Gewohnt hat noch keiner darin: Gestern war Einzugstermin in die Wohnwürfel der Studentenstadt Freimann und damit Beginn der einjährigen Testphase. In fünf der sieben micro-compact homes (m-ch) genannten Container wohnen nun Studenten.
Ein Würfel bleibt frei für Besichtigungstermine, und in einem der 6,8 Kubikmeter großen Würfel lebt Richard Horden, Professor für Gebäudelehre und Produktentwicklung an der Technischen Universität (TU) München.
Horden hat den Würfel vor drei Jahren zusammen mit seinen Studenten und den Münchner Architekten Lydia Haack und John Höpfner entworfen. In diesem Wintersemester will Horden selbst testen, ob noch Verbesserungen nötig sind.
Gestern also galt es für die künftigen Bewohner, den Wohnraum durch den als Bad genutzten Eingangsbereich zu betreten und zu überlegen, ob es sich lohnt, zwei der drei als Sitzbank dienenden Stauraumcontainer für das Bettzeug zu verwenden oder lieber für Kleider und Schuhe.
Dann müsste das Bettzeug in das Regal über dem Esstisch gestopft werden und es bliebe kein Platz mehr für die Bücher. Die Bücher könnte Student über der Küchenzeile verstauen, wo Platz für das Geschirr und die Vorräte ist.
Die Enge hat aber auch Vorteile, wie Horden bei der Pressekonferenz erläuterte: Er zum Beispiel wache oft nachts auf, weil ihm eine Idee gekommen sei, die er dann sofort niederschreiben müsse. "Aus diesem Grund ist das Bett über dem Arbeits- und Esstisch angebracht", sagt er. "Die Bewohner werden eine neue Lebenserfahrung gewinnen", davon ist auch Dieter Maßberg, der Geschäftsführer der Studentenstadt Freimann, überzeugt.
Wohnen in der Dose für 150 Euro
Die Würfel wurden vom Studentenwerk München gebaut. Insgesamt kostete das Projekt eine halbe Million Euro. Timo Schneckenburger, Marketing-Vizepräsident des Mobilfunkbetreibers O2, der die Wohnwürfel als Sponsor unterstützt, legte Wert auf die Feststellung, dass die Firma mit dieser Investition "ihrer Verantwortung gegenüber den Studenten" nachkommen wolle.
Jeder der fünf Studenten wohnt für 150 Euro Miete im Monat, ohne Nebenkosten, in einer 100.000 Euro-Behausung. "Prototypen sind immer teuer", sagte Dieter Maßberg, "wenn die Würfel in Serie produziert werden können, wollen wir damit noch nicht bebaute Flächen in der Stadt bestücken und somit den knappen Wohnraum des Studentenwerks etwas erweitern. Die Würfel sind mobil und können an jedem Ort installiert werden."
Trotz günstigen Wohnens in einer neuen Wohnform überwiegt doch der Eindruck vom Wohnen in einer Konservendose: Der Innenraum ist knapp zwei Meter hoch, Bett und Tisch sind aus Aluminium, Innenwände und Boden sind grau und auf der Außenhaut steht mehrfach der Werbeslogan von O2 mit dem englischen Wort can geschrieben. Das kann auch "Dose" bedeuten.