Wolfratshausen:Gefährliches Kunstwerk

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Die Skulptur der Künstlerin Veronika Jungebluth in Wolfratshausen. (Foto: WOR)

Eine 300 Kilo schwere Marmorskulptur stürzt um und verletzt einen dreijährigen Jungen schwer. Weil das Kunstwerk in Wolfratshausen nicht ausreichend gesichert war, muss die Kommune jetzt haften.

Von Ekkehard Müller-Jentsch, München

Geschenke müssen die Beschenkten nicht immer glücklich machen. Die Stadt Wolfratshausen wird finanziell womöglich noch lange eine Marmorskulptur beschäftigen, die sie vor vier Jahren von der Künstlerin Veronika Jungebluth geschenkt bekommen hat.

Dieses zentnerschwere Kunstwerk war schon bald darauf vor der Loisachhalle aufgrund einer maroden Befestigung umgekippt und hatte einen damals dreijährigen Buben schwer verletzt. Das Oberlandesgericht München (OLG) verurteilte die Stadt am Donnerstag dazu, etwa 20 000 Euro Behandlungskosten zu bezahlen und auch für eventuelle Spätschäden zu haften.

Die Künstlerin, die als Bildhauerin in Gauting arbeitet, hatte zudem in Wolfratshausen ein Malerei-Atelier eröffnet. Zu diesem Anlass schenkte sie der Stadt damals eines ihrer Kunstwerke. Diese 300 Kilo schwere Marmorskulptur war nur mit zwei Metallbolzen auf einer Metallplatte befestigt. Wie sich später herausstellte, waren diese Stifte im Laufe der Jahre durchgerostet. Als das Kunstwerk im März 2011 umkippte, erlitt der kleine Janik massive Verletzungen an Bein und Hand.

Seine Krankenkasse nahm daraufhin die Stadt Wolfratshausen in Regress. In erster Instanz wurde die Kommune vom Landgericht München II zur Zahlung verurteilt. In der Berufungsverhandlung bestätigte nun der 1. OLG-Senat diese Entscheidung. Die große und schwere Steinskulptur, die nur auf zwei dünnen Bolzen saß, habe augenscheinlich eine Gefahr dargestellt.

Die Stadt hätte statt Schreinern besser Schlosser mit deren Aufstellung betraut: Denen wäre die mangelhafte Befestigung gewiss aufgefallen. Zumindest hätte die Kommune nach dem ersten Winter die Standfestigkeit des Kunstwerks überprüfen lassen müssen. Die Stadt will sich nun an den Erben des österreichischen Handwerkers schadlos halten, in dessen Betrieb die Bolzen vor Jahren angebracht worden waren.

© SZ vom 09.05.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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