30 Jahre Konzertverein Isartal:Stolze Vergangenheit, spannende Zukunft

30 Jahre Konzertverein Isartal: Zum Jubiläumskonzert stand der ehemalige künstlerische Leiter Christoph Adt wieder am Dirigentenpult, Henri Bonamy übernahm den Klavierpart, Wen-Sinn Yang das Cello, Anna Sophie Dauenhauer die erste Violine.

Zum Jubiläumskonzert stand der ehemalige künstlerische Leiter Christoph Adt wieder am Dirigentenpult, Henri Bonamy übernahm den Klavierpart, Wen-Sinn Yang das Cello, Anna Sophie Dauenhauer die erste Violine.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Mit pandemiebedingter einjähriger Verzögerung begeht das Philharmonische Orchester Isartal sein Jubiläum mit einer Matinee und feiert das Wiedersehen mit besonderen Wegbegleitern seiner 30-jährigen Geschichte.

Von Paul Schäufele, Wolfratshausen

Stilvoller hat man das 30-jährige Bestehen eines Konzertvereins kaum feiern können. Mit einem Solisten für jedes abgeschlossene Jahrzehnt holte der Konzertverein Isartal nach, was pandemiebedingt um ein Jahr verschoben werden musste: die Feier seines 30. Geburtstags mit einem Matinee-Programm des Philharmonischen Orchesters Isartal, in dessen Zentrum Ludwig van Beethovens Tripelkonzert stand. Neben schöner, engagiert aufgeführter Musik kam es dabei am Sonntag auch zu einem Wiedersehen mit einem alten Bekannten des Orchesters.

Zunächst trat, ganz regulär, Henri Bonamy auf, der sich 2018 gegen fünfzig Mitbewerber durchsetzen konnte und seitdem die Isartal-Philharmoniker als Chefdirigent leitet. Flink trat er aufs Podium und gab den Einsatz zur Ouvertüre der späten Mozart-Oper "La clemenza di Tito", entstanden für die Festlichkeiten anlässlich der Krönung Kaiser Leopolds II. zum böhmischen König. Bonamy dirigiert vorbildlich klar, mit relativ ausladenden, aber schnörkellosen Bewegungen. Für ein Orchester leidenschaftlich musizierender Laien ist das ein Glücksfall und gibt Gelegenheit, sich über die reine Koordinationsleistung hinaus auch echte Interpretationsfragen zu stellen. Mozarts Fest-Ouvertüre klang hier schlank und übersetzte die noblen Marschrhythmen in eleganten Pomp, der dem Anlass angemessen war. Denn die Anteilnahme an der Jubiläumsfeier war sichtbar und spürbar: Die Wolfratshauser Loisachhalle, Stammplatz für die Konzerte des Vereins, war gut gefüllt mit Freunden und Verwandten der Musizierenden und Liebhabern klassischer Musik. Für viele gehört das gemeinsame Musizieren im Philharmonischen Orchester fest zum Leben. "Wir sind wie ein Familie", sollte die Orchestervorsitzende Ilse Wagner in ihrer Ansprache im Anschluss ans Konzert sagen. Manche der Orchestermitglieder begleiten die Geschicke des Ensembles von Anfang an, als es 1991 zum ersten Mal unter dem Motto "Bürger spielen für Bürger" zusammentrat. Seitdem sind unzählige Konzerte gespielt worden, davon zeugte die lange Liste einstudierter Werke, die vor den Türen des Konzertsaals aufgestellt wurde.

Nicht wenige davon hat Christoph Adt dirigiert. Der geborene Stuttgarter hat ganze siebzehn Jahre das Philharmonische Orchester Isartal geleitet, ehe ihn seine Berufung als Präsident der Nürnberger Musikhochschule dazu gezwungen hat, das Amt aufzugeben. Umso fröhlicher wurde er nun fürs Jubiläum wieder an seinem angestammten Platz begrüßt. Als "Ehrengast" betitelte ihn Markus Legner, der Vorsitzende des Konzertvereins. Er erinnerte an die lange Zeit, in der Christoph Adt mit "scharfem Taktstock", so der höchstens halb ernst gemeinte Kommentar, das Orchester geformt habe. Es sei ein großer Spaß für die Musikerinnen und Musiker gewesen, ihn wieder einmal am Pult erleben zu dürfen. Zumal die momentweise Rückkehr Adts nicht bedeutete, dass Henri Bonamy in die Garderobe verbannt wurde. Nein, fürs Festprogramm traten Vergangenheit und Gegenwart des Orchesters gemeinsam auf die Bühne.

Denn Bonamy ist nicht nur ein versierter Dirigent, sondern auch ein vorzüglicher Pianist, was sich trifft, da Beethovens Tripelkonzert neben Solo-Violine und -Cello auch jemanden am Klavier fordert. Mit Bonamy an diesem Platz, der Geigerin Anna Sophie Dauenhauer und dem durch diverse Konzerte als Solist und Kammermusiker in Wolfratshausen gut bekannten Wen-Sinn Yang am Cello hatte sich ein agiles, temperamentvoll miteinander kommunizierendes Virtuosen-Trio zusammengefunden. Der ausgedehnte Kopfsatz gab dazu genügend Raum. Über der dynamisch differenzierten Orchesterbegleitung, die auf Adts sparsame Bewegungen hin brauste oder diskret tupfte, spannten sich die Kantilenen von Geige, Cello und Klavier. Wobei kein Geheimnis ist, dass Beethoven den prominentesten Part dem Cellisten der Uraufführung, Anton Kraft, zugedacht hat.

Brillieren konnte deshalb vor allem Wen-Sinn Yang, was niemanden störte, da Yangs ungemein gesanglicher Ton sich selbst qualifiziert. Im Verbund mit Dauenhauer gelangte er zu einem zupackenden Gestus, der mitriss. Dauenhauer spielte präsent, ohne aufdringlich zu sein, doch konnte sie auch wertvolle Impulse geben. In einer der Ritornell-Episoden des ersten Satzes stanzten Cello und Geige energisch die Triolen, was vom Klavier perlend kommentiert wurde. Der zweite Satz beendete das gegenseitige Anstacheln zu virtuoser Selbstpräsentation. Hier zeigten die drei Solisten ihr kammermusikalisches Gespür für lyrisches Singen im intimen Rahmen, was hier auf den Punkt genau gelang, expressiv-sinnlich, ohne zu kleben. Und mit derselben Beweglichkeit endete das Konzert als "Rondo alla polacca", tänzerisch, beschwingt und mit dem nötigen Glanz, der einem solchen Jubiläum angemessen war: Mit Stolz auf die vergangenen Jahrzehnte zurückblickend und mit Spannung die nächsten erwartend.

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