Abschlussfeier der Berufsschule:Begehrte Fachkräfte

Entlassfeier Berufsschule

Mit dem Staatspreis wurden 24 von 166 Absolventinnen und Absolventen der Berufsschule Bad Tölz-Wolfratshausen bei der Abschlussfeier im Tölzer Kurhaus ausgezeichnet. Sie hatten eine Gesamtnote zwischen 1,0 und 1,50 erzielt.

(Foto: Manfred Neubauer)

Die Staatliche Berufsschule verabschiedet 166 Absolventinnen und Absolventen. Für sie stehen die beruflichen Chancen so gut wie selten. Die Festredner weisen die Schulabgänger aber auch auf die soziale Verantwortung hin.

Von Klaus Schieder

15 Jahre ist es her, da entließ Josef Bichler als Klassenleiter fast die Hälfte seiner Schüler in die Arbeitslosigkeit. Inzwischen hat sich die Situation grundlegend geändert. Die Wirtschaft brummt, sie sucht geradezu händeringend Fachkräfte. In der Metropolregion München hätten Berufsschüler somit die besten Aussichten auf einen Job, sagt Bichler. Als Leiter der Staatlichen Berufsschule Bad Tölz-Wolfratshausen verabschiedete er 166 Absolventinnen und Absolventen am Freitag im Tölzer Kurhaus ins Berufsleben. Ihnen gab er mit auf den Weg, in den eigenen Bemühungen nicht nachzulassen, nur weil derzeit viel von selbst laufe. "Nichts führt so leicht zum Versagen wie der Erfolg", sagte er. "Bleiben Sie am Ball."

Sein Haus bezeichnete Bichler als eine "bunte Berufsschule". Das hängt nicht zuletzt an den jungen Flüchtlingen, die dort fünf Vorklassen und zwei Praxisklassen besuchen. Die einheimischen Schülerinnen und Schüler hätten in vielfältiger Weise Kontakt zu den Asylsuchenden geknüpft, berichtete der Schulleiter. Er sei froh darüber, dass sich die jungen Menschen "auf Augenhöhe" begegneten und den Neuankömmlingen geholfen werde, sich in einem fremden Land zurechtzufinden. Die Verantwortlichen in den Betrieben rief Bichler dazu auf, sich auch jener Berufsschüler anzunehmen, die noch mit sprachlichen Schwierigkeiten zu kämpfen hätten. Dies erfordere ein wenig Geduld.

Staatspreis für die Besten

24 Absolventen der Staatlichen Berufsschule Bad Tölz-Wolfratshausen sind bei der Abschlussfeier als Jahrgangsbeste mit dem Staatspreis auszeichnet worden. Aus dem Landkreis sind darunter: Lara Gemmer aus Gaißach, Note 1,0 (Beruf: medizinische Fachangestellte, Ausbildungsbetrieb: Arztpraxis Dr. Barbara Karg, Gaißach); Lena Fischhaber aus Lenggries, 1,20 (medizinische Fachangestellte, Zentrum für Orthopädie und Chirurgie Dr. Pränger, Holzkirchen); Janina Fuchs aus Bad Tölz, 1,20 (medizinische Fachangestellte, Frauenärzte Dr. Nitschke und Dr. Krone, Bad Tölz); Franziska Eder aus Lenggries, 1,28 (Kauffrau für Büromanagement, SOS Kältetechnik GmbH, Königsdorf); Christiane Kampa aus Geretsried, 1,28 (Kauffrau für Büromanagement, Sixt Autovermietung, Pullach); Janna Schlienkamp aus Bad Tölz, 1,28 (Kauffrau für Büromanagement (Markus Graf, Bad Tölz); Antonia Relin aus Wolfratshausen, 1,29 (Kauffrau im Einzelhandel, Loth Hofladen, Münsing); Doris Melf aus Ascholding, 1,37 (Industriekauffrau, EagleBurgmann Germany GmbH & CO KG, Wolfratshausen); Matthias Eckl aus Benediktbeuern, 1,40 (Kfz-Mechatroniker, Auto- und Reifenservice Florian Schönsteiner, Benediktbeuern); Sebastian Maier aus Eurasburg (Industriemechaniker, EagleBurgmann Germany, Wolfratshausen); Biana Nörpel aus Kochel, 1,40 (Medizinische Fachangestellte, Prexis Dr. Kirchhübel, Dr. Voigt, Wolfratshausen); Veronika Seebauer aus Wolfratshausen 1,50 (Kauffrau für Büromanagement, Tyczka Energy GmbH, Geretsried). sci

Die Absolventen stehen für den Chef der Berufsschule an einer Wegkreuzung. Sie müssten sich nun über Ziel, Weg und Orientierung klar werden. Ob sie gleich in ihrer Firma bleiben oder sich einen anderen Arbeitgeber suchen, ob sie vielleicht ins Ausland oder einen anderen Umweg gehen - wichtig sei, dass sie dabei die Orientierung nicht verlören, sagte Bichler. Als Kompass sollte ihnen das ethische Wertesystem dienen. Dazu zitierte er Notger Wolf, den ehemaligen Abtprimas des Benediktinerordens: Bei allem, was man tue, müsse der Mensch im Mittelpunkt stehen, und alle Menschen seien dabei gleich.

Rund 15 000 Lehrstellen sind in Bayern unbesetzt, fast jeder dritte Betrieb in Deutschland finde keine Azubis: Mit diesen Zahlen wartete Renate Waßmer auf. Die Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Bad Tölz-Wolfratshausen, die als stellvertretende Vorsitzende des IHK-Regionalausschusses gekommen war, wies darauf hin, dass eine stetige Weiterbildung heutzutage wichtiger sei denn je. Vor drei Generationen habe sich das Wissen der Menschheit vom Umfang her alle hundert Jahre verdoppelt, mittlerweile seien es nur mehr fünf, sagte Waßmer. Für die Betriebe sei es wichtig, dass die jungen Leute "konstruktiv mitdenken, Dinge kritisch hinterfragen, mit Rückschlägen umgehen können und für andere Verantwortung tragen".

Ein Europa in Frieden, ein wirtschaftliche prosperierende Region und ein Landkreis, der bis zum Jahr 2035 noch um rund 12 000 Einwohner wachsen wird: "Ein großer Kelch der Glücks ist für Sie bereitet, zumindest von den Rahmenbedingungen her", sagte der stellvertretende Landrat Klaus Koch (Grüne) den Schulabgängern im voll besetzten Kursaal. Zugleich rief er sie dazu auf, nicht auf rechtsradikale Parolen und auf Hetze hereinzufallen, sondern sich in die lokale Gesellschaft einzubringen. "Damit der Kelch des Glücks nicht umstürzt", wie er betonte.

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