraßen von Dietramszell in Richtung Holzkirchen und Endlhausen, mehrere Kreisstraßen, die Bundesstraße 307 nach Kaiserwacht und Mautstraße nach Wallgau (nähere Informationen auf der Landratsamts-Homepage).

Die Stadt Bad Tölz warnt Kinder, auf Straßen und Gehwegen zu spielen. Das ist gefährlich, weil der Winterdienst nach dem Räumen die Straßenränder abfräst und den Schnee abtransportiert, teilt Kurdirektorin Britta Hohenreiter mit. Am Freitag hat der Wertstoffhof zu.

Auch Schäftlarn im nördlichen Nachbarlandkreis München setzt der Wintereinbruch zu. An diesem Donnerstag und Freitag fällt der Unterricht an der Grundschule aus. Zudem beschwert sich eine Anwohnerin, dass Nebenstraßen und der S-Bahnsteig in Hohenschäftlarn bei Schneefall kaum geräumt werden. Ihre Tochter sitze im Rollstuhl und könne nicht zur Arbeit fahren, schreibt sie. Anrufer bei der Beschwerdestelle der Bahn seien bisher erfolglos geblieben.

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