Wohnungsbau:Das Haidhausen der Moderne

Wohnungsbau: Urban und dicht soll das neue Quartier in Freiham werden, gleichzeitig luftig und grün. Am Freitag wurde der Siegerentwurf des städtebaulichen und landschaftsplanerischen Wettbewerbs für den Abschnitt westlich der Aubinger Allee vorgestellt.

Urban und dicht soll das neue Quartier in Freiham werden, gleichzeitig luftig und grün. Am Freitag wurde der Siegerentwurf des städtebaulichen und landschaftsplanerischen Wettbewerbs für den Abschnitt westlich der Aubinger Allee vorgestellt.

(Foto: Visualisierung: Hild und K, Sergison Bates, von Ballmoos Krucker, Studio Vulkan)

Freiham ist das größte Entwicklungsgebiet Europas - und es soll an gute Münchner Traditionen anknüpfen.

Von Anna Hoben

Man kann nicht behaupten, dass Stadtbaurätin Elisabeth Merk sich schwer täte, einem den neuen Stadtteil Freiham schmackhaft zu machen. "Wer an solchen Tagen wie heute schon einmal einen Sonnenuntergang da draußen erlebt hat", sagt sie, "der weiß, das ist etwas Spektakuläres, wie es das hier in der Stadt nicht gibt". Thomas Jocher spricht von einem Blick, der Richtung Augsburg geht oder gar gleich Richtung Paris, "so weit das Auge eben reicht oder die Fantasie".

Jocher ist Vorsitzender der Jury, welche die besten städtebaulichen Konzepte für den zweiten Realisierungsabschnitt von Freiham gekürt hat. Der erste Preis ging an den gemeinschaftlichen Entwurf von vier Büros: Hild und K Architekten (München), Sergison Bates Architects (London), von Ballmoos Krucker Architekten (Zürich) und Studio Vulkan Landschaftsarchitekten (Zürich). "Die Arbeit ist stark vom öffentlichen Raum aus gedacht", heißt es in der Begründung der Jury, "und überzeugt sowohl städtebaulich wie auch freiraumplanerisch aufgrund der hohen Differenziertheit, Maßstäblichkeit und Nutzbarkeit der entstehenden Räume".

Auf der weiten Fläche ganz im Westen von München sollen in spätestens 20 Jahren 25 000 Menschen wohnen, laut Planungsreferat die "europaweit größte Siedlungsmaßnahme derzeit". Neben mindestens 10 000 neuen Wohnungen entstehen 7500 Arbeitsplätze, diverse Schulen und 13 Kindertagesstätten. 2024 soll der erste, im Osten und Süden gelegene Bauabschnitt vollendet sein. Für den zweiten Teil auf einem 57 Hektar großen Areal westlich der Aubinger Allee war zunächst mit 5000 bis 6000 Wohnungen geplant worden; der Gewinnerentwurf sieht nun sogar etwa 7000 Wohnungen vor.

"Wie kann man kompakt bauen und trotzdem großzügig mit Freiflächen umgehen?" Das, so Stadtbaurätin Merk, sei die zentrale Frage gewesen. Wichtig sei außerdem die städtebauliche Verknüpfung mit dem ersten Bauabschnitt. Die mit dem ersten Preis prämierten Architekten hätten darauf sehr schlüssige Antworten gegeben. Auch die Frage, wie Wohnen mit dem verbunden werden könne, was noch zum Leben gehört - Einkaufen, Ausbildung, Erholung - "das scheint uns hier bestmöglich gegeben", so Jocher. Er lobt zudem, dass der Entwurf die höchste Dichte an Wohnungen aufweise bei gleichzeitig geringster versiegelter Fläche.

"E s ist kein Leuchtturm, sondern ein alltäglicher Stadtteil", so beschreibt der Architekt Bruno Krucker von einem der Siegerbüros die Idee. Er holt dann noch ein bisschen aus: Auch Haidhausen und Schwabing, die zu den beliebtesten Stadtteilen gehören, seien ja einmal Stadterweiterungsgebiete gewesen. Stadt habe im besten Sinne "etwas Beiläufiges". Man gehe hindurch und halte zwischendurch an dem einen oder anderen Platz inne. Dementsprechend wichtig sind den Architekten solche Plätze, sie orientieren sich beispielsweise am Schwabinger Hohenzollernplatz, planen aber auch dreieckige Plätze, zum Beispiel nach dem Vorbild des Helmut-Fischer-Platzes, ebenfalls in Schwabing.

Solche Plätze seien typisch münchnerisch und beliebte Nachbarschaftstreffpunkte, sagt Krucker. "Die öffentlichen Freiflächen ergänzen in ihrer hohen Vielfalt den Landschaftpark mit neuen Motiven und haben mit ihrem eigenständigen Charakter einen eigenen Wert", heißt es in der Jury-Begründung. Nicht zuletzt deshalb lasse der Entwurf ein "urbanes, lebenswertes Quartier" erwarten, "das zusammen mit dem ersten Realisierungsabschnitt ein großes Ganzes wird".

Wenn man nur kurz auf das Modell des zweiten Bauabschnitts schaue, könne man meinen, das sei eine typische Blockrandstadt, sagt Krucker. Lege man aber zum Beispiel ein Modell von Schwabing daneben, zeige sich, dass die geplanten Wohnblöcke größer seien - bis zu 150 Meter lang können sie werden. Die Kindergärten sind in die Blöcke integriert. Die Wohngebäude sollen maximal acht Stockwerke hoch sein. Im Erdgeschoss ist punktuell Gewerbe vorgesehen. Das Rückgrat des ganzen neuen Stadtteils ist die Aubinger Allee. Bei den Schulen, so Merk, habe man "momentan mehr geplant als wir heute glauben zu brauchen". Gut möglich, dass sie aber irgendwann doch gebraucht werden, wenn Freiham Realität wird - "wir hoffen ja, dass es ein Stadtteil für junge Familien wird".

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