Wohnungsvergabe soll transparenter werden:Stadt vergibt Sozialwohnungen im Internet

Die Stadt München will die Vergabe von Sozialwohnungen stark vereinfachen: Ab kommenden Jahr sollen alle Angebote im Internet einsehbar sein. Berechtigte können sich dann direkt beim Vermieter bewerben.

Bernd Kastner

Die Stadt will die Vergabe von geförderten Wohnungen komplett neu regeln. Vom kommenden Jahr an sollen alle Angebote in einem Internetportal einsehbar sein. Berechtigte müssen sich dann direkt beim Vermieter bewerben. Bisher fungiert das Wohnungsamt als Mittler zwischen Interessenten und Vermietern. Dieses Verfahren sei "höchst aufwändig, bürokratisch und schafft viel Frustration", sagt Sozialreferentin Brigitte Meier (SPD).

Wohnungsvergabe soll transparenter werden: 75.000 Sozialwohnungen gibt es in München. Sie sind ein rares Gut.

75.000 Sozialwohnungen gibt es in München. Sie sind ein rares Gut.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Sozialwohnungen sind ein sehr knappes Gut. Auf etwa 75.000 Wohnungen, das ist etwa jede zehnte des gesamten Bestandes in München, hat das Sozialreferat Zugriff. Darunter sind rund 45.000 klassische Sozialwohnungen, dazu kommen weitere, die meist im Eigentum der städtischen Gesellschaften GWG und Gewofag sind. Um diese geförderten Wohnungen konkurrieren jedes Jahr etwa 22.000 Bewerber mit geringem Einkommen, von denen 11.000 tatsächlich berechtigt sind - neu vermietet werden aber nur 3500. Auch die Vermieter seien laut Meier vom bisherigen Modell genervt: Im Schnitt zehn, mitunter bis zu 20 Mieter-Vorschläge bekommen sie von der Stadt präsentiert, ehe sie eine Wohnung vergeben. Die Stadt werde ihrer Maklerrolle nicht gerecht.

Mit dem neuen System, das Mitte 2013 starten soll, will Meier die Wohnungen schneller, passgenauer und transparenter vergeben. Seit März arbeitet eine Projektgruppe an der Planung. Meier und Rudolf Stummvoll, Chef des zum Sozialreferat gehörenden Wohnungsamtes, wollen ein Internetportal schaffen, das ähnlich funktioniert wie etwa Immoscout: Neu zu vermietende Wohnungen werden eingestellt, auch die im München Modell geförderten. Zugang zum Portal erhält jeder, der sozialwohnungsberechtigt ist.

Schneller und transparenter

Er kann dann die für ihn passende Wohnung auswählen und sich direkt beim Vermieter bewerben. Dieser wisse am besten, welcher Mieter in welches Haus passe, erklärt Meier einen der Hauptgründe für die Umstellung. Zudem wolle sie auch die Eigeninitiative der Bewerber fördern. Das bisherige System mit bis zu 150 Dringlichkeitspunkten soll ebenfalls radikal vereinfacht werden: Künftig soll es nur noch die Kategorien berechtigt und dringlich geben.

CSU-Stadtrat Marian Offman gehört zu den Kritikern des alten Systems. Nach seiner Erfahrung kämen fast nur noch Menschen zum Zuge, die schon von Wohnungslosigkeit bedroht seien. Zudem passten bisher viele Vorschläge nicht zu den Bewerbern: Wenn die Stadt älteren Menschen eine Wohnung im vierten Stock ohne Lift anbiete oder Behinderten eine nicht barrierefreie Wohnung, sorge das für Ärger. Die neuen Ideen bewertet Offman positiv. Die Schwächsten dürfe die Stadt aber mit dem Internetportal nicht alleine lassen.

Genau dies will auch Meier vermeiden: "Es darf kein Windhundrennen geben, bei dem die Schwächsten nicht mehr mitkommen." Ihre Mitarbeiter sollen sich künftig intensiver um die 20 Prozent der Bewerber kümmern, die am meisten Hilfe brauchen. GWG und Gewofag sollen verpflichtet werden, diese Gruppe unterzubringen. Diese beiden Gesellschaften sind es auch, die sich zunächst an dem Sozialwohnungsportal im Internet beteiligen, da sie mit 35.000 Sozialwohnungen das Gros das Angebots stellen. Nach und nach sollen dann weitere Vermieter hinzukommen.

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