Abschied nach 14 Jahren:"Erst einmal runterkommen"

Abschied nach 14 Jahren: Zufrieden im Rückblick: Margit Menrad hat in ihren 14 Jahren als Bürgermeisterin eine ganze Reihe von Projekten in Icking umgesetzt.

Zufrieden im Rückblick: Margit Menrad hat in ihren 14 Jahren als Bürgermeisterin eine ganze Reihe von Projekten in Icking umgesetzt.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Nach mehr als zwei Amtsperioden geht Margit Menrad als Bürgermeisterin von Ickingin den Ruhestand. Sie verrät, was ihr Lieblingsprojekt war und was sie heute noch bedauert

Von Susanne Hauck, Icking

Es habe nie zu ihrer Lebensplanung gehört, einmal Bürgermeisterin von Icking zu werden, sagt Margit Menrad. Nachdem Hubert Guggenmos im Jahr 2006 einer schweren Krebserkrankung erlegen war, hatte die Wählergruppierung Unabhängige Bürgerliste Icking (UBI) ihre Fühler nach einem möglichen Nachfolger ausgestreckt und war bei Menrad vorstellig geworden. Diese Anfrage, sagt sie, habe sie "total überrascht". 14 Jahre und mehr als zwei Amtsperioden später hat sich die Ickinger Rathauschefin jetzt in den Ruhestand verabschiedet.

Menrad war 49 Jahre alt und Leiterin des Bauamts in Icking, als die UBI auf sie zukam. Eigentlich traute sie sich den Chefposten in der Gemeinde schon zu, als Diplom-Verwaltungswirtin brachte sie die fachlichen Voraussetzungen mit. Trotzdem ließ sie erst einmal den Familienrat tagen. Die Kandidatur sei beschlossene Sache gewesen, als ihr 15-jähriger Sohn seine Bedingung stellte, erinnert sich Menrad schmunzelnd. Die Forderung des Filius: Er habe damit kein Problem, solange sie mittags zum Kochen heimkomme. Danach könne sie ruhig wieder ins Rathaus gehen, weil er bei den Hausaufgaben sowieso keine Hilfe brauche.

Die Ickinger kennen ihre Bürgermeisterin als besonnen und beharrlich. Viele wissen von ihr privat jedoch kaum mehr, als dass sie aus Baden-Württemberg stammt. Nach dem Studium fing sie im Ministerium für Wissenschaft und Kunst an. Bestimmt wäre sie dort noch länger geblieben, hätte sich ihr Mann Hans-Ulrich Menrad im Jahr 1990 nicht erfolgreich als Pressesprecher im Tölzer Landratsamt beworben. "Eine Wochenend-Ehe war kein Thema für mich, deshalb ging ich mit unserer dreijährigen Tochter mit", erinnert sie sich. Auf ein paar Jahre Familienpause folgte dann eine Stelle in der Gemeinde Egling und 2006 schließlich - wegen des kürzeren Arbeitswegs - der Wechsel in die Gemeinde Icking.

Auf ihre Amtszeit kann Menrad durchaus zufrieden zurückblicken. Immerhin hat sie eine Menge Maßnahmen verwirklicht: die Sanierung des Rathauses, schnelles Internet in allen Ortsteilen, der Bau des Kreisverkehrs, die Umgestaltung der B 11, die Nahversorgung, die Planung für Mobilfunk an möglichst verträglichen Standorten, Photovoltaik auf den kommunalen Dächern, aber auch kulturelle und soziale Programme, die für ein intaktes Gemeindeleben wichtig sind, wie den "Ickinger Konzertzyklus", den Senioren-Mittagstisch oder den Einkaufsbus.

"Eigentlich die Kinderbetreuung mit dem Haus der Kinder und der Kinderkrippe" entgegnet sie jedoch auf die Frage, was ihr persönliches Herzensprojekt gewesen sei. Die Nachmittagsbetreuung an der Grundschüler war Mitte der 2000-er Jahre nur ein stundenweiser Notbetrieb gewesen. Mit dem Bau des Hdk, wie das Erfolgsmodell "Haus der Kinder" mittlerweile in aller Kürze heißt, habe sie eine verlässliche Betreuung für die Kinder berufstätiger Mütter anbieten wollen, die - anders als im Hort - zeitlich flexibel ist. "Sie sollten nicht gezwungen werden, ihr Kind die ganze Woche abzugeben, wenn sie nur an zwei Tagen Bedarf hatten."

Ein Wunsch sei für sie allerdings nicht in Erfüllung gegangen, sagt Menrad. Damit meinst sie den Erwerb des als "Huberwiese" bekannten Grundstücks zwischen Talberg und Egartsteig als Reservefläche für zukünftige Vorhaben. Dass der Kauf am Widerstand von Teilen der Bevölkerung und an einem Bürgerentscheid scheiterte, bedauert die scheidende Bürgermeisterin noch immer: "Damit wurde eine große Chance für Icking vertan, das ist sehr, sehr schade." Sie hätte es gern gesehen, wenn Bürger und Gemeinde zusammen und in Ruhe entwickelt hätten, was dort geschehen soll. Aber von Anfang an habe man Stimmung dagegen gemacht und Fotomontagen mit monströsen Wohnblocks auf grüner Wiese verteilt. "Das waren absolut Fake News, aber es wurde geglaubt."

Fake News sind für sie auch Behauptungen, dass sich die Gemeinde bei der Bebauung des ehemaligen Reithallengeländes die Hoheit über die Planung aus der Hand habe nehmen lassen, nur um Kosten zu sparen. In Icking kursierte immer noch die Ansicht, dass der Investor mit dem sogenannten vorhabenbezogenen Bebauungsplan einseitig seine Interessen habe durchsetzen können. "Das stimmt nicht", sagt die Menrad. Im Baugesetzbuch könne jeder nachlesen, dass man damit viel detailliertere Regelungen treffen kann. "Bis hin zur Farbe der Fensterläden, wenn der Gemeinderat das will, er hat die Entscheidung."

Immer wieder war auch die Rede davon, dass sich die Bürgermeisterin von ihrer Wahlgruppierung, der UBI, zuviel diktieren lasse. Eine Kritik, die Menrad nicht nachvollziehen kann. "Die Sitzungsladung und welche Sachverständigen eingeladen werden sollen, bespreche ich mich meinen Mitarbeitern im Rathaus und nicht mit der UBI." Die Zusammenarbeit mit dem Gemeinderat bezeichnet sie durchweg als konstruktiv. "Die Diskussion ist sehr wichtig, alle müssen zu Wort kommen können", sagt sie. Was sie sich wünschen würde: Jeder der Gemeinderäte solle es aushalten, wenn sich eigene Vorstellungen nicht durchsetzen ließen und die Mehrheit einen anderen Beschluss fasse. "So funktioniert Demokratie, da darf man nicht beleidigt sein", sagt sie.

Die Entscheidung, nicht mehr für eine dritte Amtszeit zu kandidieren, sei ihr nicht schwer gefallen. "Man wird mit den Jahren dünnhäutiger, und dann ist es gut, wenn Jüngere an die Reihe kommen." Eine Lehre sei ihr außerdem Merkels vierte Kanzlerkandidatur gewesen: "Vor der Wahl hieß es, sie traut sich nicht mehr, und nach der Wahl, sie kann nicht loslassen."

Zurück ins Schwäbische, also in die alte Heimat, zieht es die Menrads nun im Ruhestand nicht. "In Icking ist es sehr schön." Große Pläne für die erste Zeit hat Margit Menrad noch nicht gefasst. "Erst einmal runterkommen und die Bücher von meinem großen Stapel lesen", sagt sie.

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