40 Jahre Blombergbahn:Der Gipfel der Erlebniswelt

Wo es früher nur Fußwege gab, überschlagen sich heute die Vergnügungsangebote: Mit dem Bau der Bergbahn begann die umstrittene Kommerzialisierung des Tölzer Hausbergs.

Suse Bucher-Pinell

Bruno Egger kennt ihn noch, den Blomberg, als er nichts war als ein Berg, auf dessen Gipfel ein paar Fußwege führten. Er kann sich auch noch lebhaft an die Diskussion in den 1960ern erinnern, als sportliche junge Burschen und Mädchen die Idee verfolgten, den Blomberg mit einem Sessellift zu erschließen. Denn dort oben Ski zu fahren war damals eine mühsame Freizeitbeschäftigung. Man musste zu Fuß bis zum Birkelweg etwas unterhalb der heutigen Mittelstation hinaufstapfen, ehe man die steile und oft vereiste Piste hinuntergleiten konnte.

40 Jahre Blombergbahn: Die Blombergbahn hatte mit Startschwierigkeiten zu kämpfen. Erst mit Eröffnung der Sommerrodelbahn kamen die Massen.

Die Blombergbahn hatte mit Startschwierigkeiten zu kämpfen. Erst mit Eröffnung der Sommerrodelbahn kamen die Massen.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Zwei-, dreimal hintereinander schaffte man das, dann war der Nachmittag vorbei, erinnert sich Egger. "Es war lange Zeit ein Wunschtraum der Tölzer Jugendlichen, den Blomberg zu erschließen", erzählt der ehemalige Kommunalpolitiker. Doch der Stadt, der viele Flächen dort gehören, fehlte dafür das Geld und im Tölzer Stadtrat die Mehrheit. Dessen vornehmlich ältere Mitglieder hätten die Wünsche der Jugend für einen "Schmarrn" gehalten.

Egger wurde 1996 selbst Stadtrat und war mit 27 Jahren das jüngstes Mitglied im Gremium unter Bürgermeister Gregor Schöttl, später war Egger lange Vorsitzender der CSU-Fraktion. Die Kontroversen um einen möglichen Sessellift hat er hautnah miterlebt. Die Bevölkerung, zur Blomberg-Erschließung positiv eingestellt, habe der Politik Untätigkeit vorgeworfen, die Forstverwaltung habe befürchtet, dass der Berg abrutsche, wenn erst für die Liftschneise Bäume gefällt würden.

Igendwann wendete sich das Blatt. Der aus Berlin stammende Hans Zintel überzeugte die Tölzer von seiner Idee, selbst eine Bahn zu bauen und zu finanzieren. Der damalige Tölzer Kämmerer Heinrich Rath sei dem Projekt zugeneigt gewesen, auch der Stadtrat habe sich überzeugen lassen. 1971 feierte Zintel mit Polit-Prominenz die Einweihung des neuen Sessellifts samt zwei Schleppliften und der Skiabfahrt.

Sein Engagement entwickelte sich jedoch zum finanziellen Abenteuer, weit weniger Menschen als erwartet nutzten die Bahn. Die Stadt habe ihn immer wieder unterstützt, habe Pacht erlassen und dafür Anteile an der Bergbahngesellschaft erhalten. Doch Zintel hatte immer neue Ideen, für die er kämpfte. Nachdem die Sommerrodelbahn eröffnet war, damals Deutschlands längste, kamen endlich auch die Massen. "Die hat eingeschlagen, sie hat Alt und Jung gefallen", erinnert sich Egger.

Mittlerweile führt Hans Zintel jun. die Geschäfte, der Blomberg wurde zu einem Erlebnisberg. An der Talstation ist im Sommer ein Vergnügungspark geöffnet mit Trampolinen, Mini-Karts und Mini-Motorrädern, Wasserspielen und einem Kleintiergehege. Der "Blomberg-Blitz", eine Art Alpen-Achterbahn, schlängelt sich sommers wie winters über Bodenwellen und durch Steilkurven.

Für Mountain-Biker gibt es einen Rundkurs, für Wanderer zahlreiche Wege, Gleitschirm- und Drachenflieger haben gleich drei Startplätze, die sie mit der erneuerten Doppelsesselbahn erreichen können. In der Nähe der Bergstation beginnt der sportkinesiologische Übungsparcours "Gipfeltrimm" und auch Deutschlands höchster Kunstwanderweg "Sinneswandel", den der Kunstverein Tölzer Land initiiert hat. Neben dem Blomberghaus spannt sich zwischen den Baumwipfeln der Abenteuerparcours des Waldseilgartens.

Manche kritisieren die Kommerzialisierung des Bergs, doch Bruno Egger steht hinter der Entscheidung, den Blomberg als Zentrum einer Erschließung zu sehen statt vielerorts Weniges anzubieten. Heute kann er auch die zögerlichen Stadträte von damals verstehen. Mit 73 Jahren fährt er lieber Motorrad, als mit dem Sessellift hinaufzufahren und in die Sommerrodelbahn zu steigen.

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